Falknerei in Österreich - Jagdfakten.at informiert
Martina Gräßle vom Österreichischen Falknerbund bei der Jagd

10 Fragen & Antworten zur Falknerei:
Von A wie Anbindehaltung bis Z wie Zucht. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Falknerei in Österreich:

10 Fragen zur Falknerei

in Österreich

1. Was sind Greifvögel?

Umgangssprachlich werden oft alle Vogelarten, die sich von Fleisch ernähren, Fangklauen haben, mit denen sie die Beute greifen (daher auch der Begriff „Greifvogel“) und einen krummen Schnabel haben, als Greifvögel bezeichnet.

Wissenschaftlich wirkt die Einteilung etwas umständlicher, hat aber ihre Begründung. Alle Lebewesen werden in der Biosystematik wissenschaftlich kategorisiert. Die Einteilung erfolgt anhand von stammesgeschichtlichen Zusammenhängen. Durch neue Erkenntnisse der Genetik ist es in den letzten Jahrzehnten zu neuen Einteilungen verschiedener Zweige in der Systematik gekommen.

Die Greifvögel werden unter den Habichtartigen zusammengefasst. Der Begriff Habichtartige umfasst alle segelfliegenden Greifvögel, darunter sind die Geier, Adler, Bussarde, Milane, Weihen, Habicht und Sperber mit all ihren Unterarten. Die Falken zählen streng genommen nicht zu den Greifvögeln, umgangssprachlich werden aber auch sie oft als Greifvögel bezeichnet. Falken sind nicht mit den anderen Greifvögeln verwandt. Stammesgeschichtlich besteht eine nähere Verwandtschaft der Falken zu den Papageien. Eulen sind eine Ordnung, die ebenfalls keine nähere Verwandtschaft zu den Greifvögeln oder zu den Falken aufweist. Umgangssprachlich werden sie dennoch oft als Nachtgreifvögel bezeichnet.

In vergangenen Jahrzehnten waren Überbegriffe wie Raubvögel und Krummschnäbel gängig. Raubtiere sind fleischfressende Tiere, demnach sind Raubvögel alle beutegreifenden Vögel wie Habichtartige, Falken und Eulen. Unter dem Wort Krummschnabel ließen sich diese ebenfalls zusammenfassen, anhand dieses auffälligen Merkmals, das sie alle aufweisen. Auch das Wort Geier wurde in den letzten Jahrhunderten als Überbegriff für die krummschnäbeligen, beutegreifenden Vögel verwendet. Das Wort „Geier“ stammt aus dem mittelhochdeutschen/althochdeutschen Wort „gir“ und bedeutet Gier/gierig.

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Junger Steinadler
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Wüstenbussard – ein moderner Beizvogel aus Amerika

2. Wie alt wird ein Falke, Bussard oder Adler?

In der Falknerei erreichen diese Arten oft Höchstalter. Sie werden in der Falknerei deutlich älter als in der Natur, und sogar älter als in Zoos. Das liegt an einer idealen Ernährung, einer ordentlichen Gesundheitsversorgung und im Unterschied zum Zoo am Freiflug, der der natürlichen Lebensweise am nächsten kommt und den Stoffwechsel des Vogels positiv beeinflusst.

  • In Falknershand können die meisten Falkenarten ein Alter von 15 – 20 Jahren erreichen.
  • Einer der ältesten Falken wurde 28 Jahre alt, dies ist jedoch eine seltene Ausnahme, denn bereits 20 Jahre sind ein langes Leben für einen Falken.
  • Bussarde in Falknershand werden oft um die 25 Jahre,
  • Adler sogar durchschnittlich 35 Jahre.
  • Geier sind noch langlebiger, mit um die 45 Jahre.

