Unsere Jagfakten.at Redaktion hat alle Kandidaten zur Bundespräsidentschaftswahl 2022,
Dr. Michael Brunner, Gerald Grosz, Dr. Walter Rosenkranz, Heinrich Staudinger, Dr. Alexander Van der Bellen, Dr. Tassilo Wallentin und Dr. Dominik Wlazny, gebeten, für unsere Leser fünf Fragen rund um die gesellschaftspolitische Diskussion zum Jagdwesen in Österreich zu beantworten. Alle Herren bis auf Herrn Dr. Wlazny sind dieser Bitte bereitwillig nachgekommen, wofür wir uns herzlich bedanken möchten.

Bundespräsidentschaftswahl 2022

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5 Fragen zum Jagdwesen in Österreich

Das wollten wir von allen Kandidaten wissen:

  1. Ist die Jagd, wie sie derzeit in Österreich von mehr als 132.000 Jägerinnen und Jägern betrieben wird, ausreichend gesetzlich geregelt, oder sehen Sie die Notwendigkeit, die Normen zu ändern?
  2. Soll die Jagd weiter Teil der nachhaltigen Grundeigentumsnutzung bleiben oder zukünftig nur mehr subsidiäres Wildtiermanagement sein?
  3. Forstexpert:innen sind sich einig, dass der Waldumbau hin zu klimafitten Wäldern ohne die Jagd nicht möglich ist, wie sehen sie den Beitrag der Jagd zum Klimaschutz?
  4. Wildbret gilt unter Ernährungswissenschaftern als das höchstwertige Fleisch. Derzeit verzehren Herr und Frau Österreicher im statistischen Durchschnitt im Jahr 65 kg pro Kopf, davon sind aber nur 0,7 kg Wild. Wollen Sie uns – um den Konsum von Wildbret zu fördern – Ihr Lieblingsrezept für Wildfleisch verraten?
  5. Es gibt in Österreich – vornehmlich in den sozialen Medien und durch Demonstrationen auf öffentlichen Plätzen Kampagnen von Tierrechtsaktivisten, gegen die Jagd und gegen Jägerinnen und Jäger, die sich der Verbreitung falscher Tatsachen und persönlicher Diffamierung bedient –, und nicht nur Hasspostings sind die Folge. Was ist dazu Ihre Botschaft?

Michael Brunner
nimmt wie folgt Stellung:

 

Jagd hat in Österreich eine lange Tradition, die von vielen geschätzt wird. Ich befürworte eine weidgerechte und nachhaltige Ausübung der Jagd. Dabei ist aber auch auf die forstlichen Interessen der Waldbesitzer und auch der breiten Bevölkerung Rücksicht zu nehmen, die im Wald einen wunderbaren Ort der Erholung sieht. Wenn gesetzliche Anpassungen erforderlich werden, sind diese mit allen relevanten Interessengruppen in diesem Bereich abzustimmen.

Ich denke, dass sich viele Konflikte um die Jagd ausräumen ließen, wenn die Grundeigentümer stärker in Fragen der  Bejagung ihrer Liegenschaften einbezogen werden würden.

Die Jagd muss auch für geregelte Wildtierbestände sorgen. Vielerorts wird von starken Verbiss-, Schäl- und Fegeschäden berichtet, welche die Zukunftsfähigkeit des Ökosystems Wald gefährden könnten. Insbesondere wertvollen Mischbaumarten wie Tanne und Eiche sind  regional stark vom Wildeinfluss betroffen. Hier sollten Rahmenbedingungen geschaffen werden, um solche Schäden zu minimieren und um einen klimaangepassten Waldumbau zu ermöglichen.

Ich liebe in Butterschmalz ausgebackene Hirschschnitzerl mit Petersilerdäpfel und eine Schuss Preiselbeerkompott dazu. Ein Glas Grünen Veltliner DAC macht das Geschmackserlebnis perfekt für mich.

