Auf großer Beerenjagd
Waldbeeren verströmen nicht nur einen besonderen Duft, sie liefern vor allem einmaligen Geschmack.
Welche Beeren im Wald sind wirklich gut und gesund, welche giftig und worauf muss man bei der Beerenjagd achtgeben?
BEEREN IM WALD
Gut, gesund oder giftig?
Es dauert nicht mehr lange, dann säumen die ersten Beeren des Jahres unsere Waldwege. Durch die optimalen Bedingungen des Bodens schmecken sie viel aromatischer und oft auch süßer als ihre großen Geschwister im Garten, manche sind auch nur in waldnahen Gebieten zu finden. Aber Achtung! Von einigen Beeren, mögen sie noch so schön dastehen, sollten Sie lieber die Finger lassen, weil giftig. Wir stellen Ihnen die neun Beeren vor, die man hierzulande am öftesten findet. Und die Sie – sofern kein Schild angebracht ist, dass dies untersagt – auch bis zu einem Gewicht von maximal zwei Kilo pflücken dürfen:
1. Die Walderdbeere
Klein, aber oho: Dier Walderdbeere gehört nicht nur dank ihrem herrlich süßen Geschmack seit Kindheitstagen zu unseren Lieblingen, sie ist auch längst ein fixer Bestandteil der gehobenen österreichischen Dessertküche. Im Frühling erkennen wir die nur rund 20 cm hohe Pflanze an ihren weißen Blüten, ihre Reife erreicht sie allerdings erst im Sommer. Und dann muss man schnell sein: Denn nicht nur wir sind bei der Walderdbeere auf den Geschmack gekommen – sie zählt zu den beliebtesten Beeren im Wald – auch Fuchs, Dachs, Eichhörnchen, Amsel, Rotkehlchen & Co. knabbern gerne an dieser Delikatesse.
2. Die Waldhimbeere
Sie schmeckt nicht nur hervorragend, auch der Wald freut sich über ihre Besiedelung, weil sie sich derart rasch vermehrt, dass sie kahle Stellen in Windeseile abdeckt. Aber dem nicht genug: Die Waldhimbeere ist ein richtiges Superfood, das unsere Abwehrkräfte stärkt – reich an Vitamin C, Kalium, Magnesium und Fruchtsäuren. Auch wenn sie mühsamer zu sammeln ist als eine normale Himbeere: Es lohnt sich, weil das Aroma einzigartig ist. Man findet die Waldhimbeere im Juli und August, am ehesten im Halbschatten und auf nach Schlägerungen entstandenen Kahlflächen.
3. Die Schwarzbeere
(auch Heidelbeere, Blaubeere oder Moosbeere)
Ihren Namen hat sie nicht von ungefähr, denn wer sie nascht, muss mit viel Farbe auf Fingern, Zunge und Lippen rechnen. Das kleine, strauchartige Gewächs findet man auf sauren Böden, sogar noch auf über 2.000 Meter Höhe. Im Herbst verfärbt sich das Laub in schönes Rot, ehe es abgeworfen wird. Besonders hervorragend schmecken die Schwarzbeeren als Strudel oder Datschi, und auch Auerhuhn und Birkhuhn können nicht von diesen herrlichen Beeren lassen.
4. Die Preiselbeere
In Österreich gehört die herb-süße, rote Frucht in Form von Marmelade zu Wildgerichten und Schnitzel wie das Amen zum Gebet. Roh wird sie nur in den seltensten Fällen gegessen – und wer kein Kompott bzw. keine Marmelade mag, setzt sie als medizinische Wunderwaffe ein, vor allem bei Harnwegsinfekten. Die Preiselbeere, die in Österreich erst im September ihren Auftritt hat, ist reich an Vitamin B1, B2, B3 und C sowie Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphat.
5. Die Brombeere
Ziehen Sie sich warm an, bevor Sie Brombeeren sammeln! Genauer gesagt sind lange Hosen empfohlen, weil die langen Triebe von Dornen übersät sind. Der Aufwand lohnt sich aber dennoch: Denn die Vitamin-C-Bombe besticht durch einen saftig-süßen Geschmack, und man kann sich nicht nur an der Frucht allein erfreuen – sammeln Sie bereits im Mai die Blätter, die als Tee nicht nur wunderbar schmecken, sondern auch echte Könner im Kampf gegen Durchfall und Entzündungen im Mund- und Rachenraum sind.
6. Die Wacholderbeere
Sie ist nicht nur Basis für Hochprozentiges, nämlich den beliebten Gin, auch bei der Zubereitung von Wildgerichten ist die Wacholderbeere ein Must-have und wird großteils zerstoßen beigemengt. Wacholder kommt in vielen verschiedenen Arten vor, es gibt ihn als Strauch oder als Baum, er gilt als äußerst pflegeleicht, anpassungsfähig und robust. Die Beeren sind eigentlich die weiblichen Zapfen und brauchen zwei Jahre für die Reife – oft findet man also unreife (grüne) Beeren und (reife) blaue auf ein und demselben Strauch. Aber Achtung beim Pflücken: Die Nadeln des Strauchs sind sehr spitz und schmerzhaft!
7. Der Holunder
Von Anfang Mai bis in den Juli hinein beginnt der Holler, sich zu entfalten. Wobei die schönen, dunklen Beeren, die im August und September ihre Reife erreichen, zwar auch im rohen Zustand herrlich duften, aber ihre wahre Magie erst gekochten so richtig entfalten. Ob Sirup, Marmelade, Mus oder Röster – durch das Erhitzen werden die cyanogenen Glykoside verkocht, die im Rohzustand zu Bauchschmerzen führen können.
8. Die Tollkirsche
Ab jetzt befinden wir uns in der Kategorie von Beeren im Wald, um die Sie einen großen Bogen machen müssen: Die Tollkirsche zählt zu einer der giftigsten Pflanzen in Europa und wird auch „Bella Donna“ genannt, weil man bereits in der Antike um die pupillenerweiternde Wirkung des in ihr enthaltenen Alkaloids Atropin wusste. Das bescherte den Damen der Gesellschaft zwar herrlich dunkle Augen, aber halt leider auch eine extreme Unschärfe beim Sehen.
Beim Verzehr macht – wie bei vielen anderen Pflanzen auch – die Dosis das Gift. Eine Vergiftung kann sich bei Erwachsenen je nach Größe und Gewicht beim Verzehr von zehn bis zwölf Beeren einstellen, bei Kindern reichen bereits drei bis fünf Beeren. Sollten Sie irrtümlich trotzdem eine Tollkirsche essen, müssen Sie schnell reagieren: Gifte können binnen einer Stunde mit Magenspülungen und der Verabreichung von medizinischer Kohle „ausgespült“ werden.
9. Die Rote Heckenkirsche
Ihre Gefahr ist ihr Aussehen: Mit den roten Früchten erinnert die Heckenkirsche frappant an Ribisel, weshalb vor allem Kinder gerne in ihre Nähe kommen, um zu naschen. Die ungenießbaren Früchte des Strauchs, der im Frühling herrlich weiße Blüten hat, führen zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Erwischt man allzu viele von den kleinen Beeren, können auch Herz-Kreislauf-Störungen, Fieber und Krampfanfälle auftreten. Hier gilt es, schnell zu handeln und viel Flüssigkeit in Form von Tee und Wasser zu sich zu nehmen und einen Arzt aufzusuchen.
UNSERE
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Bildquellen für diesen Beitrag: © Pixabay
Autor für diesen Beitrag: U. Macher / Jagdfakten.at
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