Ohne Gewehr, dafür mit Greifvögeln:

Die Falknerin Claudia Lembach aus der Südsteiermark gewährt uns einen faszinierenden Einblick in die komplexe Welt der Falknerei –
das Halten von und die Jagd mit Greifvögeln.

JAGD MIT
GREIFVÖGELN

Sie wird seit Urzeiten praktiziert und zählt zu den natürlichsten Jagdmethoden überhaupt: die Beizjagd. Vereinfacht gesagt wird bei der „Beize“, wie man diese Form der Jagd auch nennt, nicht mit Gewehr, sondern mithilfe von Greifvögeln gejagt.

Die Frage, welche Beutetiere bei der Beizjagd gejagt werden, hängt stark von der jeweiligen Region ab. Schließlich verfügt nicht jede Region über dieselbe Wildartdichte. „Hier bei uns in der Südsteiermark beispielsweise ist die Beizjagd auf Krähen ziemlich naheliegend, weil es hier kaum noch Niederwild gibt“, sagt Claudia Lembach. Die ausgebildete Falknerin begibt sich seit mehreren Jahren regelmäßig auf die Beizjagd und hält, wie für die meisten FalknerInnen üblich, ihre eigenen Greifvögel. Was heißt das genau? Und wie funktioniert die Beizjagd konkret?

Voraussetzungen für die Falknerei

 

Damit wir mit den Begriffen nicht durcheinanderkommen – was versteht man unter Falknerei?
Unter „Falknerei“ versteht man neben der JAGD auch alles, was mit der HALTUNG der Greifvögel zu tun hat.

Die Beizjagd hingegen bezieht sich auf den Akt der Jagd an sich. Unter welchen Voraussetzungen man die Beizjagd ausüben darf, variiert in Österreich je nach Bundesland. In der Regel muss man jedoch die Jagdprüfung bestanden haben, je nach Bundesland dann aber auch eine Zusatzausbildung absolvieren.

Von Veterinären und Volieren
Was für alle Bundesländer gilt: Die Richtlinien für die Haltung der Greifvögel sind streng. „Als erstes sollte man die Haltung der Tiere der zuständigen Bezirkshauptmannschaft melden“, sagt Lembach. Sie empfiehlt jedem und jeder, der oder die sich dazu entschließt, für die Beizjagd einen Greifvogel zu halten, sich anschließend genau über die Vorgaben der Haltung zu informieren und Baupläne mit dem/der VeterinärIn zu besprechen. „Für jede Vogelart braucht man nämlich die passende Voliere – also einen großen Außenkäfig –, die dem Vogel ausreichend Freiflugraum bietet und genaue Vorgaben erfüllt“, erklärt Lembach.

Hat man seine Vögel fachgerecht untergebracht, kann man mit ihnen auf die Jagd gehen.

Die Intelligenz der Krähen

Wie man vorgeht, hängt stark davon ab, was man gemeinsam mit seinem Greifvogel jagen will. Bleiben wir beim eingangs erwähnten Beispiel der Krähen. Diese befinden sich in der Südsteiermark oft in der Nähe von Äckern oder Weinbergen.

„Viele LandwirtInnen und Weinbauern bzw. Weinbäuerinnen sind dankbar, wenn man – natürlich in Abstimmung mit dem jeweiligen Jagdausübungsberechtigten – seine Greifvögel über ihren Feldern kreisen lässt, da die Krähen oft die Ernte beschädigen.“

Lembach weiß aus eigener Erfahrung, wie intelligent Krähen sind. „Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, wie man mit einem Greifvogel überhaupt in ihre Nähe kommt. Ist man einmal mit seinem Auto zu einem bestimmten Acker gefahren und hat den Vogel auffliegen lassen, merken die Krähen sich dieses Auto für immer. Da hilft es, das Auto zu wechseln oder gleich zu Fuß zu gehen.“

Das Falknermesser
ist immer dabei

Unter den Greifvögeln gibt es verschiedene Jäger. „Der Habicht beispielsweise ist ein sogenannter Ansitzjäger. Das bedeutet, er lauert auf einem Baum seiner Beute auf und wartet den richtigen Moment ab, um einen Angriff zu starten“, erklärt Lembach.

Ganz anders verhält sich hingegen der Falke. „Den interessiert nicht immer, was innerhalb der 400 Meter um ihn herum passiert“, sagt die passionierte Falknerin. „Sieht er aber einen Hasen einen Kilometer entfernt, kann er durchaus auch auf den gehen.“

Aber bleiben wir bei den Krähen: Was passiert, wenn sie zur Beute eines Falken geworden sind? „Der Falke ist ein Bisstöter“, sagt Lembach. „Hat er die Krähe in seinen Fängen am Boden, eile ich zu ihm und nähere mich ihm seitlich. Ich halte dabei eine Atzung auf meinem Handschuh und zeige sie dem Falken. Sobald er auf meinen Handschuh überspringt, verdecke ich die geschlagene Beute mit der Falknertasche und nehme den Vogel sicher auf.“

Sollte der Greifvogel seine Beute nicht getötet haben, ist man als Falkner oder Falknerin übrigens ethisch verpflichtet, ein Falknermesser mitzuführen, um die Beute waidgerecht zu töten. Doch das kommt ohnehin sehr selten vor. Schließlich werden Greifvögel von den Jägerinnen und Jägern penibel auf die jeweilige Beute trainiert.

Und genau darin liegt auch die Quintessenz der Falknerei: Durch die gemeinsame Jagd mit Greifvögeln wird die jahrhundertealte Partnerschaft zwischen Mensch und Tier auf eine ganz eigene, faszinierende Art und Weise vertieft. Ganz gleich, ob man sich nun auf die „Beize“ nach Krähen oder Hasen bzw. Niederwild begibt.

Jagdfakten.at bedankt sich für das Gespräch bei Claudia Lembach.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: Jagdfakten.at
Autor für diesen Beitrag: Uschi Macher

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