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Gänsesäger: Warum der Vogel mit der Sturmfrisur unsere Biodiversität gefährdet

Der Gänsesäger setzt unserer heimischen Fischwelt zu –
warum genau und wie sich das ändern ließe, erklären wir hier.

DER GÄNSESÄGER

Sie hat ja etwas Niedliches, diese Sturmfrisur. Und auch der rote Schnabel, der am Ende hakenartig nach unten gebogen ist, wirkt eher ulkig als gefährlich. Aber sowohl diese Sturmfrisur als auch besagter Schnabel stellen in unseren Breiten ein immer größeres Problem dar – weil sie dem Gänsesäger gehören. Dabei handelt es sich um eine Entenvogelart, die vorrangig auf Seen und Flüssen lebt und es auf viele heimische Fischarten abgesehen hat.

300 Gramm Fisch pro Tag braucht ein Gänsesäger, das ist ähnlich viel wie die beiden anderen berüchtigten Fischverspeiser aus dem Reich der Vögel: der Kormoran und der Graureiher. Fest steht: Auch der Gänsesäger ist heute eine Gefahr für die Biodiversität heimischer Gewässer. Warum genau? Und kann die Jagd hier nachhaltige Lösungen bieten?

Wie der Gänsesäger jagt

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Sturmfrisur zwar generell als Markenzeichen der Gänsesäger dient, aber eigentlich nur die Hälfte der Population betrifft – weil nur die Weibchen so aussehen. Der männliche Gänsesäger hingegen kommt mit kurzem schwarzweißen Gefieder etwas strenger daher. Beiden gemeinsam ist jedenfalls eine ganz eigene Art der Jagd auf ihre Beute.

Während der Graureiher etwa geduldig an einer seichten Wasserstelle wartet, um dann mit präzisem Schnabelschlag zuzuschlagen und der Kormoran Fischen hinterhertaucht, die er vom Ufer oder von einem Ast aus gesichtet hat, geht der Gänsesäger folgendermaßen vor:

Er hält den Kopf unter Wasser, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sobald er etwas sieht, was seinem Beuteschema entspricht, taucht er blitzartig ab – und zwar bis zu zehn Meter! – und zack, schnappt er mit seinem Hakenschnabel zu. Zu seiner Beute gehören Fische mit einer Größe zwischen zehn und 20 Zentimetern. Eine besondere Vorliebe hat der Gänsesäger für Salmoniden – also Forellen sowie Saiblinge und vor allem: Äschen.

Der Vogelschutz und seine Grenzen

 

Das ist deswegen ein immer größeres Problem, weil die Bestände von Äschen österreichweit seit Jahrzehnten zurückgehen.

Natürlich: Der Gänsesäger ist nicht das einzige Problem. Auch die allgemeine Wassererwärmung oder die verringerte Fließgeschwindigkeit von Fließgewässern, die durch Wasserkraftwerke entstehen kann, machen Äschen zu schaffen. Aber als Fisch, der klare Gewässer bevorzugt und im Gegensatz zu vielen anderen Artgenossen kein ausgeprägtes Fluchtverhalten hat, ist er durch Fischräuber wie dem Gänsesäger eben besonders gefährdet.

Was also tun? Grundsätzlich ist die Jagd auf den Gänsesäger laut der EU-Vogelschutzrichtlinie von 2009 verboten, doch kann es in Einzelfällen – je nach Bundesland – einzelne Abschussgenehmigungen geben, sofern diese dem Gesetzgeber auf Landesebene sinnvoll erscheinen. In der Vergangenheit hat das jedoch immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Tierschutzorganisationen geführt.

Tierschutz für die Fische?

Das besorgniserregende Los der Äschen und anderer Fischarten spielt bei Tierschutzorganisationen erstaunlicherweise keine Rolle.

Fest steht jedoch: Der Gänsesäger gefährdet gefährdete Fischarten wie die Äsche zusätzlich. Die Rolle der Jägerinnen und Jäger als Hüter der Biodiversität ist daher mehr denn je gefragt. Schließlich sind sie es, die das große Ganze der lebendigen Natur im Blick haben – und abschätzen können, wo Gänsesägerabschüsse sinnvoll wären und wo nicht. Schließlich geht es darum, die natürlichen Lebenswelten aller heimischen Tiere aufrechtzuerhalten – und nicht nur derer mit einer besonders niedlichen Sturmfrisur.

Äsche: Bestände gehen österreichweit seit Jahrzehnten zurück - Jagdfakten.at informiert

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Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at

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