Er ist ein zuverlässiger Begleiter, schützt vor Wind und Wetter und hat eine jahrhundertealte Tradition –
der Lodenmantel.
Dank neuer Schnitte und kleinen Anpassungen erlebt das beliebte Kleidungsstück gerade ein Revival. Die Gründe dafür kennt Johannes Steiner, der mit dem groben Wollstoff aufgewachsen ist. Unsere Jagdfakten Redaktion hat mit ihm ein Gespräch über das Kleidungsstück, die Tradition und das Design für die Zukunft geführt:
DER LODEN
Tradition und Design für die Zukunft
Wenn wir die Geschichte des Lodens erfassen wollen, müssen wir das Rad der Zeit zurückdrehen. Sehr weit zurückdrehen. Bereits im 10. Jahrhundert tauchte das altdeutsche Wort „Lodo“ erstmals in den Geschichtsbüchern auf und stand für „grobes Wollzeug“. Damals wurde er in erster Linie von Hirten, Holzknechten und Bauern getragen, die den Stoff deshalb schätzten, weil er an kalten Tagen guten Schutz vor Wind und Wetter bot.
So richtig salonfähig machte ihn allerdings erst Erzherzog Johann (1782–1859), der seiner Volksverbundenheit mit dem Tragen eines in der Obersteiermark typischen grauen, grün besetzten Lodenrocks ausdrücken wollte. Und ihn – begeisterter Jäger, der er war – auch den Jägern näherbrachte.
Loden
seit 1888
Heute, knapp 200 Jahre später, ist der Mantel nach wie vor beliebt – naturgemäß vor allem bei JägerInnen, weil er nicht nur vor Regen und Co. schützt, sondern auch „im Gegensatz zu wärmenden Hightech-Jacken bei Bewegung geräuschlos ist“, erklärt Johannes Steiner.
Steiner ist Geschäftsführer des auf Loden spezialisierten Familienunternehmens „Steiner1888“, das – wie der Name schon sagt – seit knapp 140 Jahren eine steirische Institution in Sachen Loden ist. Ende des 19. Jahrhunderts von Philipp und Aloisia Stiegler in Mandling gegründet, war es vor allem deren Neffe Franz, der ab 1910 die Lodenwalke in eine profitable Zukunft geführt hat. „Und wir“, sagt Johannes Steiner, „arbeiten heute noch mit Maschinen, die Jahrzehnte auf dem Buckel haben.“ So ist die Hammerwalke unverwüstlich, wenn man so sagen möchte, und ein enorm wichtiger Bestandteil des Betriebs. Schon allein deshalb, „weil man beispielsweise die Optik eines Schladminger nur mit ihr hinbekommt.“
Produkt Bilder Steiner1888
Über allem steht das Schaf
Das hat natürlich viel mit Tradition zu tun, aber auch damit, dass sich die – immerhin 35 bis 40 – Arbeitsschritte für einen Lodenmantel in den letzten hundert Jahren nicht verändert haben: Spinnen, Weben, Walken sind dabei die wichtigsten, über allem steht freilich das Grundprodukt – die Wolle.
Verwendet wird Wolle von Schafen, zum Teil aus Österreich (dabei vor allem aus der obersteirischen Region), zum Teil aus Ferndestinationen wie Südamerika, Südafrika oder Australien. Die Unterschiede sind enorm, sagt Steiner, „das hat mit dem jeweiligen Klima zu tun. Tiere in warmen Gefilden, die in der Steppe leben, bauen keinen Kälteschutz auf, weil sie den dort nicht brauchen. Dadurch wird die Wolle weicher und in weiterer Folge natürlich auch der Stoff.“
Gut ist beides, ob weich oder nicht ganz so weich, sagt Steiner, das sei reine Geschmackssache. Das Wichtigste beim Kauf eines Lodenmantels sei vielmehr der Blick aufs Etikett: „100 % Wolle muss er haben!“ Denn nur so erfüllt er auch drei gerade für die Jagd enorm wichtige Qualitätskriterien:
→ Reine Wolle macht ihn robust,
→ atmungsaktiv und
→ wärmend.
Loden reloaded –
Design für die Zukunft
Nun gilt es freilich, den an und für sich zeitlosen Lodenmantel auch ein wenig anzupassen, sprich: zukunftsfit zu machen. Aktuell fertigt Steiner in seinen Betrieben 500 Mäntel im Jahr, vierzig der 65 MitarbeiterInnen sind allein mit der Fertigung beschäftigt. In den nächsten Monaten soll ein Lodenmantel reloaded auf den Markt kommen, der den Zeitgeist trifft. Steiner: „Da geht es zum einen um Design und Farben, zum anderen aber auch um die Bedingungen, mit denen wir es aktuell zu tun haben.“ Stichwort: Klimawandel. Deshalb soll der im neuen Look erscheinende Mantel ohne Futter daherkommen, mit offenkantigen Nähten und etwas salopper, womit er das ganze Jahr über tragbar wird.
Jagdfakten.at bedankt sich für das Gespräch bei Johannes Steiner.
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Bildquellen für diesen Beitrag: Produkt Bilder Steiner1888, Pixabay
Autorin für diesen Beitrag: Uschi Macher
DIESEN
BEITRAG TEILEN