Fährten richtig lesen:
Auf den Spuren der Wald- und Wiesenbewohner
Welche Tiere leben in meinem Revier? Und wer stapft über Felder und Wiesen? Wie Menschen hinterlassen auch Tiere eindeutige Spuren, die man dank Abdrücken und anderen Parametern zuordnen kann. Christian Deschka, Biologe und passionierter Jäger aus dem Mühlviertel, erklärt uns anhand von fünf Beispielen, wie man Fährten richtig liest.
FÄHRTEN RICHTIG LESEN
Jedes Tier hinterlässt einen typischen Fußabdruck, auch Trittsiegel genannt. Dieser unterscheidet sich je nach Form des Fußes. Mit ein wenig Übung kann ein erfahrener Fährtenleser anhand dieser Trittsiegel nicht nur die jeweilige Tierart bestimmen, sondern auch die Art der Fortbewegung. Einfacher ist die Sache natürlich im Winter, wenn Schnee liegt, oder wenn der Boden in einem aufgeweichten Zustand ist, der das Erkennen solcher Spuren leichter macht.
Sohle, Zehen oder Zehenspitzen –
wer geht wie?
Prinzipiell unterscheidet man beim Lesen der Fährten drei Säugetiergruppen anhand ihrer Fußanatomie: Hier gibt es die Sohlengänger, die Zehengänger (ihre Füße werden als Pfoten bezeichnet) und auch die Zehenspitzengänger. Auf der Unterseite einer Pfote sind die Ballen zu erkennen, deren Anordnung und Form im Trittsiegel für jede Art typisch ist.
- Sohlengänger wie der Braunbär, der Waschbär, der Dachs oder auch der Mensch treten mit der ganzen Fußsohle auf, laufen also auf Ferse und Zehen; dadurch drücken sich die Ballen im Trittsiegel ab.
- Bei den Zehengängern (Katze, Hund) wiederum kann man nur Zehen und Hauptballen lesen. Durch den geringeren Kontakt mit dem Boden und die größere Schrittlänge können sie schneller laufen als Sohlengänger.
- Bei den Spitzengängern (z. B. Wildschwein und Reh) sind indes Zehen und Mittelfußknochen mehr in die Länge gestreckt, was sie zu schnellen und auch ausdauernden Läufern macht.
Tierspuren im Schnee,
Park, Wald & auf der Wiese
Unser Experte Christian Deschka hat für Sie die Spuren von fünf Tieren analysiert, die Sie im Park, im Wald oder auf Wiesen finden können:
1. Das Eichhörnchen
Es hat an den Vorderfüßen vier und an den etwas größeren und länglicheren Hinterfüßen fünf Zehen, die vor allem im Schnee gut sichtbar sind. Oft sind die Spuren schon daran zu erkennen, dass sie von Baum zu Baum führen. Es sind aber auch die einzelnen trapezförmigen „Sprunggruppen“ (Abdrücke aller vier Pfoten) charakteristisch. Sie entstehen, indem zunächst die Vorderpfoten nebeneinander aufgesetzt werden. Anschließend werden die Hinterbeine außen vorbeigeführt und ihre Pfoten leicht schräg davor aufgesetzt.
2. Der Feldhase
Seine Spuren findet man am häufigsten in der offenen Kulturlandschaft, sie kommen aber auch gelegentlich im Wald vor. Seine Trittmuster entstehen ähnlich wie jene vom Eichhörnchen, sind aber deutlich größer, und sowohl Vorderpfoten als auch Hinterpfoten werden schräg versetzt abgedrückt. Gelegentlich findet man auch die „Sasse“ des Feldhasen, also eine als Tageslager ausgescharrte flache Mulde.
3. Der Rotfuchs
Dieses Tier schnürt, sprich: Es setzt die Hinterläufe in die Abdrücke der Vorderläufe. Je schneller er dabei im Trab ist, desto exakter verläuft dieser Schnürgang, der auch energiesparend ist. Im Vergleich zum Hund verfügt der Rotfuchs über sehr spitze Krallen und die Zehenballen sind deutlich symmetrischer angeordnet. Verfolgt man eine Fuchsspur, kann man auch das Verhalten dieses Raubtieres erkennen. Zum Beispiel markiert der Rotfuchs gerne sein Revier, indem er Urin und den mit eingedrehter Spitze auslaufenden Kot auf erhöhten Stellen wie Baumstümpfen absetzt.
4. Der Steinmarder
Sein deutliches Trittsiegel verdankt er den nackten Sohlenballen: Während meist alle fünf Zehenballen, der dreilappige Hauptballen und die Krallen sichtbar sind, wird der Abdruck der innersten Zehe oft nur angedeutet. Er bewegt sich meist im Paarsprung, wobei er mit den leicht versetzten Hinterpfoten in die Abdrücke der Vorderpfoten springt (Schrittlänge 40–60 cm).
5. Das Reh
Dieses anpassungsfähige Schalenwild zieht seine Fährte in ganz Österreich – vom Stadtfriedhof bis weit hinauf ins Gebirge. Von allen europäischen Vertretern des Schalenwildes haben sie die kleinsten Trittsiegel, die – mit ein wenig Fantasie – herzförmig erscheinen, 4–5 cm lang und 3 cm breit sind. Die Schalen von Bock und Geiß unterscheiden sich in der Größe kaum, wohl aber die Trittsiegel je nach Gangart. Geht ein Reh oder trabt es langsam, werden die Trittsiegel etwas nach außen gestellt, auf weichem Untergrund oder Schnee kann der Abdruck der Afterklauen sichtbar werden. Beim schnellen Trab verlaufen die Spuren in einer geraden Linie, die typische Fluchtfährte ist ein verschobener Hasensprung, dabei drücken sich die Afterklauen deutlich ein.
Auch das Reh ist übrigens anhand weiterer Spuren, wie dem kaffeebohnenartigen Kot, leicht als solches erkennbar. Oder anhand seines Bettes, für das es mit Vorliebe auf Kuppen Laub beiseite scharrt.
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Bildquellen für diesen Beitrag: © Adobe Stock
Autor für diesen Beitrag: U. Macher / Jagdfakten.at
DIESEN
BEITRAG TEILEN