Das Gerücht, dass in der Falknerei nur junge Vögel verwendet werden, weil sie mit zunehmendem Alter aggressiv werden, bleibt eine unwahre Behauptung. Falkner haben ihre Vögel oft sehr lange. Es gibt durchaus Falkner, die mit ihren Vögeln im fortgeschrittenen Alter jagen. Es ist als Außenstehender wunderbar zu sehen, wie ein über viele Jahre eingespieltes Team aus Greifvogel und FalknerIn harmonisiert. Auch in Flugvorführungen werden entgegen mancher Behauptung ältere Vögel geflogen, durchaus auch Adler und Geier jenseits der 20 bzw. 30 Jahre.

Die FalknerInnen passen sich den Bedürfnissen ihrer Schützlinge an, denn ein Senior unter den Vögeln ist, wie bei allen Lebewesen, nicht mehr so agil wie ein junger, genießt den Freiflug aber noch genauso, wenn er sich in der Thermik tragen lassen kann.

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3. Woher nehmen Falkner ihre Greifvögel und Falken?

Seit den 70er-Jahren gelingt es erfolgreich Greifvögel zu züchten. Dank der Zucht der Wanderfalken durch Falkner in Deutschland konnten europaweit die Bestände dieser Spezies gesichert werden. In Österreich werden keine Greifvögel und Falken aus der Natur entnommen, um sie für die Falknerei zu nutzen. In vergangenen Jahrzehnten war das Aushorsten von Greifvögeln und Falken in Österreich noch erlaubt. Dabei handelt es sich um eine Zeit, in der auch der Abschuss der Greifvögel erlaubt war und teilweise sogar gefördert wurde. Die Gesellschaft hatte damals kaum bis wenig übrig, für die „Raubvögel“ und sah sie als Schädlinge an. Sie hatten damals einen anderen Stellenwert. FalknerInnen hingegen schätzten sie.

Alle Greifvögel, die bei FalknerInnen anzutreffen sind, stammen aus Nachzuchten in Menschenobhut. Der Handel mit Greifvögeln und Falken ist durch das Washingtoner Artenschutzabkommen streng geregelt und behördlich kontrolliert. Durch die heutigen Möglichkeiten wie DNA-Analysen weisen Züchter nach, dass die Jungvögel Nachkommen ihrer Vögel sind. Die Greifvogel- und Falkenzucht ist somit eine der am strengsten kontrollierten Zucht von Tieren in Österreich! Zucht heißt nicht gleich Handaufzucht. In den meisten Fällen funktioniert die Aufzucht der Jungvögel am besten, wenn diese von ihren Eltern aufgezogen werden.

Interview mit Martina Gräßle
Österreichischer Falknerbund

 

Die Ausübung der Falknerei, dem UNESCO Weltkulturerbe, ist in Österreich nur mehr eine kleine Randerscheinung der Jagd. Mittlerweile hat sie aber an Facetten dazu gewonnen: Auch die Greifvogelkunde, der Greifvogelschutz und die Greifvogelzucht sind heute Aspekte der Falknerei. Im Interview erklärt dies Martina Gräßle vom Österreichischen Falknerbund:

4. Sind Greifvögel in der Falknerei fehlgeprägt? 

Vorweg: Der durchschnittliche Falknervogel ist nicht fehlgeprägt. Eine Fehlprägung von Greifvögeln oder Falken würde zur Ausübung der Beizjagd mehr Nachteile als Vorteile bringen. Um die Frage korrekt zu beantworten, muss erst aufgezeigt werden, was Prägung ist: Prägung nennt man in der Verhaltensbiologie eine irreversible Form des Lernens: Während eines meist relativ kurzen, genetisch festgelegten Zeitabschnitts (sensible Phase) werden Reize der Umwelt derart dauerhaft ins Verhaltensrepertoire aufgenommen, dass sie später wie angeboren erscheinen. Mit „irreversible“ ist gemeint, dass das Verhalten, das durch Prägung erlernt wurde, zeitlebens nicht geändert werden kann.

