Wie böse ist das Wildschwein wirklich? Jagdfakten.at informiert

Wie böse ist das Wildschwein wirklich?

Wenn es um Wildschweine geht, ist eine Diskussion über deren Präsenz auch nicht weit.
Wir haben uns die Sache mit dem Wiener Bezirksjägermeister Günther Annerl nun einmal differenzierter angesehen.

WIE BÖSE IST
DAS WILDSCHWEIN WIRKLICH?

Für die einen sind sie ein wahrer Segen, für die anderen der blanke Horror – wenn es um Wildschweine geht, teilt sich die Meinung bei Jägern, Waldbesitzern, Bauern, Winzern und Co. Gerade in städtischen Bereichen wird das Schwarzwild ob seiner immensen Vermehrungsrate immer mehr zum Problem, weshalb beispielsweise die italienische Metropole Rom vor einem Jahr das Okay zur Bejagung ausgegeben hat. Wie aber schaut die Lage in Österreich aus, beispielsweise in Wien? Wir haben bei Ing. Günther Annerl, Bereichsleiter im Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien sowie Bezirksjägermeister (12.-15. und 23. Wiener Gemeindebezirk) nachgefragt.

Ist das Wildschwein böse?

Waldbesitzer, Bauern und Co. stehen dem Wildschwein eher kritisch gegenüber aufgrund der Schäden, die es anrichten kann.
Ist das Wildschwein böse?

Ing. Günther Annerl: So pauschal kann man das nicht sagen, immerhin sind Wildschweine im Wald äußerst nützlich, weil sie den Boden auflockern und die Larven von Forstschädlingen fressen. Problematisch sind sie für die Landwirtschaft bzw. in privaten Gärten, weil sie hier viele Schäden anrichten können.

Welche Schäden richten Wildschweine an?

 

Ing. Günther Annerl: Auf landwirtschaftlichen Flächen können sie während der Aussaat Felder aufsuchen und sich vom Saatgut ernähren. Oder den privaten Garten auf der Suche nach Larven oder Würmern ordentlich umwühlen. Aber auch Feldfrüchte wie beispielsweise Mais sind eine Lieblingsspeise von Wildschweinen und können in Maiskulturen große Schäden anrichten.

Wildschweine ernähren sich zwischen 80 und 90 % von Pflanzen, darunter auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen wie Zuckerrüben, Sojabohnen, Weizen, Gerste, Raps, Mais, Erdbeeren, Süßkartoffeln und Co.

Welche Bundesländer haben die meisten Wildschweine?

Und welche Bundesländer haben die größten Probleme mit Wildschweinen?

Ing. Günther Annerl: In den meisten Bundesländern gibt es keine validen Zählungen, aber die meisten Wildschweine gibt es in Niederösterreich: das liegt zum einen an der Größe des Bundeslands, zum anderen an den für Wildschweine idealen Lebensräumen, die sie dort finden. Bekannt ist aber, dass im Jahr 2021/2022 in Österreich 52.000 Wildschweine erlegt wurden – 1.600 davon in Wien.

Apropos Wien – vor zwei Jahren sprach man hier von einer regelrechten Wildschweinplage.
Gibt es die noch oder ist man ihr Herr geworden?

Ing. Günther Annerl: Die Jägerschaft wurde damals angehalten, den Wildschweinbestand stark zu reduzieren, damit es zu keiner Plage kommt. Um den Wildschweinen immer einen Schritt voraus zu sein, wird vom Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien ein laufendes Monitoring durchgeführt. Dabei ist beispielsweise eine stete Kenntnis von Wildwechseln wichtig, um bei Notwendigkeit rasch handeln zu können. Dies kann einerseits im verbauten Gebiet mit Lebendfallen erfolgen, andererseits auf konventionelle Art und Weise.

Genereller Grund für die Plage ist die hohe Vermehrungsrate bei Wildschweinen.
Und die hat mehrere Gründe: Denn Wildschweine, die nicht hungern müssen, werden auch früher geschlechtsreif, wissen Experten. Die weiblichen Tiere, also die Bachen, bereits im zehnten Lebensmonat. Der durchschnittliche jährliche Zuwachs beträgt fünf Frischlinge pro Bache. Dazu kommt, so Günther Annerl, „dass auch milde Winter zu einem Populationsanstieg führen können.“

Welche Gefahren
gehen von einem Wildschwein aus?

Und wie verhält man sich richtig, wenn man auf Wildschweine trifft?

Ing. Günther Annerl: Grundsätzlich handelt es sich bei Wildschweinen um scheue Tiere, die jeden Kontakt mit Menschen meiden. Sollte Ihnen ein Wildschwein begegnen, heißt es Ruhe bewahren und sich langsam zurückziehen. Hunde sind auf jeden Fall an der Leine zu halten.

Wildschwein in der Küche

Unbestritten beliebt ist das Wildschwein jedenfalls in der Küche.

Ob Gulasch, Schnitzel oder Braten – das Schwarzwild hat einen weit besseren Ruf als sein naher Verwandter, das Hausschwein. Immerhin enthält Wildschweinfleisch wertvolle Mineralstoffe wie Phosphor, Kalium und Magnesium, sowie an den Spurenelementen Eisen, Zink und Selen. Auch Vitamin B1 und B2 sind in hoher Menge enthalten. Ersteres ist unter anderem wichtig für eine gesunde Funktion der Nervenzellen. Wichtig ist, wie stets bei Fleisch, auch hier auf eine optimale Qualität zu achten.

Ing. Günther Annerl: Bei Wiener Gusto verarbeiten wir ausgewählte Wildschweine sorgfältig zu feinsten Stücken wie beispielsweise Edelragout oder Rollbraten. Dabei wird das Fleisch in der eigenen Manufaktur verarbeitet und ist über wienergusto.at erhältlich.

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Bildquellen für diesen Beitrag: © Mario Ensmann
Autor für diesen Beitrag: U. Macher / Jagdfakten.at

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