Weit draußen, nah dran
Die Sonne geht über dem Grat auf und da: ein Gamsrudel zieht seelenruhig grasend den Berghang entlang. Kitze toben wild umher. Ein wundervoller Augenblick ganz nah an der Natur. Um dies zu erleben, braucht es viel Glück oder ein neues Gespür für Natur. Doch wer ist dem „geheimen Leben“ unserer Wildtiere auf der Spur?
HANDWERK JAGD
Natur hautnah erleben
Es sind seit Jahrhunderten die Jäger*innen, die es nach draußen zieht, der Natur auf der Spur. Sie sind es, die die kleinsten Hinweise erkennen, die Rufe verschiedenster Tiere aus den Umgebungsgeräuschen herausfiltern und deuten können. Das Schöne am Handwerk Jagd ist, dass es jede und jeder mit etwas Motivation und Begeisterung, erlernen und für sich entdecken kann.
Ein Sinn für Natur
Begleitet man einen erfahrenen Jäger oder eine ferme Jägerin, ist man am Anfang sprachlos: Dort ein Rehbock, da oben, eine Gams und hier hörst du den Fuchs. Man entdeckt eine völlig neue Welt, die direkt vor unseren Augen lag. Man öffnet seine Sinne, hört, riecht, schmeckt und sieht mit geschärftem Blick den Reichtum unserer Natur. Es braucht nur etwas Geduld und Ruhe, um dieses zu entdecken.
Man kommt in einen neuen Rhythmus. Der Tag fängt mit dem ersten Sonnenstrahl an, doch als Jägerin möchtest du diesen Moment draußen erleben und sehen, wie die Natur einerseits erwacht, um dann über den Tag wieder zur Ruhe zu gehen, wenn das Treiben der Menschen zunimmt und es überschattet. Ja, man nimmt auch deutlicher wahr, wenn sich menschliches Tun und Werke auf die Natur auswirkt. Dann hat man den Draht zur Natur gefunden. Man freut sich mit ihr, man leidet mit ihr, man überlebt durch sie, man nutzt den Überschuss und gibt wieder etwas zurück.
Wie nehmen Jägerinnen und Jäger die Natur wahr?
Hören:
Oft sind Tiere nur zu hören, aber nicht zu sehen. Jägerinnen und Jäger lernen daher Tierstimmen zu erkennen und unterscheiden.
Riechen:
Auch wenn wir „nur“ 20-30 Mio. Riechsinnzellen besitzen (der Hund hat ca. 250 Mio.), kann auch unsere Nase Gerüche perfekt zuordnen, wenn wir sie erstmal kennen – etwa feuchtes Fell oder Aas.
Schmecken:
Schon mal eine frische Preiselbeere gekostet? Auch wenn sie etwas herb und säuerlich ist, die enthaltenen Vitamine und die Salicylsäure machen sie auch bei vielen Wildtieren, etwa Birkhühnern, beliebt.
Sehen:
Der Sehsinn ist die Stärke der Menschen – etwa 80 % aller Umweltinformationen, die im Gehirn verarbeitet werden, nehmen wir mit den Augen auf. Wir müssen also das Gesehene zuordnen können – Jägerinnen und Jäger schauen Wildtiere daher genau an, wie alt ist das Tier? Ist es gesund? Ist es ein Muttertier? Dies alles müssen Jägerinnen und Jäger erkennen.
Jagd bedeutet Regionalität
Dieses Kennen der Natur ist jedoch durchaus sehr lokal.
Während die ersten Rehkitze in den Beckenlagen und im Alpenvorland schon Anfang Mai über die Wiese toben, erblicken Rehkitze in alpinen Regionen großteils erst im Juni das Licht der Welt. Doch nicht jede Art ist so anpassungsfähig wie das Rehwild. Die Alpengams kommt zwar in sieben der neun Bundesländer vor, jedoch in sehr unterschiedlich geprägten Lebensräumen.
Während in Niederösterreich nur 1-2 % der Schalenwildstrecke aufs Gamswild entfällt, gibt es in Tirol fast kein Revier ohne Gamswild. Umgekehrt sieht es beim Schwarzwild aus. Entsprechend unterschiedlich ist auch der Fokus, der auf die Wildarten regional gelegt wird. Dies beginnt schon bei den rechtlichen Grundlagen.
Sogar die üblichen Jagdarten unterscheiden sich von Steppenlandschaften bis ins Hochgebirge gravierend. Dies ergibt sich ganz einfach durch die großen Unterschiede in der Landschaft, der Vegetation und im Verhalten der Wildarten. Doch das macht die Jagd auch zu so einem komplexen und spannenden Handwerk – jedes Ökosystem ist im Detail einzigartig.
Woraus besteht ein Ökosystem
- Lebensraum (Biotop)
- Pflanzen, Pilze
- Tiere
- Äußere Einflüsse: Klima, Geologie
All dies ist Teil eines Ökosystems und steht in gegenseitiger Wechselwirkung und Beziehung, z.B.
- Räuber und Beutetiere
- Pflanzen und Bestäuber
- Bodeneigenschaften und Pflanzenwachstum
- usw.
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Bildquellen für diesen Beitrag: © TLJV | @ Christine Lettl | @ Florian Lechner
Autor für diesen Beitrag: C. Lettl / Jagdfakten.at
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