Hirsche, Allentsteig Wildbret - warum Jagd auf den Truppenuebungsplatz eine wichtige Rolle spielt - Jagdfakten.at informiert

Truppenübungsplatz Allentsteig: Jagd auf Wildbret

Auf dem größten Truppenübungsplatz Österreichs spielt die Jagd eine wichtige Rolle.
Was das genau bedeutet – und warum das nicht nur bei den Rekruten gut ankommt.

Allentsteig
Wildbret Jagd

Truppenübungsplatz, das klingt aus Laienperspektive nicht unbedingt nach viel Grün. Doch wer einmal auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig im Waldviertel war, stellt fest: Viel grüner geht’s eigentlich nicht. Und viel größer auch nicht: Knapp 16.000 Hektar stehen dem Österreichischen Bundesheer zur Einsatzvorbereitung hier zur Verfügung.

„Als Grundeigentümer bedienen wir uns hier land- und forstwirtschaftlichen Methoden, damit auf dieser großen Fläche das Abbild einer mitteleuropäischen Kulturlandschaft erhalten bleibt. Es geht darum, dass das Bundesheer hier seine Einsatzszenarien üben kann. Damit das gelingt, braucht es auch die Jagd“, sagt Andreas Berger, Leiter Finanzen & Controlling und Forstwirt beim Bundesheer. Jagd und Militärübungen auf einem einzigen Gelände – wie funktioniert das genau? Und was passiert mit dem Wild?

Getrenntes Programm
für Jäger und Soldaten

Gejagt wird am Truppenübungsplatz Allentsteig schon länger. Kein Wunder, bietet er doch einer Vielzahl freilebender Wildtiere mit seinen Wäldern – die 50 Prozent der Fläche ausmachen! –, Wiesen und Büschen ein hochattraktives Biotop. Von Rot-, Reh- und Schwarzwild über den Biber, den Fischotter und den Wolf – hier fühlen sich viele Tiere heimischer, als man es von einem Militärgelände erwarten würde. Außerdem: Weil die Jagd für ein ökologisches Gleichgewicht notwendig ist, kann man sie auch nicht einfach mancherorts abschaffen. Es muss also auch gejagt werden.

Dass die Jagd hier aber gleich so erfolgreich dazu beiträgt, ein ökologisches Gleichgewicht zu erhalten, liegt auch daran, dass sie vonseiten des Bundesheers penibelst geplant wird – und werden muss:

„Wir haben pro Jahr 250 Schießtage, also Übungstage fürs Militär. Damit unsere Berufsjäger hier auch ohne ‚Friendly Fire‘ jagen können, werden für die militärische Nutzung immer große Flächen abgesperrt“, sagt Berger. „Diese unterschiedlichen Nutzungen müssen zeitlich und räumlich genau aufeinander abgestimmt werden, damit es nicht zu Gefährdungslagen kommt. Abstände und Pufferzonen sind elementar, bestimmte Waffensysteme haben immerhin einen Gefährdungsbereich von bis zu zehn Kilometern!“ Sicherheitsvorkehrungen sind in Allentsteig – wenig verwunderlich – allgegenwärtig. Auch und vor allem, was eine Novität betrifft: das eigene Wildbret.

Andreas Berger, Leiter Finanzen & Controlling und Forstwirt beim Bundesheer - im Gespräch mit Jagdfakten.at
Andreas Berger, Leiter Finanzen & Controlling und Forstwirt beim Bundesheer

Warum nicht das eigene Wild verwerten?

 

Seit 2020 landet nämlich das Fleisch des Wildes, das hier erlegt wird, auch auf den Tellern. Und zwar in allen Kasernen in ganz Niederösterreich. Bis zu 26.000 Portionen Wildbret werden pro Jahr in der Zentralküche des Bundesheers in Wiener Neustadt zubereitet. „Damals zu Corona-Zeiten haben wir unser System hinterfragt“, erklärt Berger. „Wir hatten bis dahin unser Wildbret ausgeschrieben und es im Zuge dessen an Wildbrethändler verkauft.

Gleichzeitig wurde in unserer Regionalküche aber auch Wild verkocht. Da haben wir uns gefragt: Warum verkochen wir nicht gleich unser eigenes Wild?“ Nachhaltiger und regionaler war diese Änderung allemal, doch bedeutete sie anfangs auch eine große Umstellung. „Die Prozesse mussten mit dem Veterinärdienst alle neu abgestimmt werden, damit der hohe Lebensmittelsicherheitsstandard in der Truppenverpflegung weiter erfüllt werden kann. Diese Standards sind im Militär natürlich höher als sonst wo. Wenn es da einmal Probleme gibt, fallen ganze Einheiten aus, das könnte verheerend sein.“ Doch all diese Mühen haben sich gelohnt.

Genuss und Nachhaltigkeit für das Bundesheer 

Im Schnitt gibt es zweimal pro Monat Wildbretgerichte in den Kasernen Niederösterreichs.

„Das wird sehr gut angenommen, für viele Rekruten ist es außerdem das erste Mal, dass sie mit Wildbret in Berührung kommen“, schwärmt Berger. Verarbeitet wird hauptsächlich Rotwild. „Es eignet sich am besten fürs Ragout, das der Wildklassiker schlechthin ist und sehr gut ankommt. Außerdem eignet es sich – im Gegensatz zu Schwarzwildgerichten – auch gut für die Rekruten, die kein Schweinefleisch essen. Wir verwenden für unser Rotwildragout ausschließlich Schulter und Schlögl. Und aus Teilen wie Hals oder Wadschinken werden Wildbratwürste gemacht.“

Der Truppenübungsplatz Allentsteig zeigt, wie wertvoll der Beitrag der Jagd im militärischen Kontext sein kann. Nicht nur leistet sie ihren Anteil, wenn es darum geht, das ökologische Gleichgewicht eines wichtigen Übungsgeländes zu erhalten. Sie versorgt das Militär auch mit einem gesunden, nachhaltigen und darüber hinaus schmackhaften Lebensmittel. Zwei Dinge, die in Zeiten wie diesen alles andere als selbstverständlich sind.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: © Bundesheer / Petra Pollak
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at

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