Der am 28. Jänner 2019 stattfindende Jägerball in der Wiener Hofburg gehört mit seiner 98. Ausgabe schon lange zu den Highlights der Wiener Ballsaison. Und gegen Ende der Faschingszeit feiert der Steirische Bauernbund am 01. März 2019 in der Grazer Messe wieder den größten Ball Europas. Grund genug, um einmal einen kurzen Blick auf die Trachtenmode zu werfen. Lesen Sie auf jagdfakten.at:
- Wo kommt das Wort Tracht etymologisch her?
- Welcher Dresscode ist bei Trachtenbällen angesagt?
- Was Sie über Dirndl, Lederhose und Trachtenanzug wissen sollten!
- Wie bindet man die Schleife beim Dirndl richtig?
- Der Verein Grünes Kreuz und der Jägerball
Das Wort TRACHT
leitet sich aus dem althochdeutschen „drahta“ bzw. dem mittelhochdeutschen „trahte“ ab.
Beide Begriffe gehören zu einer frühen Form des Zeitworts „tragen“ und bedeuten somit soviel wie „alles was getragen wird“.
Das Wort Tracht hat in der deutschen Sprache noch zumindest zwei weitere Bedeutungen:
- Wenn der Imker von Tracht bzw. Honigtracht spricht, dann meint er den Honig der von Bienen in den Bienenstock „getragen“ wird.
- Die Tracht Prügel leitet sich vermutlich davon ab, wie viel man „ertragen“ kann.
Was wirklich eine Tracht ist, darüber kann man ebenso gut diskutieren wie über das Wetter. Fest steht, dass Trachtenmode, nicht zuletzt durch den Boom an Oktoberfesten – heute wieder vermehrt getragen wird – auch im urbanen Raum.
Trachten sind wieder „in“, Modeexperten sprechen gar von einem globalen Trachten-Hype. Und getragen wird, was gefällt: die traditionellen Varianten ebenso wie trendige Formen.
Alles Walzer in Tracht – Der Dresscode am Trachtenball
Auf Bällen, vor allem am Jägerball, nimmt man da den Dresscode schon deutlich ernster. Dort ist auf der Webseite nämlich Folgendes zu lesen:
- DAMEN: kniebedeckendes Dirndl oder Tracht, keine Lederhose
- HERREN: Trachtenanzug oder Tracht, knielange Lederhose mit Sakko und Krawatte (die Krawatte ist obligat!)
Mit diesem Dresscode ist der Jägerball in der Wiener Hofburg jedoch kaum förmlicher, als andere Trachtenbälle. Denn auch bei diesen gilt in der Regel:
Das Dirndl sollte zumindest das Knie bedecken. Ideal ist waden- oder knöchellang. Bodenlang ist das Dirndl eigentlich nur als Festtags- oder Brautdirndl.
Männer sind mit einem Trachtenanzug immer richtig gekleidet. Und wer sich für die Lederhose entscheidet, sollte zumindest Sakko und lange Stutzen tragen – auch bei der kurzen Lederhose.
Apropos Stutzen: auch dieses Wort hat in Österreich gleich mehrere Bedeutungen. So bezeichnet es:
- Den eben besprochenen knielangen Wadenstrumpf ebenso wie
- ein Jagdgewehr mit kurzem Lauf, bzw. Vollschäftung oder
- eine größere Schraubzwinge.
- Wer frech ist, dem werden die Haare gestutzt und
- im Garten muss die Hecke daran glauben, denn auch die wird gestutzt.
Fauxpas können die Trägerinnen und Träger bei der Wahl der Trachtenschuhe begehen. Und dabei ist es doch so einfach:
Mit schlichten schwarzen Schuhen (keine High Heels) liegen Damen richtig. Männer tragen Haferlschuhe zum Trachtengewand. Absolut verpönt auf Trachtenbällen sind Flipflops bzw. Cowboystiefel zum Dirndl bzw. Sneakers zur Lederhose.
Das Dirndl …
war bis vor rund 150 Jahren eine ausschließlich bäuerliche Kleidung, die vom weiblichen Gesinde, den „Diernen“, getragen wurde. Der weltumspannende Siegeszug des Dirndls hat dann erst mit der singenden Salzburger Familie Trapp begonnen, die Ende der 1930er Jahre nach Amerika ausgewandert ist und deren Familiengeschichte im Musical „Sound of Music“ beschrieben wird.
Im Wesentlichen sprechen Trachtenexperten von drei verschiedenen Dirndl-Arten:
Dem Alltagsdirndl, dem Sonntagsdirndl und dem Festtagsdirndl. Der Unterschied besteht im Material und in der sogenannten „Auszier“, den optischen Verzierungen. Alltagsdirndl sind zumeist aus Leinen oder Baumwolle mit wenig bis gar keiner Auszier.
