Hanoversche Schweißhunde: Jagdhund Lautgeben Jagdfakten.at informiert
Hanoversche Schweißhunde

Spur, Sicht & Stand – die Bedeutung von Lauten bei Jagdhunden:

Was macht einen guten Jagdhund aus, welche Laute muss er geben können? Welche Rassen kommen infrage?
Dr. Walter Anzböck ist Präsident des Österreichischen Jagdgebrauchshundeverband. Wir haben ihn ausgefragt.
 

JAGDHUND
LAUTGEBEN

Bereits im Mittelalter war er der Jagdhelfer Nummer eins, der Hund. Adelige und Fürstenhäuser hielten spezielle Zuchtlinien, die Hunde mussten nicht nur über ausgezeichnete Spürnasen verfügen, sondern auch verlässliche Partner der Jäger sein.

Dem ist heute nicht anders. Wobei vor allem das Lautgeben als essenzielle Fähigkeit des Hundes nach wie vor wichtig ist. Das bestätigt auch Dr. Walter Anzböck, der dem Österreichischen Jagdgebrauchshundeverband als Präsident vorsteht. Der Verband vereinigt 26 anerkannte Jagdhunderassen-Spezialvereine, in denen jedoch teilweise – wie beispielsweise in jener der französischen Vorstehhunde – mehrere Rassen vertreten sind. „In Summe“, schätzt Anzböck, „kommen wir in Österreich sicher auf 80 bis 90 anerkannte Jagdhunderassen.“

Anzböck selbst hat aktuell zwei Vierbeiner, die ihn auf die Jagd begleiten, zwei Labrador-Retriever. „Das sind Apportier- und Wasserhunde, die ich aber auch bei Nachsuchen etwa auf Schwarzwild oder Rehwild oder in den Bergen auf Gams einsetzen kann.“

Apropos Nachsuchen: Vor allem da – zum Beispiel nach Verkehrsunfällen – ist das Lautgeben ein besonders wichtiger Faktor. Immerhin ermöglicht die akustische Rückmeldung dem Jäger, den Standort des Hundes – und somit den des Wildes – schnell zu bestimmen.

  • Aber welche Laute gibt es eigentlich?
  • Klingen sie – trotz unterschiedlicher Hunderassen – immer gleich?
  • Und wie hat sich die Rolle des Jaghundes in den vergangenen Jahren verändert?

Dr. Walter Anzböck im Interview:

Lautgeben:
welche Laute gibt ein Jagdhund?

Herr Dr. Anzböck, was versteht man genau unter dem Lautgeben bei Jagdhunden und welche unterschiedlichen Laute gibt es?
Erst einmal gibt es den Unterschied zwischen „erwünschten“ und „unerwünschten“ Lauten. Heulen und Winseln sind absolut unerwünscht, treten im Regelfall aber nur bei hyperaktiven und nervösen Hunden auf.

Und die „erwünschten“ Laute?
Dr. Anzböck:
Hier unterscheiden wir den Spurlaut, den Sichtlaut und den Standlaut.

Beim SPURLAUT sieht der Hund das Wild nicht, nimmt aber die Fährte aufgrund der Witterung auf und gibt dementsprechend Laut.

Vom SICHTLAUT spricht man, wenn der Hund das Wild bereits sieht.

Den STANDLAUT beziehungsweise das sogenannte „Totverbellen“ gibt der Hund dann ab, wenn er beispielsweise vom Riemen gelöst und auf eine Nachsuche geschickt wird. Erreicht er dann das verendete Stück oder auch ein verletztes beziehungsweise krankes, kommuniziert er mit seinem Hundeführer: Ich habe das verendete Stück oder das kranke Stück gefunden. Und das ist dann schon ein ganz anderer Laut, den man von seinem Hund kennt. Daran kann sich der Jäger und Hundeführer orientieren, und, wenn es notwendig ist, den Fangschuss anbringen.

Abbildung: Deutscher Jagdterrier

Jagdhund auf Laute trainieren:
wie lange dauert das?

Wie lange dauert es, einen Jagdhund auf diese Laute zu trainieren?
Dr. Anzböck:
Grundsätzlich ist das bei vielen Jagdhunderassen schon angewölft. Das heißt, durch die Zuchtauslese haben die Hunde das meistens schon in den Genen. Aber natürlich muss man das Lautgeben auch fördern, das beginnt schon beim jungen Hund. Eine Möglichkeit ist, über den Fresstrieb zu arbeiten, sprich: Man stellt ihm die Futterschüssel hin und motiviert ihn, Laut zu geben. Und erst wenn er Laut gibt, darf er das Futter nehmen. Oder man versteckt das Futter unter einer gegerbten Rehdecke, dann verbindet er es bereits mit dem Wild. Wenn der Hund Laut gibt, nimmt man die Decke weg und der Hund hat praktisch als Belohnung das Futter.

Gilt diese Methode für jeden Laut?
Dr. Anzböck:
In Sachen Standlaut funktioniert die Methode eigentlich relativ schnell. Der Spurlaut und der Sichtlaut müssen fast angewölft sein, das ist bereits seit Hunderten von Jahren so. Als im Mittelalter etwa bei den Feudaljagden des Adels gejagt wurde, mussten die Hunde schon auf Grund der damaligen Jagdmethoden laut sein.

