Walzerfreude und Weidmannsheil:
In der Ballsaison schwingen auch Jägerinnen und Jäger das Tanzbein – es ist schließlich die Zeit der Jägerbälle, die in unterschiedlicher Ausprägung im ganzen Land stattfinden. Aber was genau ist ein Jägerball? Warum ist die Jägerballkultur lebendiger denn je? Wir haben mit der Veranstalterin des heuer erstmals stattfindenden Grazer Jägerballs gesprochen.
JÄGERBALL
Jedem Anfang, so lautet eine der bekanntesten Zeilen des Dichters Hermann Hesse, wohne ein Zauber inne. Das mag sein – aber sagen wir, wie’s ist: Jeder Jahresanfang entbehrt in der Regel eines gewissen Zaubers, weil: Jänner. Es ist kalt, es ist dunkel, die Menschen sind von den Feiertagen ausgelaugt, wenn nicht gar pleite, und überhaupt hat jede und jeder bis spätestens Mitte des Monats völlig desillusioniert seine hehren Neujahrsvorsätze über Bord geworfen. So weit, so trostlos. Nur: Österreich gehört zu jenen wenigen Nationen, die diesen dunklen Monat mit einer ureigenen Kulturtechnik aufzuhellen versteht: den Bällen.
Seit dem 18. Jahrhundert sorgt die Ballsaison im ganzen Land dafür, dass auch nach den Weihnachtsfeiertagen gefeiert wird. Vielleicht etwas weniger ausgelassen als bei der letzten Weihnachtsfeier im Dezember, dafür aber umso ausgeruhter und, ja, eleganter.
Wie lange dauert die Ballsaison in Österreich?
Die Ballsaison in Österreich dauert traditionell von Anfang Januar bis zum Beginn der Fastenzeit – also Aschermittwoch – und hat seit etwas über hundert Jahren eine beneidenswerte Eigenheit entwickelt: Waren Bälle im 18. Jahrhundert noch höfische Veranstaltungen, auf denen vor allem die Aristokratie das Tanzbein schwang, begannen im Laufe des 19. Jahrhunderts auch nichtaristokratische Bürgerinnen und Bürger, Bälle zu organisieren. Das verbindende Element wurde dabei der Beruf. So gibt es heute etwa neben dem Zuckerbäckerball genauso den Ärzteball oder den Juristenball. Kein Wunder also, dass es auch Jägerballe gibt.
Was sind die Wurzeln
der Jägerbälle in Österreich?
Ja, Jägerbälle gibt es in Österreich einige. Der berühmteste ist ohne Zweifel der Wiener Jägerball, der traditionellerweise am letzten Montag im Jänner in der Wiener Hofburg stattfindet. Zum ersten Mal ging er am 4. März 1905 über die Bühne und war eigentlich als kleine Benefizveranstaltung geplant. Ziel war es, „unschuldig in Not geratenen Jägern und deren Familien zu helfen“ und „sie in bitterer Not nicht alleine zu lassen“, wie es auf der Website vom Jägerball heißt. Die Einnahmen übertrafen damals alle Erwartungen der Veranstalter – so sehr, dass die finanzielle Grundlage gelegt war, um einen eigenen Verein zu gründen: den Verein Grünes Kreuz. Sein Ziel: ein soziales Fürsorgenetz für die Jagdwirtschaft und die jagdliche Forstwirtschaft zu etablieren.
Bis heute hat der Jägerball in der Hofburg nichts von seiner Strahlkraft verloren, sein Zweck ist und bleibt vor allem ein karitativer. Doch: Auch auf anderen Jägerbällen wird regionales Jagdbrauchtum im Dreivierteltakt zelebriert. Im heurigen Jahr gibt es sogar einen neuen Jägerball in Österreich: den Grazer Jägerball.
Der Grazer Jägerball will die Vielfalt zelebrieren
„In der Steiermark gibt es fast 24.000 Jägerinnen und Jäger und viele kleinere Jägerbälle, aber keinen, der die gesamte Jägerschaft in unserem Bundesland wirklich zusammenbringt“, sagt Karin Marg, Initiatorin und Organisatorin des Balls. „Mit diesem Ball soll diese Menschengruppe, die sich dem Brauchtum, der Nachhaltigkeit und Achtsamkeit im Umgang mit unserer Heimat und Natur verschrieben hat, auf zeitgemäße Art und Weise zusammenkommen. Außerdem wollen wir damit der Jagd, die ein so wichtiges und leider sehr oft falsch verstandenes Thema ist, die nötige und vor allem richtige Aufmerksamkeit schenken.“
Junge Generation im Fokus
Gelingen soll das mit innovativen Ansätzen, und das aus einem ganz bestimmten Grund: „Wir richten uns explizit auch an die junge Generation, also an die Jungjägerinnen und Jungjäger – weil sie für die Zukunftsfähigkeit der Jagdtraditionen stehen“, so Marg.
So wird es etwa einen eigenen „Jagerkirtag“ auf dem Ball geben, wo sich die Ausstellerinnen und Aussteller dem Fachpublikum präsentieren. „Und auch ein Tätowierer mit eigener Tattooecke wird dabei sein, es wird Schnapsspiele geben, ein Schießkino, eine Disco und auch Ehrungen, bei denen Jägerinnen und Jäger ausgezeichnet werden, die sich um die steirische Jagdkultur besonders verdient gemacht haben“, freut sich Marg. Und fügt zum Schluss noch hinzu:
„Wir finden voraussichtlich alle zwei Jahre statt – auch, weil die vielen kleinen regionalen Jagdbälle in der Steiermark weiter bestehen sollen und die Vielfalt gewahrt bleiben soll. Wir wollen eine Ballveranstaltung des Zusammenkommens sein, die eben genau diese Vielfalt zelebriert.“
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Bildquellen für diesen Beitrag: Karin Marg © Katja Koller | Titelbild © Tom Lohner, Bakerhousegallery.
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at
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