Es herbstelt und damit beginnt die Zeit der Könige unserer Wälder.
Es ist die Zeit, in der Hirsche ihren Auftritt haben, es ist die Zeit der Hirschbrunft und damit auch die Zeit des „Röhrens“. Dabei handelt es sich um ein klassisches Imponiergehabe, das mehrheitlich den männlichen Artgenossen gilt: Es soll zeigen, wer man ist und wo man ist. Es geht darum, wer der „Platzhirsch“ ist, wer ein Revier dominiert und wer sich in diesem Gebiet mit den Hirschkühen paaren wird. Daher ist das typische Röhren auch nur auf die Brunftzeit beschränkt. In diesem Beitrag finden Sie Antworten auf folgende Fragen:
HIRSCHBRUNFT
ein Naturschauspiel
- Was ist die Feistzeit?
- Wann findet die Brunft beim Rotwild statt?
- Wie läuft die Brunft beim Rotwild ab?
- Ab welchem Alter beteiligen sich jüngere Hirsche an der Fortpflanzung?
- Warum werden Hirsche beim Röhren heiser?
- Warum werden Zweikämpfe tunlichst vermieden?
- Wie verhalte ich mich während der Brunft im Hirschrevier?
Feistzeit
oder Feiste
Der König des Waldes, der in unseren Breiten nahezu keine natürlichen Feinde hat, lebt im Sommer eher unscheinbar und kaum bemerkbar. Die Geweihe, die im Spätwinter abgeworfen wurden, haben sich in den letzten Monaten wieder eindrucksvoll entwickelt. In dieser Zeit leben Hirsche und Tiere (Hirschkühe) getrennt in Rudeln: jeweils friedlich und miteinander.
Jäger nennen die Sommermonate auch Feistzeit oder Feiste. Diese Zeit dient dem Hirsch vor allem zur Nahrungsaufnahme, um ausreichend Energiereserven (Fettvorräte) für die kräftezerrende Brunft anzulegen. Das ist auch notwendig, denn während der Brunft gilt seine volle Aufmerksamkeit der Fortpflanzung und nicht der Nahrungsaufnahme. Daher verlieren Hirsche auch bis zu einem Drittel ihres Gewichts während der wenigen Wochen der Brunft und Hochbrunft.
Noch ist es aber nicht so weit. Wir stehen am Beginn der Brunftzeit: Der Hirsch ist in puncto Kraft und Pracht am Höhepunkt des Jahreszyklus‘, bereit sich zu paaren. Der Herbst zieht ins Land, die Nächte werden länger, die Temperatur sinkt, die ersten Nebelschwaden legen sich über Wiesen und Wälder. Doch was so friedlich anmutet ist der Auftakt für einen Wettkampf: Den Wettkampf um Brunftplätze. Aus den Rudelgenossen vom Sommer werden in dieser Jahreszeit Rivalen.
Wann findet die
Hirschbrunft statt?
Rotwild brunftet in Österreich vorwiegend im September. In tieferen Lagen beginnt die Brunft etwas früher, in höheren Lagen etwas später, oft erst Anfang Oktober. Insgesamt dauert die Brunft in allen Höhenlagen rund zwei bis drei, manchmal vier Wochen, wobei der Verlauf stark von der Witterung beeinflusst werden kann: Je kälter, desto intensiver ist das Brunftverhalten der Hirsche.
Wie läuft die Brunft
beim Rotwild ab?
Hirsche kommen vor den Hirschkühen in Brunftstimmung. Es sind also zunächst die Hormone des männlichen Rotwilds, welche die typischen Verhaltensweisen auslösen und nicht etwa Sexualduftstoffe brunftiger Weibchen. Tiere (Hirschkühe) werden nämlich erst dann brunftig, wenn der Hormonspiegel ausreichend hoch ist, vorher tritt auch die Eireife nicht ein.
Zu Beginn der Brunft wandern die Hirsche oft über weite Strecken von ihrem Feistzeiteinstand zu den ihnen bekannten Brunftplätzen. Die Spermienbildung beginnt bei alten Hirschen schon deutlich vor der Brunft, nämlich im Juli, und endet erst in Februar. Sie umfasst also die gesamte Zeit, in der ein fertiges Geweih getragen wird.
Ab welchem Alter
beteiligen sich Junghirsche?
