Wir haben die beiden Kandidaten zur Bundespräsidentschaftswahl, Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen, gebeten, für unsere Leser fünf Fragen rund um die gesellschaftspolitische Diskussion zum Jagdwesen in Österreich zu beantworten. Beide Herren sind dieser Bitte bereitwillig nachgekommen, wofür wir uns herzlich bedanken möchten.
Das wollten wir von den beiden Kandidaten wissen:
- Ist die Jagd, wie sie derzeit in Österreich von mehr als 120.000 Jägerinnen und Jägern betrieben wird, ausreichend gesetzlich geregelt, oder sehen Sie die Notwendigkeit, die Normen zu ändern?
- Soll die Jagd weiter Teil der nachhaltigen Grundeigentumsnutzung bleiben oder zukünftig nur mehr subsidiäres Wildtiermanagement sein?
- Wildbret gilt unter Ernährungswissenschaftern als das höchstwertige Fleisch. Derzeit verzehren Herr und Frau Österreicher im statistischen Durchschnitt im Jahr 65 kg pro Kopf, davon sind aber nur 0,7 kg Wild. Wollen Sie uns – um den Konsum von Wildbret zu fördern – Ihr Lieblingsrezept für Wildfleisch verraten?
- Österreich hat zu wenig Wildbret. Wir importieren netto rund 1.000 Tonnen – viel aus landwirtschaftlicher Zuchthaltung in Neuseeland. Wie sollte sich das ändern?
- Es gibt derzeit in Österreich – vornehmlich in den sozialen Medien und durch Demonstrationen von etwa 6 bis 15 Menschen auf öffentlichen Plätzen – eine Kampagne von Tierrechtsaktivisten gegen die Jagd, die sich der Verbreitung falscher Tatsachen und persönlicher Diffamierung bedient –, und nicht nur Hasspostings sind die Folge. Was ist dazu Ihre Botschaft?
Norbert Hofer nimmt zu unseren Fragen wie folgt Stellung:
- Ich befürworte die weidgerechte, nachhaltige Ausübung der Jagd auf Basis der geltenden strengen Gesetze und spreche mich für den Erhalt des jagdlichen Brauchtums und für die Pflege der Traditionen der österreichischen Jägerinnen und Jäger aus. Derzeit sehe ich keinen Änderungsbedarf der einschlägigen Gesetze und befürworte eine Zusammenarbeit in Form eines breiten Dialogs von Jagdverbänden und der Politik, um auch in Zukunft vernünftige Rahmenbedingungen zur Ausübung der Jagd zu schaffen.
- Die Jagd ist meiner Meinung nach viel mehr als reines Wildtiermanagement und sollte natürlich auch weiterhin als Teil der nachhaltigen Grundeigentumsnutzung verstanden werden. Unverständlich ist es aber, wenn es Grundstückseignern ermöglicht wird, die Jagd auf den von ihnen besessenen Flächen zu verbieten. Das schadet der Allgemeinheit.
- Ich esse gerne hin und wieder Wildfleisch und mag besonders Hirschgulasch mit Semmelknödeln.
- Die Konsumenten sind von der Qualität des heimischen Wildfleisches überzeugt, weil es artgerecht aufgewachsen und gesund ist. Deshalb ist auch die Politik gefordert, das Bewusstsein zu schaffen, dass es sich bei Wildfleisch um hochqualitative Lebensmittel handelt, die auch einen entsprechenden Wert haben. Dadurch kann der Konsum von heimischem Wildbret angekurbelt und auch sichergestellt werden, dass die Wertschöpfung im Land bleibt.
- Diverse Organisationen, aber auch Teile der Politik haben in der Vergangenheit dazu beigetragen, ein negatives Bild der Jagd in der Öffentlichkeit zu verfestigen. Solche Verallgemeinerungen und Pauschalierungen sind jedoch absolut unzulässig und auch falsch. Die Jagd stellt in Österreich einen wesentlichen Teil der österreichischen Volkswirtschaft dar, was leider in den Jagdgesetzen nicht ihren Niederschlag findet. Die Jägerschaft leistet vor allem in der Hege und Pflege des Wildes und des Waldes einen entscheidenden Beitrag. Es ist daher sinnvoll, die Öffentlichkeit über den enormen Wert der Jagd zu informieren und geltende Vorurteile richtigzustellen.
Alexander Van der Bellen war so freundlich, uns seinen ganz persönlichen Zugang zu diesem Fragenkomplex wie folgt zusammenzufassen:
„Meine Position ist klar: Verantwortungsvolle Jägerinnen und Jäger leisten einen wertvollen Beitrag, um Wildtierpopulation in einem ökologischen Gleichgewicht zu halten und tragen zur Erhaltung unserer Kulturlandschaften bei. Die weidgerecht und nachhaltig ausgeübte Jagd ist für Österreichs Kulturlandschaft daher unverzichtbar und stellt einen Mehrwert für die Natur dar. Jägerinnen und Jäger erfüllen heute wichtige Aufgaben, die von der Gesellschaft anerkannt werden.“
Alexander Van der Bellen ist im Kaunertal aufgewachsen und bis heute so oft wie möglich in seiner Heimat zu Besuch. Viele seiner Freunde und Bekannten in Tirol sind Bauern und Jäger. Der Vater seines besten Freundes im Kaunertal, Hans, war Jäger von Beruf. Sie haben zusammen viele Stunden verbracht, Erfahrungen ausgetauscht und auch oft über die Jagd gesprochen. Van der Bellen weiß daher aus erster Hand, dass die Jagd notwendig ist.
WEITERLESEN:
Vom Wert der Jagd – Gastkommentar Univ. Prof. Dr. Klaus Hackländer