Generell müssen verschiedene Interessen bzgl. Tierschutz, Forstwirtschaft, die Nutzung des Waldes als Erholungsraum und dem Interesse an einer weidgerechten Jagd vereinbar sein. Diffamierungen und Hetze verurteile ich – ein offener Diskurs muss auf allen Ebenen möglich sein.

Gerald Grosz
beantwortet unsere Fragen so:

 

Die Jagd ist nicht nur die älteste, notwendige Tätigkeit des Menschen sondern heute auch eine wesentliche Basis unserer Kultur und unserer Traditionen. Die Jagdkultur kann auf einen jahrhundertealten Erfahrungsschatz verweisen. Die Jägerinnen und Jäger leisten damit einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt unserer Umwelt.

Ich bin selbst kein Jäger, habe aber vor der Geschichte der Jagd großen Respekt. Dies bringe ich auch in öffentlichen Statements zum Ausdruck. Die Notwendigkeit gesetzlicher Änderungen müsste von der Jägerschaft kommen, ist Aufgabe des Gesetzgebers. Sie soll weiterhin Teil der Grundeigentumsnutzung bleiben. Mein Lieblings-Wildrezept ist Wildschweinragout.

Walter Rosenkranz
teilt uns mit:

 

Die Jagdgesetze und ihre Verordnungen in den einzelnen Bundesländern bilden die gesetzliche Grundlage für uns Jägerinnen und Jäger. Die Zusammenarbeit zwischen Politik und den Interessensvertretungen wie zum Beispiel den Landesjagdverbänden sind aber ebenso ein unentbehrlicher Bestandteil, um unseren Anliegen und Sorgen entsprechend Gehör und Umsetzung zu verschaffen. Aus meiner Sicht ist die aktuelle gesetzliche Lage für uns Jäger eine gute. Jedoch steht auch die Jagd immer wieder vor neuen Herausforderungen und daher ist es wichtig, die entsprechenden Gesetze regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Im Jahr 2019, im Zuge der Novelle des Waffengesetzes, hat sich die FPÖ in ihrer Regierungsverantwortung für die Jäger eingesetzt und konnte wichtige Änderungen durchsetzen. Seit dieser Novelle ist es uns Jägern gesetzlich erlaubt einen Schalldämpfer zu verwenden, um den Knalllaut zu reduzieren und das ist nicht nur für die Wildtiere und uns Jäger ein gesundheitlicher Vorteil, sondern vor allem für unsere Jagdhunde. Und das ist nur einer der Vorteile, die diese Novelle gebracht hat.

Für mich ist die Jagd eindeutig ein Teil einer nachhaltigen Grundeigentumsnutzung und das muss auch so bleiben. Als Jäger weiß ich um die Wichtigkeit der weidgerechten Jagd als ein unentbehrlicher Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und Biodiversität, aber auch als Teil der österreichischen Kultur und Tradition mehr als Bescheid. Aufgrund der erhöhten Schalenwilddichte in Österreich besteht ein spezifisches Interesse an einer flächendeckenden Jagdbewirtschaftung und Wildschadenverhütung und dazu braucht es ein ganzheitliches Wildtiermanagement, in dem die Jagd als Grundeigentumsnutzung eine unerlässliche Rolle spielt. Die nachhaltige jagdliche Bewirtschaftung von uns Jägern trägt einen wesentlichen Teil zum Natur- und Umweltschutz bei und so haben auf Dauer nicht nur die Wildtiere mehr davon, sondern vor allem die Natur und wir Menschen.

Die Jagd trägt einen wichtigen Teil zum Klimaschutz bei. Wir Jägerinnen und Jäger sind die Hüter der Biodiversität und diese biologische Vielfalt brauchen unsere Ökosysteme, um uns mit sauberem Wasser und Nahrungsmitteln versorgen zu können. Zusätzlich speichern intakte Ökosysteme massive Mengen an CO2 und schützen uns vor Naturereignissen wie Hochwassern, Lawinen, abrutschenden Hängen uvm. Die immer steigenden Nutzungsansprüche unserer Gesellschaft führen dazu, dass für unsere Pflanzen- und Tierwelt immer mehr an Beachtung verlieren. Und da leisten wir Jägerinnen und Jäger einen wichtigen Beitrag. Mit vielfältigen Maßnahmen sorgt unsere Arbeit für Ausgewogenheit und erhält Lebensraum für Tier- und Pflanzenvielfalt. Die Entwicklung unseres Waldes wird von uns mit Lenkungs- und Schutzmaßnahmen sowie gezielten jagdlichen Eingriffen unterstützt. So leisten wir als Teil eines großen Ganzen einen wesentlichen Beitrag zum Natur- und Artenschutz, ohne welchen Klimaschutz nicht möglich wäre.