Fehlprägung ist die Prägung auf ein falsches, unter natürlichen Umständen nicht zu erwartendes Objekt, so dass das geprägte Verhalten seine Funktion nicht erfüllen kann. Ist der Falkner ein solches „falsches Objekt“, das unter natürlichen Umständen nicht zu erwarten ist? Ja, das ist er durchaus. Aber prägen die FalknerInnen ihre Vögel auf sich, damit die Greifvögel zu ihnen zurückkehren? Nein! Die Grundlage der Falknerei ist und bleibt eine enge Mensch-Tier-Beziehung, die der Falkner mit Geduld und Einfühlungsvermögen erreicht und stets pflegen muss, um sie aufrecht zu erhalten.

Bei dieser Beziehung handelt es sich allerdings nicht um eine Fehlprägung.
Denn eine Fehlprägung schließt aus, dass der Vogel jemals wieder mit Artgenossen vergesellschaftet werden kann oder selbständig jagen kann, und dem Menschen gegenüber das angelernte Verhalten nicht ablegt. Jedoch ist bekannt, dass Falknervögel immer wieder zu harmonisierenden Zuchtpaaren mit einem Artgenossen zusammengestellt werden. Auch sind Falknervögel in der Lage, selbstständig zu jagen und sich zu ernähren. Außerdem löst sich die Bindung vom Vogel zum Falkner, wenn sich der Falkner über längere Zeit nicht mit dem Vogel beschäftig. Die Beziehung ist dann nicht mehr gegeben und der Greifvogel oder Falke „verwildert“ wieder.

All das weist darauf hin, dass es sich bei der Mensch-Tier-Beziehung zwischen Greifvogel und Falkner nicht um eine (Fehl-)Prägung handelt. Die Beziehung zwischen Greifvogel und Falkner ist eine andere. Die „Magie“ der Falknerei besteht darin, das Vertrauen eines Greifvogels zu gewinnen und zu bewahren und kommt dem Wort „zähmen“ vielleicht noch am nahestehen. Denn „zähmen“ heißt „sich vertraut machen, sich annähern, sich kennenlernen“.

Mit jedem Freiflug kann der Vogel selbst entscheiden, ob er zurückkehrt oder nicht.

Der Falkner muss den Vogel richtig einschätzen, ob dieser überhaupt fliegen will, ob er jagen will, ob er im richtigen Gemütszustand ist, ob das Wetter passt und vieles mehr. Es gibt unzählige Gründe, warum ein Greifvogel sich verstoßen kann, also sich dem Einfluss des Falkners entzieht, nicht immer hat der Falkner Einfluss darauf. Dazu kommt, dass jeder Greifvogel und Falke einen eigenen Willen hat, wir die Tiere studieren können, ihr Verhalten deuten können, aber nicht ihre Gedanken lesen können.

Wenn sich ein Vogel verstößt, also wegfliegt, aus welchem Grund auch immer, so ist es wichtig, dass der Falkner wieder Sichtkontakt herstellt. Dazu dienen heute oft Ortungssysteme wie Radiotelemetrie und GPS. Der Vogel trägt einen kleinen Sender, welchen der Falkner mit dem Empfängergerät orten kann. So kann der Falkner den Vogel wiederfinden, den Sichtkontakt herstellen und meist gelingt es ihm, den Vogel wieder zu sichern. Außerdem ist man in der Falkner-Community sehr gut vernetzt. Sollte ein Vogel abhandenkommen ist die Hilfsbereitschaft unter FalknerInnen sehr groß. Aber manchmal kann es sein, dass ein Vogel nicht mehr auffindbar ist.

Viele Falknervögel kommen durchaus in der Natur zurecht. Aber sie sind dieser eben wie ein Wildvogel ausgesetzt. Beuteknappheit durch Schlechtwetterperioden, Witterungsumschwung und andere Beutegreifer stellen dann auch für sie Gefahren dar. Faunaverfälschung durch entkommene Falknervögel wurde in Österreich bisher nicht beobachtet oder bestätigt.