Obwohl Hirsche bereits im zweiten Lebensjahr rein körperlich fortpflanzungsfähig wären, nehmen jüngere Altersklassen in gut strukturierten Populationen nur selten an der Brunft teil. Bei einer ausgeglichenen Sozialstruktur, also einer ausgeglichenen Zahl aller Jahrgänge, beteiligen sich Hirsche erst ab etwa fünf Jahren an der Fortpflanzung. Sind ausreichend alte Hirsche vorhanden, kommen auch die mittelalten nicht zum Zug.
DAS RÖHREN
ein besonderes Naturerlebnis
Das berühmte Röhren bekommen Naturliebhaber und -beobachter nicht gleich zu hören, denn die Hirschbrunft verläuft zu Beginn eher ruhig ab. Nach und nach kommen mehr und mehr Hirsche in ein Revier und damit steigt auch der Konkurrenzkampf. Erst jetzt, in der Hochbrunft, startet das unverwechselbare Naturschauspiel und -hörspiel, das man auch als Nichtjägerin bzw. Nichtjäger auf geführten Touren erleben kann; zum Beispiel im Nationalpark Kalkalpen.
Dort gibt es die sogenannte „Hirschlos´n“, eine Spezialführung zur Brunftzeit des Rotwilds. Die Touren dauern vier bis fünf Stunden. Ziel dabei ist den mächtigen Rufen der Hirsche – dem Röhren – beizuwohnen und manchmal kann man auch ein Kräftemessen zwischen zwei Rivalen „live“ erleben.
Warum werden Hirsche beim Röhren heiser?
Beim Röhren entsteht der typische, kehlige Klang. In der Regel gibt der Hirsch immer mehrere Brunftrufe hintereinander ab. Diese sind, wie bereits beschrieben, ein wesentlicher Teil des Paarungsverhalten. Zum anderen wird damit aber auch versucht einen möglichen Kampf durch ein lautstarkes Imponiergehabe zu vermeiden.
Die Anstrengung kann man auch hören, denn die Stimme des Hirsches verändert sich während der Brunftzeit: sie wird tiefer, der Hirsch wird regelrecht heiser.
Warum werden Kämpfe
tunlichst vermieden?
Bilder von kämpfenden Hirschen, wie man sie aus Tierdokus kennt, sind aber eher die Ausnahme als die Regel. Sie sind zumeist die „ultima ratio“. Zum einen, weil solche Kämpfe enorm anstrengend und energieraubend sind und zum anderen, weil dabei eine sehr hohe Verletzungsgefahr besteht. Junge Hirsche begehren meist nur kurz auf, werden aber rasch eingeschüchtert und ziehen ab.
Anders ist das bei gleichaltrigen und gleich starken Exemplaren. Hier sind oft lange Schau- und Imponiergehabe zu beobachten. Dabei wird mit dem Geweih die Erde aufgewühlt, mit den Vorderläufen gescharrt und wild herumgelaufen. Auf diese Art versuchen die Rivalen das Gegenüber einzuschätzen. Nicht selten ist hier Schluss, indem einer aufgibt und abzieht.
Sollte dennoch keiner der potenziellen Platzhirsche nachgeben, kommt es zum Kampf. Dabei versuchen sich die Hirsche mit dem Geweih gegenseitig wegzuschieben. Das heftige Zusammenkrachen der Geweihstangen ist dabei oft hunderte Meter weit zu hören. Schwere bis tödliche Verletzungen sind leider möglich.
So verhalten Sie sich richtig
während der Brunftzeit
Das Rotwild reagiert generell sehr sensibel auf Gäste in seinem Wohnzimmer, dem Wald, nicht nur während der Brunft. Dank des guten Geruch- und Sehsinns werden wir Menschen rasch erkannt. Wer trotzdem, auch ohne geführte Tour, die Hirschbrunft erleben möchte, muss sich ruhig verhalten.
Unser Tipp: Setzen Sie sich, nehmen Sie sich Zeit, dann haben Sie vielleicht die Chance dieses beeindruckende Naturschauspiel aus der Distanz beobachten und hören zu können. Gleiches gilt auch für das Frühjahr, die Zeit der Jungen und der Aufzucht. Schätzen und schützen Sie die natürliche Umgebung unserer Wildtiere!
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Bildquellen für diesen Beitrag: Jagdfakten.at/L. Molter
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