Zur Jagd gehört so viel mehr als die allgemein bekannten Aufgaben unserer Jägerinnen und Jäger, soviel mehr als die nachhaltige Regulierung und Artenpflege der Wildtiere, die Erhaltung und Erhöhung der Biodiversität in unseren Kulturlandschaften und die Waldpflege.
Jagd bedeutet auch gelebte Tradition, kulturelle Festlichkeiten & Begrifflichkeiten der Jägersprache wie auch Literatur, Musik, bildende Kunst & Bildhauerei – dies alles zählt zum Kulturerbe der Jagd. Wie auch das traditionelle Handwerk des Gravierens.
GRAVUREN
- Ursprung des Worts „gravieren“
- Lehrberuf Graveur
- Welche Materialien eignen sich am besten zur Gravur?
- Hauptgebiete der Gravur
- Jagd-Gravuren: Techniken & Motive
Das Gravieren gehört zu den ältesten Handwerken der Menschheit. Schon in Urzeiten haben Menschen zum Beispiel Gefäße, aber auch Werkzeuge und Waffen durch das Einritzen von Zeichen und Figuren oder anderen künstlerischen Darstellungen verschönert und markiert. Vor allem das Markieren oder Kennzeichnen war in früheren Zeiten ein wesentlicher Hauptgrund für das Gravieren, denn dadurch konnte Eigentum seinen Besitzern eindeutig zugeordnet werden.
Woher kommt das Wort „Gravur“ eigentlich?
Der Ursprung des Wortes kommt vermutlich vom mittelniederländischen Wort „graven“, was so viel wie „eingraben“ bedeutete. Im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelte sich daraus im französischen Raum das Wort „graver“, was „etwas in etwas (ein)ritzen“ bedeutet. Und wir haben – wie so oft – Anleihe aus dem Französischen genommen und daraus die Wörter „gravieren“, „Gravur“ oder „Graveur“, etc. gemacht. Wir verstehen heute unter dem Wort „gravieren“ – einritzen, einschneiden, durch Ritzzeichnung verzieren.
Gibt es einen Lehrberuf Graveur?
Ja, den gibt es tatsächlich, aber unter etwas anderen Namen. Auf der Seite des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort gibt es die Liste der Lehrberufe von A bis Z.
Unter dem Buchstaben „M“ findet man den Lehrberuf „Metalldesign – Schwerpunkt Gravur“. Die Lehrzeit beträgt drei Jahre. Die weiteren Schwerpunkte im Metalldesign sind „Gürtelei“ und „Metalldrückerei“.
Unter dem Buchstaben „H“ ist der Lehrberuf „Hohlglasveredler/in – Gravur“ zu finden. Auch hier dauert die Lehrzeit drei Jahre. Beim Lehrberuf Hohlglasveredler/in gibt es neben der Gravur noch die Schwerpunkte „Glasmalerei“ und „Kugeln“.
Bei beiden Lehrberufen gilt: auch bei diesem traditionellen und kunstvollen Handwerk hat die moderne Technik längst Einzug gehalten. Lasergravur und EDV-Unterstützung zum Beispiel in Form von Computerized Numerical Control (CNC), was so viel wie „rechnergestützte numerische Steuerung“ bedeutet, gehört heute neben der klassischen Handwerksarbeit zum Alltag in diesem schönen Beruf.
Welche Materialien eignen sich am besten zur Gravur?
Unsere Vorfahren haben ihre Ritzarbeiten, ihre Gravuren noch an Knochen, Horn oder Zähnen von erlegten Tieren vorgenommen. Später, in der Metallzeit, bis ca. 1.000 v. Chr. war Bronze ein beliebtes und ideales Metall für Gravuren. Heute ist die Auswahl an Materialien deutlich vielfältiger. Sie reicht von Metallen über Leder, Holz und Kunststoffen bis hin zu Glas, Acrylglas oder Stein. Am bekanntesten ist wahrscheinlich das Gravieren von Metallen. Hier gilt die Regel – je weicher ein Metall, desto leichter ist es zu bearbeiten. Daher arbeiten vor allem Einsteiger sehr gerne mit Kupfer oder Messing. Ebenfalls beliebte Metalle sind Gold und Silber sowie Zinn. Am härtesten und widerstandsfähigsten, aber auch am schwierigsten zu bearbeiten sind Stahl und Titan.
Hauptgebiete der Gravur
Die Hauptgebiete der Gravur haben sich im Laufe der Zeit – oft parallel – entwickelt, sind aber allesamt sehr alt. Ausgangspunkt war die Ziergravur. Damit wurden, wie bereits erwähnt, Gegenstände oftmals als Eigentum gekennzeichnet. Diese Art der Kennzeichnung wurde dann im Laufe der Zeit immer kunstvoller und zählt heute mit gutem Grund zu den beeindruckendsten Kunsthandwerken. Neben der Ziergravur entwickelte sich auch die Schriftgravur. Dabei wurden oft ganze Textpassagen in Metalltafeln graviert. Noch heute tragen zum Beispiel viele verheiratete Menschen Beispiele der Schriftgravur an ihrem Ringfinger, nämlich dann, wenn sie zB.: ihr Hochzeitsdatum auf die Innenseite ihres Eheringes haben garvieren lassen. Das dritte und vierte Hauptgebiet sind schließlich die Siegel- und die Stempelgravuren. Die Siegelgravur wurde und wird für die Herstellung von Siegelstempeln, mit denen vorrangig höhergestellte Personen ihre Schreiben mit Wachssiegeln versehen haben, verwendet. Die Stempelgravur kam zum Beispiel bei der Münzprägung für die Prägestempel zum Einsatz.