Das Sonntagsdirndl ist optisch schon festlicher ausgestattet und der Stoff teilweise edler. So sind entweder der Leib oder Leibl (Oberteil) oder die Schürze bereits aus Seide. Das Festtagsdirndl ist reich an Schmuck – auch Perlen werden manchmal verarbeitet – und besteht in der Regel aus Seide.
Die Teile des Dirndls
- Leibl: ärmeloser Oberteil der entweder hinten mit Knöpfen oder Hafteln geschlossen wird bzw. vorne als Mieder geschnürt wird.
- (Leib-)Kittel: Rock/Unterteil der mit dem Leibl ein durchgängiges Obergewand bildet.
- Bluse: weiß, zumeist kurzärmelig und aus Baumwolle, variantenreich was die Verzierungen anbelangt. Beim Sonntagsdirndl wird üblicherweise eine Bluse mit Dreiviertelarm getragen.
- Schürze: ursprünglich nur zum Schutz des sonstigen Oberkleides, heute ein fixer Bestandteil des Dirndls.
Weitere Infos zu den Grundbestandteilen des Dirndls finden Sie hier.
Wie bindet man die Schleife (Masche) richtig?
Das mit dem Binden der Schleife ist so eine Sache, denn ursprünglich hatte die Positionierung der Masche keine Bedeutung, was den Beziehungsstatus der Trägerin anbelangt. Doch hier gibt es mittlerweile so eine Art gelebtes Recht, das sich immer mehr durchsetzt. Und daher sollten Sie wissen, was sie mit der Position ihrer Schleife kommunizieren:
- Wird die Masche aus Sicht der Trägerin vorne rechts gebunden, bedeutet das, die Trägerin ist verheiratet oder in festen Händen.
- Wird die Masche aus Sicht der Trägerin vorne links gebunden, bedeutet das, die Trägerin ist noch frei.
In manchen Regionen Österreichs, zum Beispiel im Salzkammergut, wird die Masche auch heute noch traditionell hinten gebunden.
Geht man jedoch nach dem neuen Code, so würde eine hinten gebundene Masche bedeuten, dass die Trägerin verwitwet ist. Diese Interpretation ist aber nicht so verbreitet wie, die beiden zuvor genannten (links bzw. rechts vorne) und daher werden Damen, die ihre Masche hinten binden, da und dort auch schnell als Banausin abgestempelt.
Eine vorne mittig gebundene Masche gilt als, vor allem bei der Jugend, „unentschlossen“.
Die Lederhose …
war, wie das Dirndl, auch lange Zeit eine reine Arbeits- und Alltagskleidung der Bauern und ländlichen Bevölkerung. Da aber sowohl die Habsburger als auch die Wittelsbacher (bayrisches Herrschergeschlecht des 19. und 20. Jahrhunderts) gerne Tracht und somit auch die Lederhose trugen, wurde sie bald „salonfähig“ und weit verbreitet.
Bei Lederhosen gibt es einen breiten Spannungsbogen was Qualität, Fertigung und Originalität der Lederhose anbelangt. Eine echte, handgefertigte Lederhose kostet rasch 1.000 Euro und mehr und kommt auf rund 120 Arbeitsstunden.
Bei begehrten Maßschneidern von Lederhosen müssen daher Wartezeiten von Monaten oder sogar Jahren in Kauf genommen werden. Dafür hat man das gute Stück dann ein Leben lang. Übrigens, den Schneider einer Lederhose nennt man „Säckler“.
Dass die Lederhose dennoch so weit verbreitet ist, liegt daran, dass viele Modeketten heute Lederhosen bereits deutlich unter 100 Euro anbieten. Von der Qualität einer handgefertigten sind diese Varianten aber weit entfernt.
Kurz oder Kniebund?
Bei uns sind zwei Varianten bekannt. Die Kurze und die Kniebundhose bzw. Knickerbocker. Die kurze, kniefreie Lederhose wurde zur Arbeit bzw. zur Jagd getragen, daher gibt es auch Bilder von Kaiser Franz Josef in der Kurzen. Die Kniebundhose ist bis heute eher eine Festtagshose und somit auch tauglich für die diversen Trachtenbälle.
Die wichtigsten Teile der Lederhose
- Hosenlatz (Hosentürl): wird mit zwei Knöpfen geschlossen ist meist aufwendig bestickt.
- Hosenträger: sind kein muss. Wenn Sie welche tragen ein Tipp: kreuzen Sie diese am Rücken, dann rutschen sie nicht von den Schultern.
- Quersattel: So nennt man den Steg, der die beiden Hosenträger vorne verbindet.