Gibt es im Lautgeben Unterschiede zwischen verschiedenen Jagdhunderassen? 

 

Dr. Anzböck: Vor allem Spur- und Sichtlaut sind von der Tonalität schon sehr ähnlich. Bei den einzelnen Rassen ist es aber oft so, dass der eine Hund derselben Rasse einen ganz anderen Laut gibt, heiserer als ein anderer zum Beispiel. Laufhunde haben oft einen ganz, ganz tiefen Laut. Wichtig ist, dass der Laut auch wirklich so laut und anhaltend sein muss, dass der Hundeführer ihn auch wirklich hört, um sich orientieren zu können.

Erleichtert ein Jagdhund die Arbeit eines Jägers?

Dr. Anzböck: Auf jeden Fall!
Jagen mit Hund ist gelebter Tierschutz, das muss auch einmal gesagt werden. Immerhin dient ein Großteil des Einsatzes des Hundes dazu, kranke Stücke – vor allem durch Verkehrsunfälle verletzte – aufzuspüren. Und er dient auch dazu, bei Jagden Stücke hochzumachen oder das Schwarzwild in Bewegung zu bringen. Das ist vor allem in puncto Wildschäden ein sehr großes, wichtiges Thema. Kurz gesagt: Der Hund ist ein ganz wichtiger Faktor bei der Jagd, und ich wage zu behaupten, dass es ohne ausgebildete Jagdhunde keine Jagd geben würde. Natürlich ist es oft schon auch anstrengend, Hunde bei der Jagd zu führen, weil man sich ja neben der Jagd auch auf die Hunde konzentrieren muss. Aber im Ergebnis belohnt das Zusammenspiel schon.

Waren Sie schon einmal in Situationen, in denen Sie sagten: Es war entscheidend, dass ich einen Hund dabeigehabt habe?
Dr. Anzböck:
Das steht außer Frage. Ich musste erst kürzlich wieder ein Stück Schwarzwild nachsuchen, das hätte ich ohne Hund nicht gefunden. Es bestätigt sich immer wieder, dass ein Hund viel bringt. Und der Jagdhund von heute ist ja anders als früher – kein Zwingerhund, sondern ein Familienmitglied. Wir haben unsere Hunde überall dabei. Der ist im Jagdbetrieb Jagdhund und zu Hause spielt er mit den Kindern und den Enkelkindern.

Die soziale Verträglichkeit von Hunden ist sehr wichtig und inzwischen auch in den Prüfungsordnungen fest verankert. Das ist ganz, ganz wichtig. Wir brauchen keine Hunde, die Menschen oder Artgenossen attackieren. Das hat sich in den letzten 20 Jahren ganz massiv geändert.

Beliebteste Jagdhunde-Rassen

Welche sind in Österreich die beliebtesten Rassen?
Dr. Anzböck:
Den größten Teil machen sicherlich die Vorstehhunde aus, vor allem Deutsch-Kurzhaar oder Deutsch-Drahthaar. Das ergibt sich aus der Tradition, weil es in Österreich viele Niederwildjagden gibt beziehungsweise in den letzten 30 Jahren gegeben hat, wo genau dieser Einsatz des Hundes – auch als Vollgebrauchshund – gefordert wird.

Es gibt auch sehr viele Bracken, eine ursprünglich österreichische Rasse. Wobei sich hier aber auch ständig Änderungen und Trends ergeben. So wird beispielsweise der Retriever bei der Jagd immer moderner – und das sage ich jetzt nicht, weil ich selbst welche führe. Berufsjäger wiederum greifen sehr häufig auf Schweißhunde zurück. Für Bewegungsjagden eignen sich vor allem Terrier oder Wachtelhunde.

Fotos v.l.n.r: Labrador Retriever bei der Wasserarbeit, Steirische Rauhaarbracke, Magyar Vizsla im Einsatz

Wieviele Jagdhunde gibt es in Österreich?

Wie viele Hunde kommen auf wie viele Jäger in Österreich?
Dr. Anzböck:
Derzeit haben wir im ÖJGV 22.000 Mitglieder. Das sind Jäger, die Hunde führen oder solche, die Hunde geführt haben, aktuell aber keinen haben. Der Großteil führt heutzutage ein bis zwei Hunde, aber es gibt auch Hundeführer mit fünf, sechs oder sieben Hunden. So generell kann man das nicht sagen, weil ja auch nicht jeder Hundeführer bei uns Mitglied bzw. registriert ist. Bei unseren Mitgliedern kommen wir im Schnitt auf ungefähr zwei Hunde.

Aber prinzipiell ist es so, dass sich jeder Jäger, der schon einmal einen Hund hatte, wieder einen nimmt?
Dr. Anzböck:
Eher ja. Wenn man die Passion hat, mit Jagdhunden zu jagen, dann bleibt man auch dabei. Ausnahmen wie Krankheit, Veränderung der Lebenssituation, Familie oder Ähnliches gibt es natürlich immer wieder. Es kommt auch eher selten vor, dass man die Rasse wechselt, wenn man damit schon gute Erfahrungen gemacht hat.

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Bildquellen für diesen Beitrag: © OJGV | © Privat, Dr. Anzböck
Autor für diesen Beitrag: U. Macher / Jagdfakten.at

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