Jagd-Gravuren: Techniken & Motive
Das traditionelle Handwerk der Gravur ist im naturnahen Umfeld besonders beliebt. Viele Jägerinnen und Jäger, aber auch Förster und Landwirte schätzen diese Kunst und lassen ihre Jagdwaffen, Krüge oder auch Messer kunstvoll verzieren. Die Motive sind dabei sehr vielfältig. Neben den beliebten Abbildungen von Rotwild, Rehwild, Gamswild oder Steinwild, sind oft auch Wildschweine, Adler oder Wölfe zu sehen. Auch die Silhouette von Jägern, von Jagdszenen oder Naturdarstellungen – zum Beispiel von Berg- oder Waldregionen – sind sehr beliebt. Abgerundet wird der Reigen der jagdlich geprägten Motive von kunstvollen Ornamenten oder auch Familienwappen.
Hier auch ein kurzer Auszug an beliebten Gravurtechniken:
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Federstich oder Bulino
Ermöglicht eine detaillierte, realistische Darstellung von Motiven. Das traditionelle Werkzeug dafür ist der Gabelstichel der in der Regel ohne Hammer, also nur durch die eigene Muskelkraft bedient wird. Eine aufwendige Technik die jedoch feinste Striche ermöglicht.
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Einlegearbeiten oder Tauschierung
Dabei wird – in der Regel in einem härteren Metall – eine Vertiefung geschaffen, in die dann ein weicheres Metall, sehr oft ein edles Metall wie Gold oder Silber, eingelegt wird. Das weichere Metall wird dabei mit einem Hammer vorsichtig in die Vertiefung geschlagen. Die umgekehrte Variante – härteres Metall wird in weicheres eingelegt – ist selten, aber möglich. Bei den Einlegearbeiten gibt es unterschiedliche Varianten: Zum Beispiel die Flachtauschierung, bei der das eingelegte Metall und das Grundmetall eine Ebene bilden. Eine andere Variante ist die Relieftauschierung, bei der das eingelegte Metall reliefartig aus dem Grundmetall hervorragt.
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Ziselieren
Ziselierung ist eine plastische Verformung des Metalls, also eine reliefartige Gravierarbeit. Dafür werden sogenannte Punzen (Schlagstempel) und ein Hammer verwendet. Das Wort ziselieren stammt vom französischen Wort „ciseau“ (Meißel) ab.
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Flachstich
Der Flachstich ist eine der beliebtesten Techniken und eignet sich sehr gut für Schriften, Monogramme aber auch Ornamente. Das Werkzeug dafür ist der Handstichel, mit dem das Motiv spanabhebend in das Metall eingearbeitet wird. Diese Technik ist für viele der Inbegriff der Gravur mit Hand.
Generell ist festzuhalten, dass handgravierte Arbeiten deutlich länger halten (sichtbar sind), als maschinelle Diamant- oder Ritzgravuren. Wir empfehlen daher: gehen Sie zu professionellen, traditionellen Graveurinnen und Graveuren.
Gravieren als Freizeitbeschäftigung
Jagdfakten.at: Liebe Carina, du hast vor kurzer Zeit damit angefangen Gläser zu gravieren. Wie kam es dazu?
Carina Frank: #stayathome und Kurzarbeit in Zeiten des Coronavirus fordert gerade die Kreativität.
Ich habe zuvor auch einige Leinen für meinen Jagdhund selbst gemacht und dabei auch die Knebel aus Horn (Rehkrickerl) oft mit meinen Initialen versehen. deshalb hatte ich das notwendige Werkzeug zufällig schon daheim.
Jagdfakten.at: Wie waren deine ersten Gavierversuche?
Carina Frank: Meine ersten Gravierversuche waren und sind (ich habe ja erst 4 oder 5 Gläser graviert) noch oft fehlerhaft. Besonders der Nasenschwamm beim Hund sieht oft unrealistisch aus. Es wäre besser zuerst Eichenlaub, Schilf oder Gehölzer als Motiv zu wählen, Tiere sind schwieriger.
Jagdfakten.at: Was kostet ein Gravierset für Anfänger?
Carina Frank: Das ist kein spezielles Set. Das ist ein Dremel (Dremel sollte sowieso jeder im Haus haben) und dazu ein Gravurenaufsatz für Glas. Wenn man sich einen Dremel zulegt, so wäre der Dremel 3000 super (Dremel ist ein Hersteller eines solchen Multifunktionswerkzeuges und diese Werkzeuge gibt es bereits ab 59,90 im Handel Anm. Redaktion). Da der Motor das Handstück über eine Welle antreibt. Daher ist das Handstück sehr klein, fast wie ein dickerer Kugelschreiber den man schön in der Hand halten kann.
Jagdfakten.at: Liebe Carina, danke dir für den Einblick!
UNSERE
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Bildquellen für diesen Beitrag: Jagdfakten.at/L. Molter | Carina Frank | Pixabay
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