In Österreich gibt es sie außerhalb der Städte nahezu überall.
Daher sind sie für uns selbstverständlich und leider allzu oft beliebig geworden: Wiesen und Felder.

Bei näherer Betrachtung stellen wir allerdings fest, dass Felder und Wiesen unglaublich spannende Lebensräume für unzählige Tierarten sind. Selbst vermeintliche Waldbewohner nutzen diesen baumlosen Lebensraum für sich. Vom Augenschmaus, den uns eine blühende Blumenwiese bereiten kann, ganz zu schweigen.

FELD & WIESE
Lebensraum

  • Warum es ohne Menschen keine Wiesen gäbe?
  • Was ist das Interessante am Ökosystem Wiese?
  • Warum sind hohe Wiesen eine Gefahr für das Rehkitz?
  • Was zeichnet den Lebensraum Feld und Wiese aus?
  • Welche Pflanzen wachsen auf unseren Wiesen und Feldern?
  • Warum müssen Felder und Wiesen geschützt werden?

OHNE MENSCHEN KEINE WIESEN

Wiesen sind Kulturlandschaften. Das heißt, sie sind von Menschen maßgeblich geprägt. Das Gegenteil dazu wären Naturlandschaften, wie zum Beispiel unberührte bzw. renaturierte Aulandschaften, Moore und Teiche oder auch Biotope in hochalpinen Lagen.

Würden wir unsere Wiesen nicht regelmäßig mähen oder unser Weidevieh eben dort grasen lassen, würden die Blumenwiesen rasch verschwinden und Büsche und Wälder in unseren Breiten das Grasland für sich zurückgewinnen.

Das Ökosystem
Wiese

Wiesen sind der Lebensraum für Insekten und damit ein Lebensraum mit einer sehr vielfältigen Tierwelt. Allein in Österreich leben rund 1.500 verschiedene Arten auf und in unseren Feldern und Wiesen. Ökologen teilen Wiesen in vier verschiede Stockwerke ein, die unterschiedliche Lebensräume für die verschiedensten Insekten und weitere Wildtiere bieten:

Ökosystem Wiese, Jagdfakten.at

Die Boden- bzw. Wurzelschicht

ist der Wasser- und Nährstoffspeicher der Wiesen. In ihr leben verschiedene „Wühler“, die in der Erde Schutz suchen und darin auch ihren Wohnraum finden. Zudem leben hier verschiedenste Würmer und Larven. Zu den bekanntesten Tieren zählen Regenwürmer und Ameisen sowie der Maulwurf, das Wildkaninchen oder die Feldmaus.

Die Streuschicht

befindest sich direkt über der Erde. Sie ist der Lebensraum für Schnecken und Käfer und je nach Lage auch für Nattern, Frösche sowie bodenbrütende Vogelarten.

In der Kraut-, Blatt- und Stängelschicht

tummeln sich verschiedenste Raupen, Wanzen, Käfer und Läuse, die nicht selten zur Beute zahlreicher Spinnenarten werden, die ebenfalls in den Halmen und Blättern dieses „Stockwerks“ der Wiese leben.

Die Blütenschicht

bildet den krönenden Abschluss. Sie zieht viele Hautflügler – zu denen Bienen, Wespen, Hummeln, Hornissen aber auch fliegende Ameisen gehören – an. Der Blütennektar ist nicht nur für diese Insekten eine beliebte Nahrung, auch Schmetterlinge, Libellen, Marienkäfer und viele mehr findet man in der Blütenschicht.

Die Wiese
erfüllt im Wesentlichen 5 Funktionen

Neben der Funktion des Lebensraums für zahlreiche Tierarten, übernehmen Wiesen auch wichtige Funktionen für unsere Natur:

  • Sie sind Sauerstoffproduzenten
  • Ihr nicht versiegelter Boden dient dem Hochwasserschutz.
  • Sie speichern Wasser und sind daher ein wichtiges Trinkwasserreservoir.
  • Sie sind ein wesentlicher Erholungsfaktor für uns Menschen.

Felder und Wiesen sind ein schützenswerter Lebensraum für unsere Wildtiere.
Für die Erhaltung eines hochwertigen Lebensraumes ist ganz wichtig,
dass die Landschaft vielfältig bleibt, also nicht ausgeräumt wird.

Leider ist vielerorts zu beobachten, dass in vielen Gemeinden und Genossenschaften nach wie vor Gräben, Böschungen und Windschutzstreifen ausgeschlägert und abgeholzt werden, um die Wirtschaftlichkeit dieser Flächen zu steigern. Die Folge ist eine monotone, ausgeräumte und „saubere“ Landschaft: Dem heimischen Niederwild werden damit die letzten Rückzugsräume genommen. Hier gilt es, radikal umzudenken und gemeinsam Leitbilder für Gräben und Flüsse sowie Hecken und Windschutzstreifen zu entwickeln, welche auch den ökologischen Anforderungen Genüge leisten.

