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Winterwunder Rotwild:

Am FIWI forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund um unsere heimischen Wildtiere und entdecken dabei mitunter erstaunliches. Heute: Das Rotwild in den Jahreszeiten.

ROTWILD IM WINTER

Für den Rothirsch ändert sich im Winter viel. Die Kälte erfordert mehr Energie für die Aufrechterhaltung der Körpertemperatur und Nahrung ist nicht nur knapp, sondern auch nährstoffarm.  Eine neue Studie des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) liefert Einblicke in die saisonalen Anpassungen von Rothirschen, die es ihnen ermöglichen, Kälte und Nahrungsmangel im Winter zu überstehen.

Herzfrequenz, Körpertemperatur
und Fettreserven

Rothirsche zeigen zahlreiche Anpassungsmechanismen an die Umweltbedingungen der Wintermonate, wie eine stark reduzierte Stoffwechselrate, die durch die deutlich erniedrigte Herzfrequenz angezeigt wird. Damit einhergehend zeigen die Tiere eine geringere Aktivität und eine reduzierte Körpertemperatur, die jedoch im Gegensatz zu winterschlafenden Tieren vor allem die Körperperipherie betrifft.

Trotz einer beträchtlichen Temperaturabsenkung in den Gliedmaßen bleiben die Tiere jedoch mobil. Rothirsche nutzen im Winter weiters ihre Fettreserven, die im Sommer angesammelt wurden, und nehmen selbst bei guter Nahrungsverfügbarkeit deutlich weniger Nahrung auf. Auch die Organe des Verdauungsapparates zeigen eine signifikante Größenabnahme in den Wintermonaten.

Tageslänge bestimmt Winteranpassungen bei Rothirschen

 

Eine neue Studie des FIWI untersuchte, wie diese Anpassungen gesteuert werden. Es wurde festgestellt, dass die Tageslänge eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der Winteranpassungen spielt. Das Hormon Melatonin, das nur nachts produziert wird, beeinflusst die Anpassungen, indem es die Wahrnehmung der Tageslänge steuert. In Experimenten, bei denen Melatonin im Sommer verabreicht wurde, reagierten die Hirsche mit einer vorzeitigen Winteranpassung, wie dem Fellwechsel, reduzierter Nahrungsaufnahme und sinkender Aktivität.

Bis in die Zellen

Die Studie konnte auch zeigen, dass zelluläre Veränderungen, wie die Fettsäurezusammensetzung der Muskelzellen, eine wichtige Rolle spielen. Diese Veränderung in den Zellmembranen ermöglicht eine noch effiziente Muskelfunktion auch bei niedrigen Temperaturen. Diese Winteranpassungen, die früher nur bei Winterschläfern bekannt waren, kommen auch bei Rothirschen zum Tragen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Mechanismen zur Winteranpassung durch die Tageslänge gesteuert werden und eine zentrale Rolle bei der energetischen Anpassung der Tiere im Winter spielen. Rothirsche befinden sich als im Winter in einen anderen völlig anderen Zustand als im Sommer, was beim Rotwildmanagement berücksichtigt werden muss. Insbesondere ist dies relevant für die Winterfütterung und die Vermeidung von Störungen in den Wintermonaten.

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Bildquellen für diesen Beitrag: © AdobeStock | © Pixabay
Autor für diesen Beitrag:
Dr. med. vet. Gabrielle Stalder, FTA Wild- und Zootiere, Assist. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Alba Hykollari, Univ. Prof. Dr. Walter Arnold (Emeritus)

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