Was es mit dem Jagdhorn auf sich hat:
und warum es für die Zukunft der Jagd eine so entscheidende Rolle spielt –
erklärt Hornmeister Johannes Konrad in diesem Beitrag.
WAS KANN DAS
JAGDHORN?
Wozu diente das Jagdhorn früher? Um Musik ging es damals nicht. Ein Jagdhorn, das diente vor über tausend Jahren vor allem einer Sache: der Verständigung zwischen den einzelnen Jägern während der Jagd. Es wurde als Signalinstrument verwendet, damit eine Jagd möglichst gefahrlos stattfinden konnte. Weil: Irgendwie musste man sich ja über weite Distanzen im Wald verständigen, in Zeiten, in denen es noch keine Handys gab.
Heute hat sich das geändert. Das Jagdhorn hat sehr wohl etwas mit Musik zu tun. Und genau das ist auch der Grund, warum es ein regelrechtes Revival erlebt. Aber alles der Reihe nach.
Wie viele Jagdhorn
Signalarten gibt es?
„Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen 2 Signalarten, den Leitsignalen und den Totsignalen“, sagt Johannes Konrad. Der Oberösterreicher ist unter anderem Hornmeister der Jagdhornbläsergruppe Gusental sowie der Jagdhornbläser Nordwald. Als begeisterter Jäger kennt er sein Jagdhorn mindestens genauso gut wie sein Gewehr. Er erklärt:
- „Leitsignale strukturieren die Jagd,
- Totsignale hingegen werden zu Ehren des gestreckten Wilds gespielt.“
Insgesamt gibt es etwa 50 Jagdsignale, die heutzutage geblasen werden – wobei die genaue Zahl je nach Land und Region variieren kann. In dieser Zahl enthalten sind bekannte Signale wie etwa „Begrüßung“, das zu Beginn der Jagd geblasen wird, oder „Großes Halali“, das die Waffen der Jäger (zumindest vorerst) ruhen lässt, und auch die heute seltener gespielten Signale wie „Richtung“ oder „Zusammenziehen der Flügel“, deren koordinierende Funktion früher von unverzichtbarem Wert war, damit die Jägerschar beisammenblieb.
Welches ist das am meisten verwendete Jagdhorn?
Das heute am meisten verwendete Horn für Jagdsignale ist das sogenannte Fürst-Pless-Horn, das Ende des 19. Jahrhunderts in Preußen entwickelt wurde. Wobei für Totsignale zusätzlich das sogenannte Parforce-Horn zum Einsatz kommen kann: ein Jagdhorn, auf dem im Vergleich zum Fürst-Pless-Horn tiefere Töne geblasen werden können.
Jedem Wild sein eigenes Jagdhorn-Signal
Die erwähnten Totsignale nehmen einen ausgesprochen hohen Stellenwert innerhalb der Jagdhornsignale ein. Denn mit ihnen wird vor dem gestreckten Wild innegehalten, um es ein letztes Mal zu ehren. In der Jägersprache nennt man das „die Strecke verblasen“. Das geschieht höchst feierlich und nach traditionellem Ritual.
„Oft wird das in der Nähe vom Gasthaus gemacht, also dort, wo der Schüsseltrieb stattfindet“, erklärt Konrad. Schüsseltrieb, so nennt man das gemütliche Beisammensein und gemeinsame Essen nach der Jagd. „Zuerst wird die Strecke gelegt, also das erlegte Wild nebeneinander aufgelegt“, sagt Konrad. „Dann werden oft Fackeln angezündet und es wird Reisig um das Wild gelegt. Und dann bringen sich die Jagdhornbläser in Stellung und es wird das jeweilige Signal gespielt, wie zum Beispiel: ‚Reh tot‘ oder ‚Hirsch tot‘ oder ‚Fuchs tot‘.“
Es gibt für so gut wie jedes heimische Wild ein eigenes Totsignal. Die unterschiedlichen Melodien der jeweiligen Totsignale haben dabei einen ganz bestimmten Grund: Sie orientieren sich an den Bewegungen, die dem jeweiligen Wild zu eigen sind. Beispiele:
- Das Signal „Sau-tot“ wird ziemlich schnell gespielt und ist von „Auf-und-ab“-Tonfolgen durchzogen.
- Das Signal „Hirsch-tot“ hingegen ist, den Bewegungen des Hirschs entsprechend, majestätischer und erhabener.
Für Konrad hat die Jagdhornmusik einen entscheidenden Anteil am steigenden Interesse der Bevölkerung an jagdlichen Themen: „Durch die Musik kann der Bevölkerung nicht nur die Jagd, sondern auch das Brauchtum rundherum nähergebracht werden. Viele aus der Bevölkerung kommen so zum ersten Mal mit der Jagd in Berührung und verstehen besser, worum es wirklich geht.“
Das Horn als Sprachrohr
der Jägerschaft
Und genau das macht die Rolle des Jagdhorns in unseren Zeiten so faszinierend: Es verbindet. Und zwar mehr denn je. „Von Messen über Maiandachten bis hin zu Volksmusikveranstaltungen wird das Jagdhorn immer öfter geblasen, manchmal von bis zu acht Hornbläsern gleichzeitig!“, sagt Konrad.
Das hat auch dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren die Qualität der Jagdhornmusik einen massiven Aufschwung erfahren hat – und sich höchst lebendig weiterentwickelt. Denn neben Märschen und Fanfaren gibt es auch vermehrt neue Stücke, die komponiert und aufgespielt werden. „Da finden dann auch unterschiedliche musikalische Elemente Einzug“, sagt Konrad, „wie zum Beispiel Walzer, Tango oder Jazz.“
So sehr sich die Rolle des Jagdhorns seit seinen Anfängen auch verändert hat: Ein Instrument der Verständigung ist es über all die Jahrhunderte geblieben – früher lediglich zwischen Jägern, heute zwischen Jägern und Bevölkerung. Das Jagdhorn hat also noch lange nicht ausgedient. Oder sagen wir so: Die Luft aus dem Jagdhorn ist noch lange nicht draußen.
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Bildquellen für diesen Beitrag: © Johannes Konrad | © iStock
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at
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