Sicher auf dem Hochsitz: Worauf kommt es an?
So sitzt es sich am sichersten: Hochsitz-Experte Dominik Steinhauser verrät, welche Gefahren es beim Errichten und Besteigen eines Hochsitzes unbedingt zu vermeiden gilt – und warum ein bisschen Rütteln Leben retten kann.
HOCHSITZ
SICHERHEIT
Erstaunlich, aber wahr: Die Errichtung eines Hochsitzes ist in Österreich ein sehr unbürokratisches Unterfangen. Für Jägerinnen und Jäger wird es – in ihrem jeweiligen Revier – als „bewilligungs- und anzeigefreie bauliche Maßnahme“ angesehen. Das heißt: Wer in seinem Revier einen Hochsitz errichten möchte, kann das ohne viele Kontrollen und Einmischung von außen tun. Einzig beachten muss er, je nach den örtlichen Landesgesetzen, wenige Formalitäten, wie den Abstand zum Nachbarrevier und die korrekte Beschaffenheit des Hochsitzes.
„Das ist ein Privileg, ja. Aber eines, mit dem auch verantwortungsvoll umgegangen werden muss“, sagt Dominik Steinhauser. Der Bauingenieur und leidenschaftliche Jäger beschäftigt sich seit seinen Jugendjahren mit dem Bau von Hochsitzen, hat 2022 dazu ein Standardwerk veröffentlicht – und dabei immer eines im Blick: die Sicherheit. „Ein guter Hochsitz ist ein sicherer Hochsitz“, sagt er. Was heißt das genau?
Ein rundum sicherer Hochsitz
Zunächst einmal: Ein sicherer Hochsitz ist nicht nur einer, der hält und Jägerinnen und Jägern eine sichere Jagd ermöglicht. Sondern auch einer, der auf die Sicherheit der Umgebung achtet. Das Stichwort lautet in diesem Fall: Kugelfang.
„Damit meint man einen natürlichen oder künstlich geschaffenen Hintergrund, der sicherstellt, dass das Geschoss nach dem Durchdringen des Wildkörpers sicher im Erdreich oder einer Barriere aufgefangen wird, um Gefährdungen im Hinterland zu vermeiden, wo Menschen beispielsweise Rad fahren, Pilze sammeln oder spazieren“, erklärt Steinhauser. Das bedeutet: Je flacher das Gelände, desto höher sollte der Hochsitz gebaut werden, damit der Einschusswinkel dafür sorgt, dass die Kugel innerhalb des Reviers bleibt. Womit wir bei einem weiteren elementaren Sicherheitsthema in Sachen Hochsitzen wären: Dem Standort.
Das richtige Holz in der richtigen Größe
„Wichtig sind bei der Wahl des Standorts die Windverhältnisse“, erklärt Steinhauser. „Gerade in Zeiten, in denen wir mit immer mehr Starkwinden rechnen müssen, sollte man darauf achten, Hochsitze nicht direkt in Windschneisen hineinzubauen, weil sich vor allem auf der Kanzelfläche enorme Druckverhältnisse aufbauen, die den gesamten Hochsitz innerhalb von Sekunden schwer beschädigen können.“
Auch an windstilleren Standorten gilt es daher, auf einige Punkte genau zu achten, um die Sicherheit auf dem Hochsitz zu gewährleisten. „Generell empfehle ich die Verwendung von stark dimensioniertem Holz“, erklärt Steinhauser. „Bei einem Rundholz sollten die Hauptstützen mindestens zehn Zentimeter im Durchmesser an der schwächsten Stelle haben. Besonders widerstandsfähige Hölzer wie Lärchenholz sind dabei ideal für Sprossen und andere beanspruchte Teile.“
Ein wichtiger, oft unterschätzter Punkt sei zudem die Wartung. Steinhauser vergleicht die Pflege eines Hochsitzes mit der eines Autos: „Ein Auto wird jedes Jahr gewartet – bei Hochständen habe ich oft das Gefühl, dass zehn Jahre lange keiner vorbeigeschaut hat.“
Rütteln ist sicher
Jägerinnen und Jägern, die sich vor einem neuen oder selten benutzten Hochstand befinden, empfiehlt Steinhauser folgende Sicherheitsvorkehrungen, um während der Jagd keine Risiken einzugehen:
„Als erstes sollte man den Hochsitz auf strukturelle Anzeichen überprüfen, also: Steht er insgesamt gerade oder gibt es schiefe Elemente? Darauf muss man vor allem nach Unwettern achten“, so Steinhauser.
Zweitens: „Besonders wichtig sind die Aufstandspunkte. Sie tragen den Hochsitz. Die Leiterholme und die Aufstandspunkte sollte man vor dem Aufsteigen also auf sichtbare Schäden oder Verrostungen kontrollieren. Danach kann man sich mit einer kurzen Rüttelprobe vergewissern, dass alles hält. Damit merkt man auch, ob bestimmte Teile morsch oder gar schon verrottet sind.“
Steinhauser warnt: Sollte aus den genannten Gründen Zweifel an der Sicherheit eines Hochsitzes bestehen, muss der Jagdausübungsberechtigte sofort informiert werden. „Auch wenn es den meisten von uns schwerfällt, die Freude am Jagen unterbrechen oder hintanstellen zu müssen – Sicherheit geht vor!“
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Bildquellen für diesen Beitrag: © Dominik Steinhauser | © Pixabay
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at
DIESEN
BEITRAG TEILEN