Kommentar zum Hubertustag

Am 3. November wird traditionell der Hubertustag zu Ehren des Schutzpatron der Jägerinnen und Jäger, St. Hubertus gefeiert.
Unser Autor Bertram Graf von Quadt setzt sich kritisch mit der Legende auseinander.

Kommentar zum Hubertustag, Bertram Graf von Quadt, Jagdfakten.at informiert

Wir Jäger haben da schon einen eigenartigen Schutzpatron im Hl. Hubertus. Die Legende darf ich kurz in Eckpunkten wiedergeben:

Geht am Karfreitag gegen die Bitten seiner Frau mit Ross und Hundemeute jagen, trifft auf einen Hirsch, backt die Armbrust an, der Hirsch schaut den Jäger an, das Kreuz erscheint zwischen den Stangen und dann kommt diese Frage: „Hubertus, ich erlöste Dich, warum verfolgst Du mich?“. Hubertus gibt die Jagd auf und wird Einsiedler.

Nehmen wir diese Legende einmal auseinander: Das Hubertus gegen den Willen seiner Frau jagen geht, das sehe ich als lässliche Sünde, die jeder von uns mindestens einmal begangen hat. Aber: am Karfreitag! Da ruhte auch schon seinerzeit die Jagd, somit war das ein klares Schonzeitvergehen. Hubertus jagt mit der Armbrust. Diese Waffe galt seinerzeit als nur eines Feiglings würdig und wurde unter anständigen Leuten ungefähr so gern gesehen wie heute ein Halbautomat mit Großmagazin, Schalldämpfer, Nachtzielgerät und tarnfarbenem Plastikschaft.

Dann jagt Hubertus „par force“, was wildbiologisch für das wiederkäuende Beutetier Hirsch eine extreme, fast grausame Behandlung ist, und sich die gehetzte Kreatur endlich stellt, da schafft es der Jäger noch nicht einmal sie mit einem gezielten Schuss zu erlösen. Die Waffe wirft er in den Dreck, überlässt den kaputtgehetzten Hirsch seinem – sehr wahrscheinlich unschönen – Schicksal, pfeift auf Weib und Kinder, verkriecht sich in eine Schilfhütte, wo er hinkünftig ein „abgetötetes und bußfertiges“ Leben führt. Somit ist er also wahrscheinlich Vegetarier oder gar Veganer geworden. Und das ist dann unser Schutzpatron. Schöner Patron, könnte man jetzt denken.

Man kann das aber auch anders denken: zum einen können wir von unserem Schutzpatron lernen, wie man das mit der Jagd nicht macht. Wir können an seinem Beispiel lernen, dass man mit dem anvertrauten Revier und dem Wild darin anständig umgeht, es nicht zuschanden hetzt. Dass man beispielsweise, wenn man schon riegelt, das richtig angeht und nicht mit sechzig Schützen den Wald auf links dreht und dann über einer Strecke von drei Sauen sagt: „Ein schöner Jagdtag geht zu Ende.“

Dass man nicht eine Wildart ausrottet, weil sie nicht in den Forstwirtschaftsplan zu passen scheint. Dass man mit Ethik, Moral und Verantwortung jagt, das können wir lernen. Und dass wir Fragen, die uns als Jäger gestellt werden, nicht ausweichen darf – speziell dann, wenn diese Fragen auf unser jagdliches Handeln zielen. Ganz besonders diese eine Frage: „Warum machst Du das?“ Wir haben für gewöhnlich schnell Antworten parat auf diese Frage: das Wild muss kontrolliert werden, man muss die Großräuber ersetzen, man will gutes, sauberes Fleisch essen, um nur einige zu nennen. Aber stellen wir uns auch der Diskussion, die sich an diese Fragen anschließen könnte, ganz besonders in dem Wissen, dass weder Fragen noch Antworten bei Alters- und Gewichtsansprache oder beim passenden Kaliber aufhören, sondern erheblich weitergehen?

Dass sie die gesamte Biologie der Umwelt, in der wir jagen, die umfassenden soziologischen, wirtschaftlichen, ökologischen Themen der Jagd mit gleicher Wichtigkeit umfassen? Wenn wir uns diesen Fragen nicht stellen, wenn wir da keine Antworten haben, dann geht es uns wie Hubertus, der auch keine Antwort parat hatte: Schilfhütte, bußfertiges Leben, keine Jagd mehr. Vielleicht denken wir in diesem Jagdjahr etwas öfter über unseren so speziellen Schutzpatron nach.

Aus: „Jagdgedanken – Ein Hochstand-Brevier“
Autor: Bertram Graf v. Quadt
Erschienen 2018 bei Neumann-Neudamm, Melsungen
ISBN 978-3-7888-1948-4
https://www.jana-jagd.de/p/quadt-jagdgedanken-ein-hochstand-brevier

Bildquellen für diesen Beitrag: Bertram Graf v. Quadt und Jagdfakten.at/L. Molter

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