Ein Falkner, dessen Vogel unwiederbringlich verloren geht, ist untröstlich. Das Gefühl, einen Vogel verloren zu haben, kann nicht beschrieben werden. Eine so tiefgehende Verzweiflung, die Trauer, die Selbstvorwürfe kann nur jemand nachvollziehen, der dies selbst erlebt hat. Ein Hunde- oder Katzenbesitzer, dessen Vierbeiner nicht mehr nach Hause zurückkehrt, kann diese Verzweiflung noch am ehesten nachvollziehen. Die Ungewissheit, was passiert ist, wo der Vogel ist, ob er noch lebt, wird den Falkner noch lange begleiten. Die FalknerInnen lieben ihre Vögel und werden stets so handeln, dass es dem Vogel gut geht. Passiert dennoch das Unvorhergesehene und der Vogel fliegt weg, hat der Falkner eine furchtbare Zeit voller Ungewissheit vor sich.

Jedes Tier, das sich frei bewegen kann, kann sich seinem Menschen entziehen, egal ob Hund, Katze oder Greifvogel. Eine wesentliche Errungenschaft für das Wiederfinden von verlorenen Tieren sind die Ortungssysteme, die zwar mittlerweile auch bei Haustieren wie Hund und Katze Anwendung finden, aber nirgends in solchem Ausmaß wie in der Falknerei verwendet werden. Das Wiederfinden seines Greifvogels ist jedem Falkner ein großes Anliegen und mit den technischen Errungenschaften und der weitreichenden Vernetzung der FalknerInnen einfacher denn je.

Die ausschließliche Anbindehaltung von Greifvögeln und Falken ist in Österreich verboten.

Es ist ethisch nicht vertretbar, einen Greifvogel oder Falken permanent anzubinden. Falkner halten ihre Vögel in Volieren, die sich nach dem Tierschutzgesetz richten, der Art angepasst sind und von der Behörde überprüft werden. Dies trifft sowohl auf private FalknerInnen, als auch auf Vorführbetriebe zu. Die Greifvögel und Falken bei FalknerInnen werden ausschließlich für das Training über gewisse Zeiträume, die ebenfalls gesetzlich geregelt sind, angebunden. Auch Flugvorführungsbetriebe dürfen ihre Vögel nicht permanent angebunden halten.

Für Besucher einer Vorführung entsteht schnell der Eindruck, dass ein solcher Vogel „nur“ angebunden ist, da der Besucher nur unmittelbar vor und nach einer Vorführung anwesend ist. Also genau in dem Zeitraum, in dem der Vogel zum Freiflug bereit gemacht wird. Dass der Vogel vorher und nachher aber in seiner Voliere steht, bleibt dem Besucher oft verborgen.

Die Abrichtung eines Greifvogels funktioniert ausschließlich mit der vorübergehenden Anbindehaltung. Nur so kann der Vogel zum Freiflug trainiert werden. Wenn in der Natur ein Jungvogel das fliegen lernt, sind seine Eltern stets in der Nähe, was durch ihre Fähigkeit zum Fliegen gewährleistet ist. Der Mensch kann aber nicht fliegen und würde dadurch den jungen Vogel, der das Fliegen erlernt, schnell aus den Augen verlieren. Dieses menschliche Handicap wird durch das Training über die Anbindehaltung kompensiert. Dies ist der Kompromiss, der dem Greifvogel den regelmäßigen Freiflug ermöglicht.

Die Falknerei ist neben der Taubenhaltung die einzige Haltungsform von Vögeln, in der die Vögel frei fliegen und selbst entscheiden, wann und ob sie zurückkommen. Vorübergehende Anbindehaltung ist nur in Kombination mit dem Freiflug zu rechtfertigen. Wird der Vogel nicht trainiert oder nicht gerade für den Freiflug oder für die Jagd vorbereitet, so ist er in der Voliere zu halten.

Das Aushungern von Falken und Greifvögeln ist keine Methode der Falknerei!

