Krötenpaar bei der Krötenwanderung im Frühling - Jagdfakten.at informiert

Krötenwanderung: So überleben die Kröten den Straßenverkehr

Alles für die Liebe: Wenn im Frühling die Kröten ihre Winterquartiere verlassen, setzen sie sich hohen Risiken aus.
Was hinter der Krötenwanderung steckt – und warum es dabei auch um Waschbären geht.

KRÖTENWANDERUNG

Jeden Frühling ist es wieder so weit: Die Kröten erwachen aus der Winterstarre.

Oder sagen wir so: Sie begeben sich auf Wanderung. Nein, nicht um sich an der aufblühenden Natur zu erfreuen, sondern um sich fortzupflanzen. Man könnte sagen: Die sogenannten Krötenwanderungen sind die wohl überlebenswichtigsten Wanderungen dieses Planeten. Und gleichzeitig auch eine der faszinierendsten. Dieser amphibische Migrationsstrom, der da alljährlich stattfindet, ist in einer Kulturlandschaft wie der unseren aber auch mit vielen Risiken verbunden. Risiken, die gerade durch die wertvolle Arbeit der Jägerschaft minimiert werden.

Warum wandern Kröten im Frühjahr?

Beginnen die Kröten im Frühjahr zu wandern, bedeutet das Folgendes: Sie verlassen ihre Winterquartiere – wie zum Beispiel Erdbauten oder Laubhaufen – und begeben sich zu Gewässern, um sich dort zu paaren und ihre Eier abzulegen.

Woher wissen die Kröten, dass es Zeit ist, in Richtung Gewässer loszuhüpfen?
Es sind die Umweltfaktoren, die sie gewissermaßen wachrütteln, wie etwa Temperaturen von über sieben Grad Celsius, Luftfeuchtigkeitswerte oder auch die längere Dauer des Tageslichts. Zwei Faktoren sagen den Kröten dabei besonders zu: feuchtes Wetter und Dunkelheit. An sich kein Problem, denn die Gefahren lauern woanders: auf den Straßen.

Da sich die Gewässer mehrere Kilometer vom Winterquartier befinden können, müssen die Kröten oft über mehrere Straßen wandern, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Das größte Risiko besteht darin, von Autos und Lastwägen überfahren zu werden. Und genau da setzen die Schutzmaßnahmen an – und damit die umsichtige Naturarbeit, die auch von der Jägerschaft ausgeht.

Wie wird Kröten beim Wandern geholfen?

 

Da wären zum Beispiel die sogenannten Krötenzäune. Dabei handelt es sich um Absperrungen, die verhindern, dass die Kröten auf die Straße gelangen. Meist führen solche Absperrungen die Kröten auch zu Sammelstellen, also bestimmte Auffangbehälter, in die die Kröten hineinfallen und von wo Freiwillige sie dann sicher über die Straße tragen können – oder sie direkt ans Zielgewässer bringen. Übrigens: Immer öfter wird hier der invasive Waschbär zum Problem. Dieser lauert den Kröten in den Auffangbehältern oft auf – und vernichtet so innerhalb kürzester Zeit große Krötenbestände. Dazu gleich mehr.

Es gibt aber auch Lösungen, die weniger auf personalintensive „Überquerungsarbeit“ ausgerichtet sind, nämlich sogenannte Krötentunnels: Das sind dauerhafte Unterführungen, die den Kröten eine sichere Querung der Straße ermöglichen – und vor allem dort Sinn machen, wo bekannte und seit Langem existierende Krötenwanderrouten bestehen.

Und dann gibt es auch Maßnahmen, die zumindest für eine Sensibilisierung für das harte Los der Kröten in befahrenen Gebieten sorgen: Tempolimits für Autos, Warnschilder – und manchmal sogar Straßensperren. Was hat das alles mit der Jägerschaft zu tun?

Wie hilft die Jägerschaft den Kröten?

Es sind Jägerinnen und Jäger, die die (Wald-)Reviere oft besser kennen als alle anderen – und daher auch genau wissen, wo wann bestimmte Krötenwanderungen stattfinden. Wo Krötenzäune am meisten Sinn machen, wird daher oft nach Rücksprache mit der Jägerschaft oder den jeweiligen Reviermeisterinnen und Reviermeistern entschieden. Freiwillige Helferinnen und Helfer, die Kröten von den Sammelstellen holen, sind nicht selten Jägerinnen und Jäger oder werden durch das Jägernetzwerk mobilisiert. Die Revierkenntnis der Jägerschaft ist gerade in solchen Fällen von unschätzbarem Wert:

  • Jeder Jäger und jede Jägerin weiß, ob beispielsweise Waschbären für Kröten in einem Auffangbehälter zu einer Bedrohung werden können oder ob Kröten vor Waschbären sicher sind.
  • Außerdem kennt die Jägerschaft durch ihren intensiven Bezug zu einem Revier oft die tagesaktuelle Lage – und kann durch engen Austausch mit der Gemeinde dafür sorgen, dass schnell zugunsten der wandernden Kröten reagiert wird:
  • Muss die Straße gesperrt werden oder nicht?
  • Muss für die nächsten Tage ein zusätzliches Schild aufgestellt werden, um Autofahrer für das Los der Kröten zu sensibilisieren?

Von den Antworten auf diese Fragen hängt das Überleben der Kröten ab – und damit auch eines wichtigen Teils unserer Biodiversität, die diese Krötenwanderungen auch in Zukunft braucht.

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Bildquellen für diesen Beitrag: © Pixabay
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at

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