Wie wird aus erlegtem Wild ein strahlendes Tierpräparat?

Das verrät uns Tierpräparator Andreas Waller in seiner Werkstatt im niederösterreichischen Merkersdorf.

TIERPRÄPARATOR

Lang lebe das Wild

Betritt man Andreas Wallers Werkstatt, ist man umgeben von Schwarzbären, Straußküken, Füchsen und Mardern. Auch ein Eichhörnchen klammert sich da an einen Ast, während eine Stockente schnurstracks in Richtung Ausgang fliegt, keine zwei Meter über dem geduckten Feldhasen, der sie wohl für eine Krähe hält.

Andreas Waller ist Tierpräparator.
Und all diese Tiere, von denen hier die Rede ist, sind tot. Oder anders gesagt: Sie sind präpariert, was so viel heißt wie ausgestopft.

Der gebürtige Niederösterreicher ist einer von rund 90 PräparatorInnen in Österreich. Während seiner Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter in Hollabrunn belegte er viele Unterrichtsstunden zum Thema Jagd – und entdeckte so seine Liebe zu Wildtieren. „Nach der Ausbildung war für mich klar, dass ich eine Lehre als Tierpräparator dranhänge. Es entsprach am meisten meinen Interessen und ist unter handwerklichen Gesichtspunkten ein sehr anspruchsvoller Beruf. Das hat mich gereizt.“

  • Was macht ein Tierpräparator genau?
  • Worauf kommt es an?
  • Und wo liegen die Unterschiede beim Präparieren eines Hirschs und eines Marders?

Präparation –
Keine blutige Angelegenheit

Über 90 Prozent von Andreas Wallers Kundschaft sind Jägerinnen und Jäger. Handelt es sich um vergleichsweise kleine Jagdbeuten, wie zum Beispiel Marder, Hasen oder Murmeltiere, kommen die JägerInnen einen Tag nach dem Erlegen mit dem ganzen Tier zu ihm nach Merkersdorf. Bei größeren Tieren, wie dem Rehbock oder Rothirsch, hingegen fährt Waller zu seinen KundInnen. „Oft geht es bei diesen Tieren nicht darum, sie als Ganzes zu präparieren, sondern ein sogenanntes Kopf-Schulterpräparat anzufertigen, das typischerweise an die Wand gehängt wird“, erklärt Waller. Was heißt das genau?

Zuerst wird das Fell abgezogen. Bereits bei diesem ersten Arbeitsschritt braucht es großes Fingerspitzengefühl. „Es geht darum, mit dem Messer die Haut nur soweit einzustechen, dass man die Bauchmuskeldecke nicht aufsticht. Ein guter Präparator kann das. Das einzige Blut, das man als Tierpräparator sieht, ist lediglich das der Einschusslöcher.“

Wurde das Fell abgezogen, wird es mehrere Tage in Salz eingelegt. Hier gilt: Je größer das Tier, desto länger kommt das Fell ins Salz. Beim Hirsch kann das bis zu sechs Tage dauern. Aber warum eigentlich? „Damit die Haut austrocknet und die Haare nicht ausfallen“, erklärt Waller. „Ansonsten würde der Verwesungsprozess innerhalb weniger Tage so stark fortschreiten, dass alle Haare abfallen.“

Ist die Haut ausreichend trocken, schickt Waller das Fell zum Gerber. „Die Arbeit des Gerbers ist ziemlich komplex, aber vereinfacht gesagt sorgt er dafür, dass das Fell und die Haut weich und haltbar bleibt.“ Das dauert in der Regel drei bis sechs Monate. Erst dann hat Waller das fertige Fell in seiner Werkstatt. Und kann mit dem eigentlichen Präparieren beginnen.

Mit welchen Materialien
werden Tierpräparate hergestellt?

Von Holzwolle bis PU-Schaum

Wie er vorgeht, hängt auch hier von der Größe des Tieres ab. „Die kleineren werden mit Holzwolle präpariert“, so Waller, „die großen mit 2-Komponenten-PU-Schaum.“

Im Falle eines Marders bedeutet das, dass Waller die einzelnen Körperformen mit Holzwolle modelliert. „Dafür braucht man gute anatomische Kenntnisse. Die Holzwolle wird zusammengepresst und mit einem Faden so zusammengebunden, dass sie die Form des jeweiligen Körperteils bekommt, also eines Schenkelmuskels beispielsweise. Dabei müssen die Proportionen möglichst realistisch ausschauen – und das Fell muss millimetergenau drüber passen.“

Dasselbe gilt für die Arbeit mit großen Tierfellen. „Mit dem PU-Schaum, der etwas härter ist als die Holzwolle, kann man die Muskulatur und Körperformen des Tieres sehr gut nachstellen. Aber er dient nur als Grundhilfe, denn wenn man das Fell zum ersten Mal übergezogen hat, passt dieser erste Entwurf selten genau. Also schleift man nach oder schäumt dazu. Und dann, irgendwann, passt das Fell genau auf die Form.“

Tierpraeparator Andreas Waller - Jagdfakten.at informiert

Tierpräparator Andreas Waller

Wie lange dauert es,
bis ein Tierpräparat fertig ist?

Alles in allem dauert es bei Andreas Waller – wie bei den meisten PräparatorInnen – rund ein Jahr, bis das Tier als Präparat in neuem Glanz erstrahlt. Wer weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt, nimmt die Wartezeit gerne in Kauf. Schließlich ist es für Jägerinnen und Jäger bis heute die beste Möglichkeit, ihr erlegtes Wild zu würdigen – und über mehrere Generationen hinweg zu bewahren.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: Tierpräparator Andreas Waller
Autor für diesen Beitrag: L. Palm/Jagdfakten.at

DIESEN
BEITRAG TEILEN