- Nicker oder Feitl: nennt man das Jagdmesser, das an der rechten Seite in der Messertasche getragen wird. Es gibt mittlerweile Attrappen mit Hirschhornschaft mit denen man jeden Securtity-Check besteht.
- Stutzen: ein Muss, das je nach Region seine Farbe wechselt.
Weiter Infos zu den Bestandteilen der Lederhose finden Sie hier:
https://www.trachtenbibel.at/10-wissenswerte-dinge-zur-lederhose/
https://www.trachtenbibel.at/das-grosse-lederhosen-abc/
Der Trachtenanzug
Mit einem Trachtenanzug sind Sie immer richtig gekleidet, am Trachtenball ebenso wie bei einer Trachtenhochzeit. Der bekannteste Trachtenanzug in Österreich ist der Steirer Anzug, der sowas wie das Vorbild für viele Trachtenvarianten in Österreich ist.
Der klassische „Steirer“ ist grau mit grünem Beschlag, stammt aus dem Salzkammergut und wurde seinerzeit auch gerne von dem Habsburger Erzherzog Johann getragen. Das war wahrscheinlich mit ein Grund, warum sich diese Trachtenform rasch durchgesetzt hat.
Weitere bekannte Varianten von Trachtenanzügen sind zum Beispiel der Salonsteirer, ein brauner Rock mit grünem Revers), der Salzburger Anzug besteht aus grauer Schurwolle mit grünem Besatz, oder der Oberösterreicher Anzug, ein olivgrüner Rock mit schwarzem Besatz.
Dass sich die Trachtenmode weiterentwickelt zeigt uns das Beispiel des Kärntner Anzugs, der in diesem Jahrhundert vom Kärtner Heimatwerk gleich zweimal getunt wurde: einmal als Salon-Kärntner und einmal als Business-Kärntner.
Auch der Niederösterreichische Landesanzug ist einer der bekanntesten Trachtenanzüge. 2003 wurde ein neues Modell dieses Anzugs auf Initiierung des damaligen Landeshauptmanns von Niederösterreich Dr. Erwin Pröll und den Firmen Schneiders und Tostmann sowie der Volkskultur NÖ vorgestellt. Die Grundfarbe des Trachtenanzugs ist ein dunkles Blau. Der Stehkragen und die Einfassungen sind in Grün gehalten.
In der Regel wird zum Rock (Sakko) die dazupassende Anzughose getragen. Es gibt jedoch auch die – nicht so festliche Variante – den Rock mit einer Lederhose zu kombinieren.
Was fast allen Trachtenanzügen gemein ist, ist das Gilet, dessen Herkunft häufig an den Wappen des Herkunftsbundeslandes an den Knöpfen erkennbar ist.
Als Halsabschluss (Halsschmuck) werden zum Trachtenanzug (und eventuell auch zum Dirndl der weiblichen Begleitung) farblich passende Krawatten und Tücher getragen.
Auch der Hut ist bis heute ein sehr geschätzter Bestandteil der Tracht. Gerade für Jägerinnen und Jäger ist der Jagdhut ein wesentliches Accessoire, für dessen Tragen es sogar eigene Regeln gibt. Mehr dazu finden Sie unter:
Hubertuskapellen: Gedenkstätte und Brauchtum
www.jagdbezirkhorn.at/jagdpraxis/brauchtum/hut-auf-oder-ab
Der Verein Grünes Kreuz und der Jägerball
Der Verein Grünes Kreuz ist eine karitative Organisation, die sich die Errichtung eines sozialen Fürsorgenetzes im Bereich der Jagdwirtschaft sowie der jagdlichen Land- und Forstwirtschaft zum Ziel gesetzt hat. Seit 1905 unterstützt der Verein mit zahlreichen Aktivitäten die Erhaltung der Natur, den Fortbestand einzelner gefährdeter Tierarten sowie die Förderung von Wildforschungsprojekten und Ausbildungsangeboten für Jägerinnen und Jäger zum Erhalt unserer Lebensräume.
Jäger helfen Jägern!
Dem Verein Grünes Kreuz ist es ein Bedürfnis, in Not geratene Personen aus der Jagdwirtschaft gemäß den Vereinsstatuten unter dem Motto, „Jäger helfen Jägern“ schnell und unbürokratisch finanziell zu unterstützen.
Ebenso hilft der Verein Grünes Kreuz bei Schäden durch Murenabgänge, Stürme oder Hochwasserkatastrophen und leistet finanzielle Soforthilfe bei tragischen Jagd- und Forstunfällen.
Der breiten Öffentlichkeit ist der Verein Grünes Kreuz auch als Veranstalter des alljährlichen Jägerballs ein Begriff.
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