Kuckuck - ein kurzer Steckbrief: Jagdfakten.at informiert

Seinen markanten Kuckuck-Ruf kennt jedes Kind

Die Frage ist nur, wie lange wir ihn noch hören können. Denn die Bestandszahlen des Kuckucks sind stark rückläufig, in Kontinentaleuropa verzeichnet man heute im Vergleich zu den 1980er-Jahren nur noch gut 50 Prozent, in Österreich liegt der Rückgang seit der Jahrtausendwende laut BirdLife-Experte Dr. Remo Probst bei 30 Prozent. Wir stellen Ihnen den Kuckuck im Detail vor – und beleuchten die möglichen Hintergründe zum Schwund in Österreich.

DER KUCKUCK

Ein kurzer Steckbrief

Wie sieht ein Kuckuck aus – besondere Merkmale:

Bekannt ist der Kuckuck (Cuculus canorus) vor allem durch seine charakteristischen Rufe und sein auffälliges Brutverhalten.

Der Kuckuck misst etwa 32 bis 36 Zentimeter in der Länge und hat eine Flügelspannweite von 55 bis 60 Zentimetern. Männliche und weibliche Kuckucke sehen ähnlich aus, obwohl die Weibchen oft eine etwas bräunlichere Färbung aufweisen, Männchen aber immer nur grau sind. Der Rücken und die Flügel des Kuckucks sind grau (Männchen und Weibchen) oder braun (nur Weibchen), während die Unterseite weißlich mit dunklen Querstreifen ist.

Sein langer, gestufter Schwanz ist ebenfalls charakteristisch und zeigt auffällige weiße Flecken. Die Art sieht Greifvögeln wie dem Sperber ähnlich, hat aber viel spitzere Flügel und natürlich keinen Hakenschnabel.

Stimme und
Ruf des Kuckucks

Der Ruf des männlichen Kuckucks ist eines der bekanntesten Geräusche der Natur und klingt wie „ku-ku“. Dieser Ruf ist besonders im Frühling und Frühsommer zu hören, wenn die Männchen ihre Territorien markieren und Weibchen anlocken. Der Kuckucksruf ist so markant, dass er in vielen Kulturen als Synonym für den Beginn des Frühlings gilt. Weibliche Kuckucke haben einen anderen Ruf, der eher wie ein schnelles Gackern klingt.

Nahrung:
Was frisst ein Kuckuck?

Der Kuckuck ernährt sich hauptsächlich von Insekten und deren Larven. Besonders beliebt sind behaarte Raupen, die von vielen anderen Vogelarten gemieden werden. Daneben stehen auch Käfer, Heuschrecken, Ameisen und Spinnen auf seinem Speiseplan. Der Kuckuck ist ein geschickter Jäger und sucht oft in den Baumkronen oder im Unterholz nach Beute.

Das Kuckucksei
im fremden Nest

 

Eine der auffälligsten Verhaltensweisen des Kuckucks ist sein Brutparasitismus:

Weibliche Kuckucke legen ihre Eier in die Nester anderer Vogelarten. Diese Wirtsvögel, meist kleinere Singvögel wie Rohrsänger, Heckenbraunellen oder Bachstelzen, ziehen dann unwissentlich den jungen Kuckuck groß. Der junge Kuckuck schlüpft oft vor den Wirtsgeschwistern und wirft die Eier oder Küken aus dem Nest, um alle Ressourcen für sich allein zu haben. Kuckuckweibchen legen ihre Eier meist nur in die Nester einer Vogelart, sodass diese ideal in Form und vor allem Färbung angepasst sind. In einer Brutsaison können bis zu 20 Nester mit jeweils nur einem Ei parasitiert werden.

Freunde & Feinde
vom Kuckuck

Der Kuckuck hat keine wirklichen Freunde unter den Vögeln, da sein Brutparasitismus ihn bei vielen Arten unbeliebt macht. Viele Vogelarten haben Strategien entwickelt, um Kuckuckseier zu erkennen und aus ihren Nestern zu entfernen. Zu den natürlichen Feinden des Kuckucks gehören Greifvögel wie Habichte und Sperber sowie größere Eulen. Auch menschliche Aktivitäten wie Habitatzerstörung und Nutzungsintensivierung stellen eine Bedrohung dar. Daher profitiert der Kuckuck, wie alle Singvögel, von Revierverbesserungsmaßnahmen, wie von Jäger und Jägerinnen angepflanzten Hecken und Sträuchern, in denen Niederwild und andere Vögel Nahrung und Deckung finden.