In Flugvorführungen sieht man oft, dass die Vögel Futter bekommen, wenn sie zum Falkner auf die Faust kommen, was nicht zwingend mit Hunger in Verbindung zu bringen ist. Damit ein Vogel überhaupt bei einem Menschen landet, ist Vertrauen notwendig! Der Vogel muss dem Falkner/der Falknerin vertrauen, die Mensch-Tier-Beziehung muss aufgebaut und aufrechterhalten werden. Nur dann kehrt der Vogel zum Menschen zurück. Ist das Vertrauen nicht vorhanden, kann der Falkner/die Falknerin mit noch so viel Futter winken, der Vogel kehrt nicht zurück. Die Futterstückchen dienen lediglich der positiven Verstärkung, als Belohnung. Denn ein Greifvogel oder Falke mag es nicht, gestreichelt zu werden, lobende Worte sind ihm gleichgültig, so bleibt neben dem Kontakt zu seinem vertrauten Falkner noch Futter als positive Verstärkung.

Wer die Falknerei beherrscht, lässt seinen Vogel nicht hungern! Damit ein Greifvogel oder Falke ausdauernd und kraftvoll fliegt, muss er in einer ausgezeichneten, körperlichen Verfassung sein. Ein ausgehungerter Vogel kann weder im ausdauernden Freiflug gezeigt werden, noch kann er zur Jagd eingesetzt werden. Falkner sprechen von der Kondition und meinen damit die körperliche Verfassung des Vogels. Streng abhängig von der körperlichen Verfassung ist auch die Motivation zu verschiedenen Aktivitäten eines jeden Lebewesens. Ausgewogene Ernährung ist ein wesentlicher Faktor der körperlichen Verfassung. Um mit einem Greifvogel oder Falken die Beizjagd ausüben zu können, muss der Vogel hervorragend ernährt und trainiert sein, damit er in der Lage ist, Beute verfolgen und greifen zu können. Dennoch muss er das Bedürfnis verspüren, Beute zu machen, also die Motivation zum Jagen haben.

Diese Motivation hat er nur, wenn sein Verdauungstrakt leer ist und er das Bedürfnis hat, seine Energiereserven nicht nur durch Energiesparen aufrecht zu erhalten und demnach auch Hunger verspürt. Hunger verspüren heißt aber nicht ausgehungert zu sein! Die Motivation des Greifvogels oder Falken lässt sich in gewisser Weise mit Menschen vergleichen, die eine körperliche Leistung vollbringen. Körperliche Leistung erbringt man am besten, wenn man sich ausgewogen ernährt, regelmäßig trainiert und die richtige Verfassung hat, also ausgeschlafen, gut im Training, nicht vollgegessen und nicht ausgehungert ist. Genau das gilt auch für die Greifvögel und Falken in der Falknerei. Natürlich hat der Falkner immer ein Auge auf die körperliche Verfassung und damit auch auf den Ernährungszustand seines Greifvogels. Damit die Falknerei funktioniert, muss der Greifvogel in einem idealen körperlichen Zustand sein! Falkner, die ihr Handwerk verstehen, hungern ihre Vögel nicht aus! Um als angehender Falkner die Kondition, also die Körperverfassung des Vogels verstehen zu können, ist fachliche Anleitung eines erfahrenen Falkners notwendig.

Die Ernährung der Greifvögel und Falken ist maßgeblich am natürlichen Vorbild orientiert.

Viele Falkenarten sind ausschließliche Flugwildjäger und atzen (= fressen) nur frisch geschlagene Beute. Andere erbeuten auch Säugetiere. Die Ernährung ist sicher ein Faktor, der die Greifvogel- und Falkenhaltung etwas komplizierter macht als die Ernährung eines Hundes oder einer Katze. Denn für Greifvögel und Falken eignet sich kein massenproduzierbares Trockenfutter oder Dosenfutter. Das Fleisch aus der Metzgerei oder von der Fleischtheke im Supermarkt ist nicht geeignet, da Schwein und Rind nicht zum Beutespektrum der Greifvögel und Falken gehören, und Bestandteile wie Innereien, Knochen, Haut und Fell bzw. Federn fehlen.

