Markierungen im Wald: Was bedeuten sie:
Im Wald kann es schnell unübersichtlich werden – vor allem, wenn man den Weg nicht kennt.
Markierungen stiften dann oft zusätzlich Verwirrung. Welche gibt es? Was sind die wichtigsten? Wir klären auf.
MARKIERUNGEN IM WALD
Plötzlich weiß man nicht mehr weiter. Geradeaus? Oder doch den blau-gelben Strichen entlang, obwohl die Markierung bis jetzt weiß-rot war? Und was ist mit diesem leuchtgelben Band um den Baum? Darf man jetzt überhaupt noch weiter?
Fragen wie diese stellen sich einem schnell einmal, wenn man ein unbekanntes Waldgebiet aufsucht. Das österreichische Wanderwegenetz ist im internationalen Vergleich zwar überaus verlässlich beschildert. Doch gibt es immer wieder Strecken, auf denen lange keine Wegangaben zu sehen sind – und einem eine Vielzahl anderer Markierungen begegnen. Höchste Zeit also, sich diesen Themas einmal genauer anzunehmen. Und der Frage nachzugehen:
- Welche Markierungen gibt es in unseren heimischen Wäldern?
- Welche sind besonders wichtig?
- Und was bedeuten sie?
Welche Markierungen
gibt es für Wanderer im Wald?
Georg Rothwangl, Experte für Raumplanung & Naturschutz beim Österreichischen Alpenverein © Wolfgang Warmuth
„Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Wandermarkierungen und Reviermarkierungen“, sagt Georg Rothwangl, Experte für Raumplanung und Naturschutz beim Österreichischen Alpenverein. Die meisten Menschen, die sich in ihrer Freizeit in den Wald begeben, halten zwar in erster Linie nach Wandermarkierungen Ausschau. Doch auch eine Vielzahl an Reviermarkierungen können ihnen begegnen – und Verwirrung stiften. Beide Markierungsarten nehmen außerdem aus unterschiedlichen Gründen eine Vielzahl an Formen an. Aber welche genau?
Unter den Wandermarkierungen ist die bekannteste die typische gelbe Tafel, die unter anderem die Richtung anzeigt, die Wegenummer und meist auch eine ungefähre Zeitangabe. „Aber es gibt auch Wanderwegmarkierungen, die mit Pinseln auf Bäumen oder Steinen angebracht werden“, erklärt Rothwangl. „Zum Beispiel die rot-weiß-roten oder nur weiß-roten, wobei diese nichts mit den österreichischen Nationalfarben zu tun haben, sondern im gesamten Alpenraum einheitlich verwendet werden.
Was immer wieder für Verwirrung bei den Menschen sorgt, sind die – meist älteren – Bundesländerwanderwege, die in den jeweiligen Bundeslandfarben sein können. In der Steiermark also beispielsweise grün-weiß, in Niederösterreich etwa blau-gelb. Viele Leute glauben dann, dass diese Markierungen etwas mit dem Schwierigkeitsgrad des Weges zu tun hätten. Aber im Prinzip sind sie nur Überbleibsel von früher.“
Doch auch die weiß-roten Wanderwegmarkierungen sind manchmal weniger einheitlich, als man glaubt: Ob die Striche waagrecht oder senkrecht gepinselt werden, entscheidet der jeweilige Wegewart selbst. Deswegen können sich diese bei längeren Strecken auch immer wieder ändern, weil jeder Wegewart nur für einen bestimmten Streckenabschnitt verantwortlich ist.
Womit wir auch bei den Reviermarkierungen wären:
Diese richten sich weniger an die Waldausflügler, als an die Berufsgruppen im Wald. Allen voran die Forstwirte.
Reviermarkierungen setzen auf Stahl statt Stein
Zum einen gibt es die Grenzmarkierungen, die die Waldbesitze voneinander trennen. Zum anderen die Markierungen innerhalb eines Reviers. Beide können Waldausflügler durcheinanderbringen– auch, weil diese Markierungen noch weniger einheitlich sind als die bereits erwähnten Wanderwegmarkierungen.
„Grenzmarkierungen von Waldrevieren wurden in Österreich ursprünglich mit Steinen markiert, deren Spitze rot angemalt wurde“, erklärt Rothwangl. „Aber weil Steine oft über die Jahre zuwachsen, wurden immer öfter Holzpflöcke – auch die mit roter Spitze – daneben gesteckt. Heute zieht man die Grenze meist mithilfe von Stahlstangen, die rund einen Meter hoch sind und etwa einen Durchmesser von zwei Zentimeter haben. Die halten einfach am längsten.“
Und dann gibt es da noch die unterschiedlichen Markierungen innerhalb von Revieren, die auf Waldgänger schnell einmal wie bedrohliche Hieroglyphen wirken können.
Reviermarkierungen aus Sprays und Flechten
„Jedes Revier ist in Abteilungen und Unterabteilungen gegliedert“, erklärt Rothwangl. „Gerade größere Forstbetriebe sind auf Markierungen angewiesen, weil die Förster immer wieder wechseln und so Arbeiten wie zum Beispiel eine Durchforstung nicht organisiert werden könnten.“ Es braucht also ein tradierbares System, mit dem Förster zu jeder Zeit wissen, was in welcher Abteilung zu tun ist.
Wanderern können dadurch eine Vielzahl an Markierungen begegnen: zum Beispiel Nummern, die auf den Baum gepinselt oder sogar als kleine Tafeln vor den jeweiligen Baum angebracht wurden. „Diese zeigen mit einer Nummer und einem kleinen Buchstaben die Abteilung und Unterabteilung an, die beispielsweise durchforstet gehört.“ Oft werden dann sogar die Bäume einzeln markiert. Das kann in Form eines runden Kreises sein, der mit der Hacke in die Baumrinde geschlagen wurde – und schnell wie eine neue Wandermarkierung aussehen kann.
„Aber am üblichsten ist es heutzutage, mit einem leuchtroten oder -gelben Spray ein Band um den Baumstamm zu sprühen, damit der Förster oder Holzknecht weiß, welcher Baum zu fällen oder nicht zu fällen ist.“ Außerdem gibt es verrottbare Gewebebinden, die um die Bäume gebunden werden – und schnell nach einer eigenen Wegmarkierung aussehen können.
Tipp für Wanderer:
Ruhig bleiben und genau hinsehen
Für Wanderer betont Rothwangl etwas Entscheidendes: „Je verzweifelter man nach Markierungen sucht, weil man nicht weiß, wo man ist – desto eher bildet man sich ein, dort welche zu sehen, wo eigentlich keine sind.“ Das passiert auch immer wieder mit Flechten auf Steinen, die symmetrisch wachsen und einen leuchtend gelben Punkt ergeben. „Das ist dann keine neue Wanderwegmarkierung, sondern eben nur eine Flechte“, sagt Rothwangl. „Da lohnt es sich, ruhig zu bleiben und genau hinzusehen.“
Empfehlenswert ist übrigens auch das >> Wegebuch << des Alpenvereins, das einen genauen Überblick über alle Wegearten und -markierungen in unseren Wäldern und Bergen vermittelt.
UNSERE
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Bildquellen für diesen Beitrag: © Anna Praxmarer | © Wolfgang Warmuth | © Marion Hetzenauer
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at
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