Der Kuckuck in Österreich
Interview
mit Dr. Remo Probst

Wie aber steht es um den Kuckuck in Österreich? Wir haben bei Dr. Remo Probst, wissenschaftlicher Mitarbeiter von BirdLife Österreich, nachgefragt.

Herr Dr. Probst, in welchen Regionen Österreichs ist der Kuckuck besonders häufig anzutreffen?

Dr. Probst: Seine Verbreitung ist sehr ausgedehnt, wobei es nur wenige Regionen gibt, in denen er gar nicht vorkommt. Der Kuckuck braucht auf jeden Fall Gehölze, Nahrung und Wirtsvögel. All das findet er von den Tallagen bis an die Waldgrenze. Nur in größeren Siedlungen, in der ausgeräumten Agrarlandschaft und jenseits der Baumgrenze in den Alpen fehlt er als Brutvogel. Im Pannonikum, im Weinviertel oder dem südöstlichen Alpenvorland (Steiermark, Burgenland) erreicht die Art ihre höchsten Dichten.

Apropos Bestand: Wie ist es um die Bestandsentwicklung in Österreich bestellt?

Dr. Probst: Die Dichte, aber nicht das Verbreitungsmuster nimmt stark ab. Das österreichische Brutvogelmonitoring von BirdLife Österreich weist von 1998 bis 2021 einen Rückgang von 29 Prozent aus – also ein Drittel in 20 Jahren! Und die entsprechenden europäischen Zahlen – die sind von 1980 bis 2019 – weisen einen Rückgang um 43 Prozent aus. Das ist viel. Es gibt darüber hinaus in Europa auch Regionen wie Teile Englands, in denen der Rückgang mit bis zu 80, 90 Prozent beziffert wird.

Stellt sich die Frage nach dem Warum …

Dr. Probst: Dieser Rückgang ist lange bekannt, weniger klar ist hingegen, wo genau die Ursachen liegen. Die eine Hypothese ist, dass dem Kuckuck die Nahrung fehlt, weil es heute weit weniger Insekten und Schmetterlinge gibt als noch vor Jahren und Jahrzehnten. Dies gilt sowohl im Brutgebiet als auch beim sommerlichen Wegzug, wo der Kuckuck durch viele Trockengebiete wandern muss. Ein anderer Grund mag das durch den Klimawandel hervorgerufene „Mismatch“ sein. Sprich: Die zeitliche Abstimmung des Kuckucks und seinen Wirtsvogelarten passt nicht mehr, weil er zu spät ins Brutgebiet zurückkehrt und so die Brut vieler Wirtsvogelarten schon zu weit fortgeschritten ist und nicht mehr parasitiert werden kann. Zudem sind viele Gefahren zu schwer quantifizierbar, z. B. der massenhafte Fang in einigen Mittelmeerländern.

Wo überwintert der österreichische Kuckuck?

Dr. Probst: In Zentralafrika, im und um den Kongo-Regenwald, die Reise dauert über 100 Tage. Die Rückkehr wird durch angeborene innere Instinkte bestimmt. Die Standvögel und Kurzstreckenzieher unter den Wirtsvögeln können deutlich rascher auf die veränderten günstigeren Klimabedingungen mit Frühlingsbeginn reagieren, der Kuckuck muss sich erst langsam über Generationen von (früher ankommenden) Individuen an die neue Situation anpassen.

Und wie könnte man den Rückgang bremsen?

Dr. Probst: Neben dem Klimawandel ist eines der Hauptprobleme mit Sicherheit die Verfügbarkeit der Nahrung im Brutgebiet. Eine deutsche Studie, die vor ein paar Jahren gemacht wurde, besagt, dass seit den 1980er-Jahren 80 Prozent der Insekten verschwunden sind   ̶  hauptsächlich eine Folge einer wesentlich intensivierten Bewirtschaftung von Wald und Feld. Das sind schwerwiegende Faktoren – und treffen eben einen Vogel wie den insektenfressenden Kuckuck sehr.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: © Pixabay
Autor für diesen Beitrag: U. Macher / Jagdfakten.at

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