Berufsjägerin Martina Ferchel - im Gesrpäch mit Jagdfakten.at

Die Berufsjägerin:

Martina ist Anfang Dreißig, Tirolerin und hat eine Lebensentscheidung getroffen: Die Berufsjagd. Wir haben sie durch ihr Ausbildungsrevier begleitet und gefragt: Wie viel Jagd passt in ein Leben?

DIE BERUFSJÄGERIN

In den steirischen Gößgraben führt eine Schotterstraße im Schatten, eine Gams erschrickt vorm herannahenden Auto und springt ab. Hier liegt das Jagdhaus von Baron Mayr Melnhof-Saurau und damit auch der Mittelpunkt von Martina Ferchls Ausbildungsstätte.  Bevor sie im Juni ihre Berufsjägerinnenprüfung ablegen darf, muss sie zwei Jahre lang von einem erfahrenen Berufsjäger lernen – und ihr Lehrherr, der seit Jahrzehnten im Revier von Mayr-Melnhof-Saurau tätig ist, weiß genau, worauf es ankommt.

Aufgaben einer Berufsjägerin

„Ich habe natürlich eine Weile gebraucht, um mich hier zurecht zu finden,“ sagt Martina, während sie den Geländewaagen über Forststraßen nach oben lenkt. Kein Wunder, das Revier ist immerhin 2600 ha groß, verfügt über 11 Reh- und zwei Rotwildfütterungen, 45 Wildwiesen, 2 Kirrungen, 164 Salzlecken und unzählige Hochsitze und Pirschwege. All das ist hier unter Obhut des Berufsjägers und seiner Auszubildenden.

Konkret heißt das: Ausschneiden, Bauen, Tragen, Mähen, Füttern, Prüfen und – am allerwenigsten – Jagen. Die 164 Salzlecken sind zu einem Teil nur zu Fuß erreichbar, die Wildwiesen nicht mit dem Traktor befahrbar. Martinas Alltag erfordert also vor allem viel Ausdauer und Kraft.

„Der Mittagsschlaf ist eben Pflicht,“ sagt sie auf die Frage, wie lange ein Mensch so etwas aushält. „Die Tage sind im Sommer lange und man muss auf sich schauen.“ Schließlich beginnt die Jagd vor dem Sonnenaufgang und hört erst danach wieder auf. Doch, so sagt sie, kostet ihr das keine Überwindung: „Es war die beste Entscheidung meines Lebens.“

Der Ausbildungsweg –
zur Jagd als Beruf

 

Der Ausbildungsweg zur Berufsjagd ist in Österreich (noch) nicht einheitlich, doch bei Martina sieht das Ganze so aus: Zweijährige Ausbildung zur Forstwartin in Traunkirchen, Zweijähriges Berufspraktikum bei Mayr Melnhof-Saurau, im Juli 2025 die Prüfung zur Berufsjägerin.

Die Jagd, kann man sagen, war schon davor ihr Leben. Angestellt in der Gastronomie, war sie vor und nach der Schicht im Wald. „Irgendwann ist mir die Zeit für die Arbeit knapp geworden,“ sagt sie. Dann kam die Pandemie und die Neuorientierung wurde plötzlich ganz konkret. „Am Tag, an dem ich mir die Schule in Traunkirchen angeschaut habe, habe ich mich auch angemeldet.“

Berufsjägerin – Eine von drei

Auch darüber müssen wir sprechen mit einer, die Berufsjägerin werden will: Das „-in“ am Ende der Berufsbezeichnung. Denn Frauen gibt es in diesem Job bisher verschwindend wenige, genauer gesagt: Zwei. Martina will die dritte werden. Aber hat man es denn hier wirklich so schwer als Frau?

„Ja,“ sagt Martina und ist damit eindeutig. Es sei eben ein Beruf, der viel Krafteinsatz erfordere. Die harte Arbeit werde Frauen oft nicht zugetraut. Auch eine Ausbildungsstätte zu finden, sei für eine Frau schwerer. „Hier hat es aber sofort gepasst,“ erzählt sie. Ob sie den Hintergößgraben und alles was dazu gehört vermissen wird, wenn ihre Ausbildung abgeschlossen ist? „Bestimmt. Das Revier ist Lebensmittelpunkt.“

Lebensaufgabe Jagd

„Wenn man es sich nicht mit sich vereinbaren kann, von Zuhause weg zu sein, oder etwas anderes wichtiger ist, als der Beruf, dann kann man das nicht machen. Es geht sich einfach nicht aus,“ sagt die angehende Berufsjägerin. Das klingt erschreckend, doch wenn sie es sagt, dann tut sie das mit einem Lächeln. „Mit dem Tag leben, mit dem Wetter, mit der Natur – ich brauche das, es gibt nichts Schöneres für mich.“ Es sei eben ein Beruf, der das ganze Leben bestimme. Aber das lässt Martina gerne zu, weil sie nun für das bezahlt wird, was sie am liebsten tut.

UNSERE
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Bildquellen für diesen Beitrag: © privat
Autor für diesen Beitrag: J. Egger / Jagdfakten.at

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