Klein, aber gefährlich:
Warum die Eichennetzwanze unsere Wälder bedroht

Das kleine Insekt aus Nordamerika breitet sich rasant in unseren Wäldern aus – und bedroht dort die Biodiversität. Warum es schwierig ist, gegen die Eichennetzwanze vorzugehen – und JägerInnen und Jäger Teil der Lösung sind.

EICHENNETZWANZE

Wenn die Welt noch irgendwo in Ordnung ist, dann in unseren Wäldern. Die Ruhe verwurzelter Bäume, der Schatten rauschender Baumkronen, der Geruch von fruchtbarem Grün: Alles, was in unseren Betonwüsten keinen Platz mehr hat, kann sich hier noch frei entfalten. Glauben wir zumindest – und müssen bei genauerem Hinsehen feststellen: So ungestört lebt sie mittlerweile nicht mehr, die Natur in unseren Wäldern. Das hat viele Gründe und äußert sich, je nach Region, unterschiedlich. Besonders in den Wäldern der Steiermark hat sich diese Problematik auf eine Art und Weise verdichtet, die für die heutige Zeit bezeichnend ist. Es geht um Klimawandel, um das Thema der invasiven Arten – und um ein sehr kleines Tier, das großen Schaden anrichtet.

Warum ist die Eichennetzwanze
so gefährlich?

Die Rede ist von der sogenannten Eichennetzwanze. Das etwa drei Millimeter kleine Insekt aus der Familie der Netzwanzen stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde erstmals in den 2000er-Jahren in Europa beobachtet, in den steirischen Wäldern nachweislich vor etwa fünf Jahren. Dass es sich mittlerweile auch hier, fern seiner nordamerikanischen Heimat, ausbreitet, liegt auch an den steigenden Temperaturen: Milde Winter, heiße Sommer, das mag die Eichennetzwanze besonders. Was sie noch mehr mag: Eichen. Und die gibt es in den steirischen Wäldern zuhauf.

Die Eichennetzwanze nistet sich an der Unterseite der Bäume ein und saugt an den Blättern. Dabei entzieht sie dem Baum die Substanz. Die Blätter vertrocknen schnell und fallen ab, was naturgemäß die Vitalität des Baums schwächt. So fliegt die Eichennetzwanze während des Sommers von Baum zu Baum – und vermehrt sich ganz nebenbei auch noch rasant. Das Ergebnis: Bis zu 80 Prozent Eichenbäume wurden in manchen Gebieten befallen. Das bedeutet auch, dass durch den anhaltenden Stress der Bäume ihre Anfälligkeit gegenüber weiteren Schädlingen – etwa dem Eichenprozessionsspinner oder dem Borkenkäfer – zunimmt.

Was sind die Schäden, die die Eichennetzwanze im Wald anrichtet?

 

Der dadurch entstandene Schaden hat zwei Dimensionen:

Zum einen wirtschaftlich: Eichen gelten in der Forstwirtschaft als besonders wertvoll. Ihr Holz ist robust und langlebig und wird sowohl für den Bau als auch für die Möbelherstellung genutzt. Schätzungen zufolge könnten die wirtschaftlichen Schäden durch die Eichennetzwanze in der Steiermark allein bis 2030 mehrere Millionen Euro betragen – sofern keine effektiven Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Womit wir auch bei der zweiten, mindestens genauso wichtigen Schadensdimension wären: der ökologischen. Ein beschädigter Eichen- oder Mischwald vermindert die Biodiversität – und hat damit auch Auswirkungen auf den Lebensraum von Wild und anderen Tieren, die sich von Rinden, Blättern, Gräsern und Knospen ernähren. Was also tun?

Was man gegen die Eichennetzwanze tun kann

Natürlich: Die Eichennetzwanze ist nicht das einzige Tier auf der Welt, das klimabedingt den Wäldern zusetzt. Je nach Region gibt es auch andere Insekten, die ähnlich invasiv und verheerend sein können. Die Antworten, an denen geforscht werden, sind vielfältig: Vom Einsatz von natürlichen Feinden wie etwa bestimmten Raubwanzen oder parasitären Pilzen bis hin zum gezielten Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel. Auch die Erweiterung von Mischwäldern und das Setzen widerstandsfähiger(er) Eichenarten könnten Teil der Lösung sein – aber was, wenn der nächste invasive Schädling kommt?

Gerade in Zeiten, in denen der Wald immer stärker vom Klimawandel und von invasiven Arten betroffen sein wird, braucht es das wachsame Auge jener Menschen, die den Wald besser kennen als alle anderen. Dazu gehören neben den Förstern auch die Jägerinnen und Jäger. Sie sind es, die die neuartigen Phänomene vor Ort als erstes erkennen – und mit den Verantwortlichen gezielt dagegen vorgehen können. Die heile Welt des Walds muss schließlich Tag für Tag verteidigt werden. Auch wenn es sich beim Gegner nur um ein klitzekleines Insekt wie die Eichennetzwanze handelt.

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Bildquellen für diesen Beitrag: © BFW Gernot Hoch | © Pixabay
Autor für diesen Beitrag: U. Macher / Jagdfakten.at

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