Aus meiner Sicht kommt uns Jägern eine besondere Ehre und ein besonderes Empfinden für Nachhaltigkeit zu, wenn wir das Wildbret, das wir selbst und vor allem stressfrei erlegt haben, zu einer köstlichen Mahlzeit zubereiten dürfen. Mein Lieblingsrezept ist das Reh-Ragout vom selbst erlegten Reh mit hausgemachten Serviettenknödeln und Rotkraut.

Zutaten:
1,5 kg ausgelöste Rehschulter
3 geschälte Karotten
½ geschälter Sellerie
1 geschälte gelbe Rübe
1 gelbe Zwiebel
1 ML angedrückte Wacholderbeeren und Pfefferkörner
1 EL Öl zum Anbraten

Salz, Pfeffer aus der Mühle
Etwas Stärke zum Binden der Sauce
Je nach Saison Eierschwammerl oder Steinpilze
1,5 Liter Wildfond
Rotwein
2 EL Ketchup
2 EL Preiselbeeren
1 Rippe Kochschokolade

Zubereitung:

Zuerst entferne ich mit größter Sorgfalt alle Sehnen, Silberhäutchen und Fett. Dann schneide ich das Fleisch in gleichmäßige, nicht zu große Würfel. Das Wurzelwerk schneide ich ebenfalls in Würfel, die Pilze viertel ich. Dann wird der Zwiebel gewürfelt geschnitten.

In einem großen Topf erhitze ich das Öl, worin ich dann das Fleisch anröste. Wenn das Fleisch Farbe angenommen hat, gebe ich das Gemüse dazu und röste es mit an. Das wird dann gewürzt.

Nach einer kurzen Röstzeit kommt das Ketchup dazu, dann wird ca. 20 Minuten weitergeröstet. Wenn Bratenrückstände entstehen, löse ich die mit etwas Wasser. Das angeröstete Fleisch lösche ich dann mit einem Schuss Rotwein ab, den ich reduzieren lasse. Dann gieße ich mit dem Wildfond auf, bis das Fleisch abgedeckt ist und würze eventuell noch einmal nach.

Wenn das Fleisch weich ist, kommen die Schwammerl oder Pilze dran. Dazu erhitze ich wieder Öl in einer Pfanne, die Schwammerl/Pilze darin sautieren, würzen und danach zum Ragout geben. Dann kommt noch ein Esslöffel Preiselbeeren und dazu und dann wird nochmals abgeschmeckt. Wenn das Ragout zu dünnflüssig geworden ist, binde ich diesen noch mit etwas Stärke.

Fertig ist das Ragout! Zubereitet in einer guten Stunde für 4 Personen. Serviert in einer Schüssel und garniert mit Schokoladestreuseln.

Ein herrliches Gericht, das ich mit großer Demut und Wertschätzung gerne mit meiner Familie und Freunden teile.

Angesichts der Tatsache, dass viele dieser vermeintlichen „Spezialisten“ nicht mit dem Weidwerk und den Aufgaben und Pflichten eines Jägers vertraut sind, spreche ich mich klar und deutlich gegen jegliche Art von Diffamierungs- und Hetzkampagnen gegen uns Jägerinnen und Jäger aus. In einem Land wie Österreich, in dem die Meinungsfreiheit hochgehalten wird, darf und soll jeder seine eigene Meinung zum Thema Jagd haben. Diese kann auch gerne im Zuge einer sachlichen und fachlichen Begegnung diskutiert werden. Wenn sich aber Vereinigungen militanter Mittel bedienen, in dem sie Jägerinnen und Jäger körperlich angreifen, Hass- und Hetzkampagnen mit oft enormen Folgen starten oder im Zuge dieser gegen Gesetze verstoßen, um ihre jagdfeindliche Meinung jedem aufzudrängen, dann ist die Grenze für mich weit überschritten.

