Tontaubenschießen oder Wurfscheibenschießen: Jagdfakten.at informiert

Wurfscheibenschießen: Was ist das denn, bitte?

Wurfscheibenschießen ist nicht gleich Tontaubenschießen – aber dafür eine olympische Disziplin. Und für Jägerinnen und Jäger wichtiger denn je. Warum das so ist und was es mit dieser faszinierenden Tradition auf sich hat, verrät uns der mehrfache Staatsmeister Josef Melcher.

WURFSCHEIBE vs.
TONTAUBENSCHIESSEN

Josef Melcher Wurfscheiben-Staatsmeister im Gespräch mit Jagdfakten.at

Wenn Josef Melcher die Flinte ansetzt, dann ist das Präzisionssport. Nicht nur während der Jagd, sondern vor allem dann, wenn er Wurfscheiben schießt. Denn erstens ist das wirklich ziemlich sportlich. Zweitens ist Präzision dabei tatsächlich alles. Und drittens sprechen wir hier sogar von einer olympischen Disziplin. Zugegebenermaßen: Das mag für viele erst einmal verwirrend klingen. Was, könnte man sich jetzt fragen, hat eine olympische Disziplin bitte schön mit der Jagd zu tun? Wie Josef Melcher beweist: so Einiges.

Was ist Wurfscheibenschießen genau?

Beginnen wir damit, was denn Wurfscheibenschießen genau ist. Der mehrfache Staatsmeister im Wurfscheibenschießen, als der Josef Melcher weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt ist, erklärt das folgendermaßen: „Vereinfacht gesagt werden runde Wurfscheiben in unterschiedlichen Größen mithilfe einer Wurfmaschine durch die Luft geschossen, und diese gilt es, mit einem Schrotgewehr zu treffen.“

In Österreich ist das ausschließlich auf dafür vorgesehenen Schießstätten erlaubt. Wer die Jagdkarte löst, für den oder die ist in vielen Bundesländern das Wurfscheibenschießen ohnehin verpflichtender Bestandteil der Jagdprüfung. „In England beispielsweise ist das ein bisschen lockerer“, sagt Melcher. „Dort darf man das auch auf seinem eigenen Gelände machen, viele borgen sich einfach eine Wurfmaschine aus und veranstalten einen Spaßwettkampf.“ Doch beim Wurfscheibenschießen geht es um viel mehr als nur um Spaß. Das zeigt auch ein Blick in die Geschichte.

Wurfscheibenschießen vs. Tontaubenschießen

 

Klären wir davor aber noch kurz den Begriff als solches auf.
Denn was wir heute Wurfscheibenschießen nennen, wird immer noch gerne Tontaubenschießen genannt:

„Früher bestanden die fliegenden Objekte, die es zu treffen galt, aus Glas; meist waren es Glaskugeln, die mit Federn gefüllt waren, was an Tauben erinnerte“, erklärt Melcher. „Das war natürlich ziemlich teuer und dadurch in der Regel dem Adel vorbehalten.“ Unter Kaiserin Maria Theresia wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Errichtung von Schießständen forciert – für militärische Zwecke einerseits, andererseits aber auch für die Jägerschaft. „Bei beiden ging es darum, durch das Wurfscheibenschießen die Treffsicherheit zu erhöhen“, sagt Melcher.

Aber warum spricht man heute von Wurfscheiben- und nicht mehr von Tontaubenschießen? „Das liegt daran, dass diese Schießdisziplin sich im Laufe der Jahrzehnte immer mehr als Sport etablierte, mit Beginn des 20. Jahrhunderts dann eben auch olympisch wurde, und der jagdliche Aspekt begrifflich etwas in den Hintergrund rückte“, so Melcher. Aber Olympia hin oder her: Wird man durch das Wurfscheibenschießen wirklich ein besserer Jäger? Und worauf kommt es dabei an?

Warum ist Wurfscheibenschießen
für Niederwildjäger wichtig?

Was ein guter Jäger ist, das ist eine Frage für sich. Aber Josef Melcher sagt ganz klar: „Je besser man im Wurfscheibenschießen ist, umso besser ist man als jagdlicher Schütze.“ Das bedeutet nämlich auch, dass man als Jäger weidgerechter schießen kann. Weil man einfach besser trifft. Vor allem, wenn es um das Niederwild geht. Denn dieses wird in der Regel mit Schrot bejagt.

Einziges Problem: Es gibt immer weniger Niederwild. Was wiederum bedeutet, dass Jäger immer weniger Gelegenheiten haben, mit Schrot zu jagen – und damit das Schrotschießen verlernen. „Damit man die wenigen Chancen, die man im Winter auf Niederwild hat, wirklich gut nutzen kann, empfiehlt es sich also sehr, sich mit Wurfscheibenschießen auf dem Schießstand vorzubereiten“, so Melcher.

Auch interessierten Laien ohne Jagdkarte sei bei Interesse übrigens nahegelegt, einen der Schießstände in ihrer Nähe zu kontaktieren. „Einfach anrufen und fragen, ob man einmal vorbeikommen darf, um Wurfscheibenschießen auszuprobieren“, empfiehlt Melcher. „Gewehre und Flinten kann man ausborgen und in der Regel nimmt sich immer gerne jemand Zeit, um eine Einführung in diese faszinierende Disziplin zu geben“, sagt Melcher. Und vielleicht wird dann aus einer Hobbyschützin später einmal eine ausgezeichnete Jägerin.

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Bildquellen für diesen Beitrag: © Josef Melcher | © Adobe Stock
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at

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