Feld & Wiese
Ein Zuhause für Wildtiere

Neben dem Feldhasen und den Wildkaninchen gehören – wie schon der Name sagt – auch die Feldmaus und die Feldlerche zu jenen Wildtieren, die Wiesen und Felder als Lebensraum schätzen. Andere Wildtiere wie der Fasan nutzen wiederum ungemähte Wiesen und Felder sowie Hecken als Lebensraum, um einen ganzjährigen Schutz vor Fressfeinden nutzen zu können. Je näher Felder und Wiesen an Wäldern liegen, desto mehr „beherbergen“ sie auch typische Waldbewohner.

Als ursprünglicher Steppenbewohner hat der Feldhase in Europa erst Fuß gefasst, nachdem zunehmend Wälder gerodet und Ackerbaugebiete ausgedehnt wurden. Die mit Abstand größten Hasendichten kommen in landwirtschaftlich genutzten Ackerbaubereichen mit ganzjährigen Deckungsmöglichkeiten durch Hecken und Streuobstwiesen vor.

Mit dem Wildkaninchen bevorzugt auch ein anderes hasenartiges Wildtier unsere abwechslungsreichen Landschaften mit Feldern, Wiesen, Gebüschen und kleinen Waldungen. Diese bieten beste Wohngebiete. Zum Unterschied vom Feldhasen leben Kaninchen jedoch unter der Erde in ihrem Bau.

Der Fuchs nutzt diesen Lebensraum als Jagdgebiet und macht dort unter anderem Jagd auf Feldmäuse.

Auch Rehe sind häufig auf Feldern anzutreffen. Zum einen bieten vor allem Mais- und Sonnenblumenfelder aufgrund der Höhe der Pflanzen im Sommer eine hervorragende Deckung. Zum anderen sind sie – vor allem in der Dämmerung – auf verschiedenen Feldern anzutreffen, um Feldfrüchte zu fressen.

Warum sind hohe Wiesen eine Gefahr für Rehkitze?

In den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt (im Spätfrühling und Frühsommer) legt das weibliche Rehwild, die Rehgeiß, ihre Jungen gerne im hohen Gras ab. Damit schützt sie ihre Jungen vor Fressfeinden, da das junge Rehkitz geruchlos ist und daher im hohen Gras weder gesehen noch gewittert werden kann. Leider kommt es jedoch bei der Mahd – dem Mähen des hohen Grases – immer wieder zum sogenannten Mähtod von mehreren tausend Wildtieren pro Jahr. Um die Zahl laufend zu reduzieren, arbeiten Landwirte und Jäger bei der sogenannten Kitzrettung eng zusammen.

Welche Pflanzen
wachsen auf unseren Wiesen & Feldern?

Wir wollen hier einige wesentliche Feldfrüchte, Wildkräuter und sogenannte Verbiss-Gehölze aufzählen, die auf und neben Österreichs Feldern und Waldausläufern häufig angepflanzt werden, bzw. natürlich auf unseren Wiesen vorkommen.

Häufige Feldfrüchte sind:

Der gemeine Weizen, Hartweizen, Gerste, Roggen, Hafer, Hirse, Raps oder Mais und Sonnenblumen.

Vor allem Mais und Sonnenblumen bieten für Rehe und Fasane eine gute Deckung, oft bis in den Spätherbst, da sie gemeinsam mit der Zuckerrübe am längsten am Feld stehen bleiben. Aber auch Soja, Erdäpfel, Hanf, Markstammkohl, Linsen, Rot-, Weiß- und Inkarnat-Klee zählen zu den häufigsten Feldfrüchten auf unseren Feldern. Weißklee, der manchmal auch als Untersaat in Getreidefeldern verwendet wird, dient vor allem Hasen als optimale Deckung und dient als Äsung (Nahrung für Wildtiere).

Zu den beliebtesten Wildkräutern der heimischen Wildtiere zählen:

  • Klatschmohn: Die roten Tupfen in der Landschaft werden nicht nur von Menschen gerne gesehen, sondern auch von Tieren gerne gefressen.
  • Spitzwegerich: Diese Pflanze wird von allen Pflanzenfressern gerne geäst, die Samen werden speziell von Fasan und Rebhuhn geschätzt.
  • Sauerampfer: Die Grundblätter werden vor allem von Hasen angenommen.
  • Brennnessel: Eignen sich hervorragend als Brutdeckung und Einstand für Fasane.
  • Kompass- oder Stachel-Lattich: Kaum ein Reh, das an den Blüten und dem Fruchtstand dieser Staude vorbeikommt.

Sogenannte Verbiss-Gehölze

bieten den Wildtieren Nahrung und Deckung, somit können sie den Verbissdruck auf Wirtschaftsbaumarten vermindern. Vom Schalenwild wird vor allem die immergrüne Brombeere ausgesprochen gerne angenommen. Weitere -typische Nahrungsquellen sind:

Vogelbeere, Himbeere, Kratzbeere, Heckenrose, Salweide, Hartriegel, Weißdorn, Waldrebe und Feld-Ahorn. Besonders beliebt beim Wild ist Wildobst, wie zum Beispiel der Wildapfel. Dieses verdirbt am Boden weniger rasch und bleibt daher äsungsattraktiv bis in den Winter.