Außerdem benötigen Greifvögel frisches Fleisch. Das Reichen von lebenden Tieren ist zum Wohle der Futtertiere untersagt. Viele FalknerInnen halten selbst Futtertiere wie z.B. Geflügel, um diese frisch geschlachtet verfüttern zu können.  Auch das Füttern von Eintagsküken, die über den Zoofutterbedarf bereits getötet und gefroren erhältlich sind, hat sich bewährt, wenn diese regelmäßig mit frischem Fleisch ergänzt werden. Greifvögel sind Beutegreifer und auf artspezifische Nahrung angewiesen.

Ob in der Natur oder bei Falknern: Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Greifvogel oder Falke Laute äußert.

Unterschiedliche Greifvogelarten und Falken äußern unterschiedliche Balzlaute, Revierrufe, Kontaktrufe, Angstrufe, sie äußern Laute wenn sie Beunruhigt sind, Nestlinge äußern andere Laute als Ästlinge, bzw. als Jungvögel, die sich bereits in der Bettelflugperiode befinden. Je nach Greifvogelart und Falkenart gibt es ein unterschiedliches Lautrepertoire. Mäusebussarde fallen oft durch den katzenähnlichen, miauenden Ruf in der Natur auf, den sie von sich geben, wenn sie in der Thermik kreisen und mit ihren Rufen ihr Revier abgrenzen. Turmfalken fallen durch das aufgebrachte Rufen während der Paarungszeit und der Jungenaufzucht auf. Im alpinen Raum hört man im Spätsommer mit etwas Glück die Kontaktrufe der jungen Steinadler, die gegebenenfalls sogar in den Winter hineinreichen. An Gewässern in naturbelassener Landschaft hat man die Gelegenheit, die aufgebracht wirkenden Rufe der Seeadler zu vernehmen, die meist der Balz zuzuordnen sind.

In der Falknerei fallen Außenstehenden ebenfalls Lautäußerungen der Vögel gegenüber ihren FalknerInnen auf. Dies wird fälschlicherweise oft als Betteln um Futter interpretiert. Junge Vögel äußern häufig noch über längere Zeit Kontaktrufe. Diese hängen mit der natürlichen Bettelflugperiode des jungen Vogels zusammen. Während der Bettelflugperiode ist ein Greifvogel oder Falke noch auf seine Eltern angewiesen, die den Jungvogel nicht mehr füttern, ihn aber motivieren, sich um seine Beute zu bemühen. Sie fliegen mit der Beute von ihm davon, animieren den Jungvogel zum hinterherfliegen und die Beute abzujagen. In dieser Phase äußert der Jungvogel Rufe, sobald er die Elterntiere erblickt. Es ist nicht unmittelbar mit Betteln nach Futter in Verbindung zu bringen, da auch ein sattgefressener Junggreifvogel oder Jungfalke beim Anblick seiner Elternvögel diese Rufe, das sogenannte Lahnen, von sich gibt. Konrad Lorenz beschrieb diese Lautäußerung als Kontaktrufe.

Ist eine Mensch-Tier-Beziehung zwischen FalknerIn und auszubildendem Greifvogel oder Falken hergestellt, so äußert der Vogel möglicherweise auch der Falknerin/dem Falkner gegenüber diese Laute. Dies stellt ein natürliches Verhalten in dieser Lebensphase dar. Diese Bindung zwischen Vogel und FalknerIn ist gewünscht, denn es bedeutet, dass der Vogel stressfrei ist. In der Natur beendet der Jungvogel das Lahnen, sobald ihn seine Eltern abstoßen. Sie dulden ihn nicht mehr in ihrer Nähe und verjagen ihn. Damit hört der Jungvogel in der Natur das Lahnen auf. Lahnt der Vogel bei der Falknerin/beim Falkner, so kann es sein, dass er dies über einen etwas längeren Zeitraum macht, da sein/e FalknerIn ihn nicht von sich stößt. Aber auch in der Falknerei klingt das Lahnen des Greifvogels mit fortschreitendem Alter ab.