Heinrich Staudinger
fasst den Fragenkomplex so zusammen:

 

Der Umbau der Wälder gehört zu den vorrangigsten aufgaben der Gegenwart. Den Politikern, so scheint es, ist dies noch immer nicht klar. Drum müssen alle zusammenhelfen – die Forstbetriebe, die Waldbauern, die Jäger und die Menschen.

Alexander Van der Bellen
unterstreicht sein Statement aus dem Jahr 2016:

 

„Meine Position ist klar: Verantwortungsvolle Jägerinnen und Jäger leisten einen wertvollen Beitrag, um Wildtierpopulation in einem ökologischen Gleichgewicht zu halten und tragen zur Erhaltung unserer Kulturlandschaften bei. Die weidgerecht und nachhaltig ausgeübte Jagd ist für Österreichs Kulturlandschaft daher unverzichtbar und stellt einen Mehrwert für die Natur dar. Jägerinnen und Jäger erfüllen heute wichtige Aufgaben, die von der Gesellschaft anerkannt werden.“

Alexander Van der Bellen ist im Kaunertal aufgewachsen und bis heute so oft wie möglich in seiner Heimat zu Besuch. Viele seiner Freunde und Bekannten in Tirol sind Bauern und Jäger. Der Vater seines besten Freundes im Kaunertal, Hans, war Jäger von Beruf. Sie haben zusammen viele Stunden verbracht, Erfahrungen ausgetauscht und auch oft über die Jagd gesprochen. Van der Bellen weiß daher aus erster Hand, dass die Jagd notwendig ist.

Tassilo Wallentin
antwortet uns wie folgt:

 

Ist die Jagd, wie sie derzeit in Österreich von mehr als 132.000 Jägerinnen und Jägern betrieben wird, ausreichend gesetzlich geregelt, oder sehen Sie die Notwendigkeit, die Normen zu ändern?

TW: Sie ist ausreichend geregelt.

Soll die Jagd weiter Teil der nachhaltigen Grundeigentumsnutzung bleiben oder zukünftig nur mehr subsidiäres Wildtiermanagement sein?

TW: Ersteres.

Forstexpert:innen sind sich einig, dass der Waldumbau hin zu klimafitten Wäldern ohne die Jagd nicht möglich ist, wie sehen sie den Beitrag der Jagd zum Klimaschutz?

TW: Wenn die Verbissschäden zu groß sind, kommt kein neuer Wald auf.

Wildbret gilt unter Ernährungswissenschaftern als das höchstwertige Fleisch. Derzeit verzehren Herr und Frau Österreicher im statistischen Durchschnitt im Jahr 65 kg pro Kopf, davon sind aber nur 0,7 kg Wild. Wollen Sie uns – um den Konsum von Wildbret zu fördern – Ihr Lieblingsrezept für Wildfleisch verraten?

TW: Gamswurst

Es gibt in Österreich – vornehmlich in den sozialen Medien und durch Demonstrationen auf öffentlichen Plätzen Kampagnen von Tierrechtsaktivisten, gegen die Jagd und gegen Jägerinnen und Jäger, die sich der Verbreitung falscher Tatsachen und persönlicher Diffamierung bedient –, und nicht nur Hasspostings sind die Folge. Was ist dazu Ihre Botschaft?

TW: Schlachttiere aus industrieller Tierhaltung haben kein Leben vor dem Tod – ganz im Gegensatz zum Wild.

Dominik Wlazny’s
Presseteam bedauert:

 

… dass durch die Vielzahl der Anfragen eine Beantwortung unserer Fragen nicht möglich war.

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