Ingrid Gatterbauer im Gespräch über die Jagdhunde Ausbildung - Jagdfakten.at informiert

Jagdhunde: Wie werden sie ausgebildet?

Als Jagdhund werden Vertreter der Jagdhunderassen nicht geboren – sie werden dazu gemacht.
Aber wie genau? Und was hat das mit Waidgerechtigkeit zu tun?

JAGDHUNDE
AUSBILDUNG

„Ein Jagdhund ist ein Familienmitglied, das zusätzlich einen Job hat“, sagt Ingrid Gatterbauer.

Die Ex-Generalsekretärin des Österreichischen Jagdgebrauchshundeverbands (ÖJGV) spricht damit vielen Jägerinnen und Jägern aus der Seele, die sich mit ihrem vertrauten Vierbeiner regelmäßig auf die Jagd begeben. Nur: Wer Job sagt, sagt auch Ausbildung. Und so sehr ein versierter Jagdhund auch Familienmitglied seines Herrchens oder Frauchens sein mag – diesen Status muss er sich, so seltsam es klingt, auch verdienen. Denn aus einer Jagdhunderasse auch einen wirklichen Jagdhund zu machen, ist ziemlich viel Arbeit. Was heißt das im Detail? Und wie kann man sich die Ausbildung eines Jagdhundes genau vorstellen?

Ab wann beginnt man
mit der Jagdhunde-Ausbildung?

Ingrid Gatterbauer im Gespräch über die Jagdhunde Ausbildung - Jagdfakten.at informiert

„So gut wie jeder Hund hat einen Jagdtrieb, außer er wurde vollkommen weggezüchtet“, sagt Gatterbauer. „Und genau dieser Jagdtrieb gehört durch den Grundgehorsam in richtige Bahnen gelenkt. Als Basis heißt das: Ein Jagdhund muss wissen, wann er beispielsweise einen Hasen jagen darf – und wann nicht.“ Spoiler: Wenn ein Hase angeschossen oder anderweitig verletzt ist – ansonsten nicht. Was auf den ersten Blick relativ einfach klingt, verlangt in der Praxis aber viel Geduld, Disziplin und Fingerspitzengefühl.

„Insgesamt sollte man mit rund zwei Jahren rechnen, bis aus einem Welpen ein verlässlicher Jagdhund geworden ist“, sagt Gatterbauer.

„Anfangen kann man bereits im Welpenalter mit Grundgehorsamstraining, und ab etwa sechs Monaten, also wenn die Zahnung fertig ist, kann man das Apportieren angehen.“ Beim Apportieren handelt es sich um Übungen, die das Bringen von erlegter Beute während der Jagd nachahmen. Dem Hund wird also Schritt für Schritt beigebracht, etwa Bälle oder Spielzeug von einem bestimmten Ort zu fassen und zurückzubringen.

„Generell wissen wir: Alles, was in den ersten acht Lebensmonaten passiert, ist unglaublich prägend für die Hunde. Was sie in dieser Zeit lernen, darauf greifen sie ihr ganzes Leben zurück.“

Welche Jagdhundprüfungen gibt es? 

 

Im Rahmen von Welpenkursen kann jedenfalls bereits die Abrufbarkeit trainiert werden – eine Art „Lebensversicherung für den Hund“, wie Gatterbauer sagt. Denn die Abrufbarkeit ist gerade an Orten wichtig, wo Gefahren wie etwa Autoverkehr herrscht. Doch mit ein paar Kursen ist es nicht getan. „Generell zeigen die Trainer in den Kursen lediglich, woran man zu Hause und beim Spazierengehen mit dem Hund arbeiten muss“, betont die Hundeflüsterin. Insgesamt ist mit drei Kursen zu rechnen, die jeweils sechs Monate dauern und einmal pro Woche besucht werden sollten. Jeder Kurs endet mit einer erfolgreich abgelegten Prüfung. Diese sind in Österreich folgende:

ANLAGENPRÜFUNG

Mit Anlage ist hier die Veranlagung des Hundes gemeint. Das heißt, die angeborenen Fähigkeiten eines Hundes werden aus jagdlicher Sicht bewertet. Idealerweise besitzt der Hund zu diesem Zeitpunkt schon den Grundgehorsam. Welche zu bestehenden Übungen beherrscht werden müssen, kann je nach Verein oder Verband, der die Prüfung durchführt, variieren.

FELD- u. WASSERPRÜFUNG

Hier werden die Fähigkeiten des Hundes auf dem Feld und im Wasser bewertet. Meist muss der Hund hier Übungen rund ums Suchen, Vorstehen (Ortung und Fixierung der noch lebenden Beute), Finden und Apportieren von Wild bestehen.

VOLLGEBRAUCHSPRÜFUNG

Diese ist die anspruchsvollste Prüfung, bei der eine Vielzahl von jagdlichen Aufgaben nachgestellt werden. Hier können zusätzlich noch Gehorsamsübungen anfallen oder komplexere Jagdszenarien simuliert werden.

Jagen ohne ausgebildeten Jagdhund?

Natürlich: Rein rechtlich gesehen darf man in Österreich in bestimmten Bundesländern auch ohne ausgebildeten Jagdhund jagen. Doch Ingrid Gatterbauer betont die Wichtigkeit von vierbeinigen Jagdgefährten, die besagte Prüfungen erfolgreich abgelegt haben:

„Einer von vielen Gründen ist auf jeden Fall, dass man mit einem ausgebildeten Jagdhund waidgerechter jagen kann. Man stelle sich beispielsweise eine Entenjagd vor, die ohne versierten Jagdhund auskommen muss – da läuft man Gefahr, dass die Enten im Wasser verenden“, gibt sie zu bedenken.

Jagdhunde sind also mehr als Gefährten, die Jägern hier und da aushelfen. Vielmehr sind sie, zusammen mit Herrchen oder Frauchen, Mitgaranten einer weidgerechten Jagd. Sofern sie eben wissen, wie das geht.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: © Ingrid Gatterbauer
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at

DIESEN
BEITRAG TEILEN