Manche Falknervögel äußern auch Balzgeräusche ihren Falknern gegenüber. Die Lautäußerung beim Betteln um Futter ist eine andere, als das Lahnen und klingt mit dem beenden der Ästlingsphase gänzlich ab. Ein ausgewachsener Greifvogel bettelt in der Regel nicht mit Lautäußerungen um Futter. Das sogenannte Lahnen, also die Kontaktrufe, ist die häufigste Lautäußerung von Greifvögeln in der Falknerei.

Die Falkenhaube ist ein wichtiger Gegenstand in der Falknerei und wird auch bei anderen Greifvogelarten angewendet.

Die Haube hat mehrere Funktionen. Sie wird hauptsächlich zur Beizjagd (Jagd mit dem Greifvogel oder Falken), zum Transport und bei der tierärztlichen Behandlung verwendet. Der Greifvogel oder Falke ist nur über einen kurzen Zeitraum verhaubt. Die Haube wird vor dem Freiflug abgenommen.

Die Haube wird aus Leder gefertigt und jedem Vogel individuell angepasst. Sie darf an keiner Stelle drücken und muss einwandfrei passen, nur so akzeptiert der Vogel die Haube. Der Vogel muss sich freiwillig verhauben lassen. Mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl muss der Falkner den Vogel an das Verhauben gewöhnen, dabei wird kein Druck und kein Zwang ausgeübt. Jungfalkner benötigen hierzu meist Anleitung des Lehrprinzen, da das richtige Verhauben ebenfalls vom Falkner erlernt werden muss, damit der Vogel nicht nur die Haube, sondern auch das Verhauben akzeptiert. Das Verhauben wird zum Ritual für den Vogel, nach jedem Verhauben folgt das Training, der Freiflug oder die Beizjagd. So weiß der Vogel, sobald er verhaubt wird, dass eine positive Aktion folgt und stellt sich darauf ein.

Der Behauptung, ein verhaubter Vogel sei ruhig aus Schockstarre und Stress, da ihm sein wichtigster Sinn genommen wird, widerspricht das Verhalten des Vogels. Verhaubte Vögel ziehen oft ein Bein ein, plustern ihr Gefieder, oder stecken den Kopf zum Schlafen unter den Flügel. Das sind Verhaltensweisen eines entspannten Greifvogels oder Falken, und sprechen dafür, dass die Haube keineswegs Stress für den Vogel darstellt.

Greifvögel und Falken sehen um ein Vielfaches besser als der Mensch. So kann der Beizvogel bei der Beizjagd ein Beutetier meist erkennen, bevor es vom Falkner bemerkt wird. Ist der Vogel verhaubt, verhindert die Haube ein frühzeitiges losstarten des Vogels. Hat der Falkner oder der Jagdhund ein geeignetes Beutetier ausfindig gemacht, kann die Haube abgenommen und der Jagdvogel gezielt losgelassen werden. Die Verwendung der Haube ermöglicht eine gezielte Jagd mit dem Falken oder Greifvogel.

Beim Transport verhindert die Haube, dass sich der Vogel von äußeren Reizen erschreckt und vermeidet Stress. Für die tierärztliche Behandlung ist es von großem Vorteil, wenn sich ein Vogel verhauben lässt. Auch hier wird Stress vermieden. Wie jeder Tierhalter weiß, sind tierärztliche Behandlungen für das Tier meist unangenehm aber notwendig. Mit der Haube werden zumindest die optischen Stressfaktoren einer solchen Behandlung genommen. In Flugvorführungen werden oft ebenfalls Hauben verwendet. Dabei dient die Haube als Ritual. Der Vogel weiß, dass nach dem Verhauben der Freiflug folgt und stellt sich darauf ein.

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Bildquellen & Video für diesen Beitrag: © Jeffrey Schuster
Autor für diesen Beitrag: J. Egger / Jagdfakten.at

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