Wildtiere haben uns Menschen seit je her fasziniert. Ihre Angewohnheiten, Eigenschaften und Problemlösungsstrategien hat sich der Mensch oft zu Nutze gemacht. Im Laufe der Geschichte sind dabei auch allerlei Weisheiten und Traditionen entstanden. Der Murmeltiertag ist dafür ein gutes Beispiel. Die Tradition dieses besonderen Tages, an dem ein Murmeltier das Wetter der nächsten Wochen ansagt, besteht schon weit über 100 Jahre und hat mitteleuropäische Wurzeln.
Kennen Sie den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit den US Schauspielern Bill Murray und Andie MacDowell aus dem Jahr 1993? Wenn nein, dann lesen Sie hier weiter, um zu wissen, was der Murmeltiertag ist. Falls ja, laden wir Sie dennoch ein weiterzulesen. Sie werden darüber Hinausgehendes erfahren. Aber nun der Reihe nach.
Der Murmeltiertag
ist eine US-amerikanische Tradition mit mitteleuropäischen (deutschen) Wurzeln. Jedes Jahr machen sich am frühen Morgen des 2. Februar, in mehreren US-Gemeinden, Schaulustige auf den Weg, um einem Spektakel beizuwohnen. Der berühmteste Murmeltiertag findet in Punxsutawney, im US-Bundesstaat Pennsylvania, statt, der Jahr für Jahr x-tausende Menschen anzieht.
In Punxsutawney holen klassisch gekleidete Männer (Kleidungsstil Marke Abraham Lincoln) des „Grounddog Clubs“ ein Murmeltier namens „Phil“ durch eine Tür aus einem Baumstumpf, um ihn dann an ihr Ohr zu halten. Denn Phil hat eine besondere Gabe: Er kann das Wetter vorhersagen.
Genauer gesagt, sagt er am 2. Februar voraus wie lange der Winter in diesem Jahr noch andauert. Das tut er, indem er den Mitgliedern des „Grounddog Clubs“ mitteilt, ob er seinen Schatten gesehen hat, also ob er Dank der Sonne einen Schatten geworfen hat.
Kommt der Frühling, oder nicht?
Hat Phil einen Schatten gesehen, bleibt es noch sechs Wochen winterlich. Hat er ihn jedoch nicht gesehen, steht der Frühling vor der Tür. Verkündet wird das Ergebnis dann in Reimform.
Die Entscheidung von „Punxsutawney Phil“, wie das Nagetier liebevoll genannt wird, ist laut Tradition heilig, also unantastbar. Denn Phil irrt nie, ist er doch der „Seher aller Seher, der Weissager aller Weissager“.
Und das schon seit weit mehr als 100 Jahren. In Punxsutawney gibt es diese Tradition bereits seit dem Jahr 1887. Erste urkundlich belegbare Informationen zu einem Murmeltiertag stammen sogar aus dem Jahr 1841.
Murmeltiertag hat deutschsprachige Wurzeln
Auch in unserer christlichen Tradition ist der 2. Februar ein Feiertag, genauer gesagt ein kirchlicher Feiertag. „Maria Lichtmess“ ist das letzte Fest der Weihnachtszeit, 40 Tage nach dem ersten Weihnachtsfeiertag, dem 25. Dezember. An diesem Tag werden traditionell die letzten Krippen und Christbäume in den Kirchen abgebaut bzw. entfernt. Der Feiertag wird heute auch „Darstellung des Herrn genannt“.
Und was hat das mit dem Murmeltiertag zu tun? Zu Maria Lichtmess begann früher auch das bäuerliche Neujahr. Die Tage wurden langsam wieder länger. Die Bauern konnten mit ersten Arbeiten im Freien beginnen, wenn das Wetter mitspielte.
Der Lichtmesstag war somit auch bei unseren Vorfahren in Österreich und Deutschland ein wichtiger Lostag. Zahlreiche Sprüche und Bauernregeln belegen, dass auch in unseren Breiten aus dem Wetter am 2. Februar auf das künftige Wetter geschlossen wurde.
Beispiele dafür sind:
- „Ist’s an Lichtmess hell und rein, wird’s ein langer Winter sein.“
- „Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit. Ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell.“
- „Sonnt sich der Dachs in der Lichtmess-Woche, geht auf vier Wochen er wieder zu Loche.“
Schauen wir uns die letzte Bauernregel an, fällt auf, dass hier von einem Dachs gesprochen wird. Dachs und Murmeltier haben die gemeinsame Eigenschaft, dass beide im Winter ruhen.
Beim Murmeltier ist dies ausgeprägter als beim Dachs. Murmeltiere halten bei uns in Österreich einen Winterschlaf, währenddessen Dachse nur eine Winterruhe halten. Den Unterschied zwischen Winterschlaf und Winterruhe erklären wir hier.
Diese Bauernregeln wurden dann von deutschen Auswanderern mit in die USA genommen und eine bis heute andauernde Tradition fand ihren Anfang: Der Murmeltiertag.
Der Ursprung für diese Tradition soll Sagenerzählungen nach bereits bei Kelten liegen, die Tieren magische und hellseherische Kräfte zugesprochen haben. Also lange vor Christi Geburt. Diese Erzählungen berichten bereits von Bären, die zu dieser Jahreszeit aus der Höhle kommen und sich erschrocken wieder in diese zurückziehen, wenn sie ihren Schatten sehen.
Murmeltier Phil: Treffergenauigkeit überschaubar
Übrigens: die Treffergenauigkeit von „Punxsutawney Phil“ ist überschaubar. Das US National Climatic Data Center hat alle bisherigen Vorhersagen des kleinen Nagetiers untersucht – er hatte bisher in nur 39 Prozent aller Fälle recht.
Ahja, noch eines: Falls Sie den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wirklich nicht kennen, dann hier die Kurz-Kurz-Zusammenfassung:
Bill Murray spielt einen arroganten TV-Reporter (Wetteransager) der über den „Grounddog Day“ (Murmeltiertag), den er als Experte natürlich nicht ernst nimmt, in der kleinen Gemeinde Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania berichten muss. Dort gerät er in eine Zeitschleife und erlebt den verhassten Tag, den 2. Februar, immer und immer wieder. Bis er geläutert ist. Und am Ende bekommt er die Frau seines Herzens auch noch.
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