Hunde gegen Schweinepest - Ausbildung von Kadaverspürhunden: Jagdfakten.at informiert

Jagdhunde sollen Wildschweinkadaver aufspüren

Die Afrikanische Schweinepest – kurz ASP – macht uns seit einigen Jahren Sorgen. Nicht, weil sie für den Menschen gefährlich ist und nicht einmal, weil sie in Österreich bis dato ausgebrochen ist, sondern weil sie eine ernste Bedrohung für Teile der Landwirtschaft ist, die immer näher rückt. Doch die heimischen Landesjagdverbände bereiten sich vor.

HUNDE GEGEN
SCHWEINEPEST

Deutschland, Slowakei, Ungarn, Kroatien – die Liste der Länder, in welchen die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen wurde, ist lange. Viele unserer Nachbarstaaten sind bereits betroffen. Die ASP ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die bei Wild- und Hausschweinen zum sicheren Tod führt und gegen welche es keinen Impfstoff gibt. Das besorgt natürlich vor allem die heimischen Schweinebauern und Landwirtinnen. Denn ist der Betrieb erst einmal betroffen, ist die Fleischressource dahin.

Dabei stecken sich die Hausschweine natürlich nicht aus dem Nichts an. Das Virus wird immer eingeschleppt – und das zumeist durch den Menschen. Es kann über Wochen auf Schuhsohlen, Kleidern und in Hundefellen überleben, ohne sich bemerkbar zu machen. Eine wesentliche Rolle spielen bei der Übertragung aber die freilebenden Wildschweine. Sind diese erst infiziert, ist der Weg in die Schweineställe nur mehr kurz für so ein ASP-Virus.

Ausbildung von Kadaverspürhunden
in Ober- und Niederösterreich

„Ziemlich sicher wird die ASP eines Tages bei uns auftauchen,“ ist sich Hannes Schiesser, Landesjagdhundereferent von Niederösterreich, sicher. Deshalb hat der Landesjagdverband bereits Vorsorgen getroffen. Acht Jagdhunde und ihre Hundeführer und Hundeführerinnen haben 2023 den Kurs für Leichenspürhunde der Polizei absolviert. Die Jagdhunde, deren Ausbildung auf lebende bzw. frisch verendete Wildtiere ausgerichtet ist, erlernen dabei das Auffinden von Wildschwein-Kadavern. Anschließend wurde die Ausbildung in Revieren in Niederösterreich fortgesetzt und mit einer zertifizierten Prüfung abgeschlossen. Die Kosten für die Ausbildung sowie den Aufwand für den Echteinsatz mitsamt technischen Hilfsmitteln trägt das Land Niederösterreich, die weiteren anfallenden Kosten übernehmen das Bundesministerium für Inneres und der NÖ Jagdverband.

Die ausgebildeten Hunde sind daher in der Lage, Wildschweinkadaver, die im Seuchenfall sichergestellt werden müssen, aufzufinden. Im Ernstfall obläge die Veranlassung der Suche der zuständigen Behörde. „Der Jagdverband tritt hier als Dienstleister auf,“ erklärt Schiesser. Die Behörde legt dann das Seuchengebiet fest, verständigt ausgebildete Hundeführer und informiert die Jagdausübungsberechtigen.

Gruppenbild - Ausbildung von Kadaverspürhunden: Jagdfakten.at informiert
BJM Johannes Schiesser (Vorsitzender des Fachausschusses Hundewesen im NÖ Jagdverband, li.), Innenminister Gerhard Karner (3.v.l.), NÖ Jagdverband-Generalsekretärin Sylvia Scherhaufer (4.v.r.), Landesjägermeister Josef Pröll (3.v.r.), Oberstleutnant Rudolf König (Leiter der Diensthundeabteilung, 2.v.r.) mit Hundeführerinnen und Hundeführern. © Karl Schober

Ähnliche Ambitionen hat der Oberösterreichische Landesjagdverband umgesetzt. Im März 2023 hat Landesjagdhundereferent Bernhard Littich das Projekt vorgestellt und anschließend aus 22 Jagdhunden elf ausgewählt, die unter Hundetrainer Uwe Heiß die Ausbildung zur Kadaversuche absolvierten. Die Ausbildungskosten übernahm in Oberösterreich das Agrarreferat des Landes.

„Alle Suchengespanne wurden mit GPS-Geräten ausgerüstet, um die Suchleistung der Hunde dokumentieren und an die Behördenvertreter als Auftraggeber übermitteln zu können. Das Suchgebiet wird über GPS-Koordinaten an den Landesjagdverband übermittelt und dort via App an die jeweiligen Hundeführer verteilt,“ erklärt LHR Littich Bernhard das Prozedere. Sechs der elf Hunde konnten im September bereits eine Prüfung zum Kadaverspürhund positiv ablegen. Dabei mussten Sie zwei kleine Wildschweinteile innerhalb eines Hektars Wald finden und dem Hundeführer zeigen. Eine Herausforderung für die Jagdhunde, wie der Landeshundereferent weiß.

Hunde gegen Schweinepest –
Was muss ein Kadaverspürhund können?

 

Sowohl in Nieder- wie in Oberösterreich wurden für die Ausbildung vor allem bereits ausgebildete Jagdhunde herangezogen. In Niederösterreich wagten Hundeführer und Polizei aber auch den Versuch, Junghunde heranzuziehen, die so dual – also für den jagdlichen Gebrauch und als Kadaverspürhunde – ausgebildet wurden. Zugelassen wurden allerdings ausschließlich Hundeführerinnen und Hundeführer mit gültiger Jagdkarte des jeweiligen Bundeslandes.

Ein Kadaverspürhund muss in der Lage sein, in einer vorgegebenen Fläche zu suchen. „Der Hund muss – in der Fachsprache – buschieren, also im Nahebereich des Hundeführers suchen,“ sagt Hannes Schiesser, Landesjagdhundereferent von Niederösterreich.

„Wir haben den Hundeführern freigestellt, ob die Hunde passiv oder aktiv suchen,“ erklärt der oberösterreichische Landesjagdhundereferent Bernhard Littich. Bei einer aktiven Suche verweist der Hund entweder mit einem Bringsel, also einem aufgenommenen Stück Holz oder Leder, auf die erfolgreiche Suche und führt die Hundeführerin darauf hin zum verendeten Stück – er ist dann ein sogenannter „Bringselverweiser“. Oder aber er bleibt beim Stück und bellt oder „gibt Laut“. Bei einer passiven Suche verweilt der Hund nur kurz beim Stück ohne Laut zu geben. „Mit dem Tod verbellen, also dem Laut geben, stoßen wir natürlich früher an räumliche Grenzen, das heißt, der Hundeführer hört den Hund nicht bellen, wenn er zum Beispiel in einem Graben fündig geworden ist,“ ergänzt Littich.

Hunde gegen Schweinepest - Ausbildung von Kadaverspürhunden: Jagdfakten.at informiert
Kadaversuchhund-Gespann © Christopher Böck
Hunde gegen Schweinepest - Ausbildung von Kadaverspürhunden: Jagdfakten.at informiert
Kadaversuchhund © Christopher Böck

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Bildquellen für diesen Beitrag: © Karl Schober | © Christopher Böck
Autor für diesen Beitrag: J. Egger / Jagdfakten.at

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