Warum der Philosoph Ortega irrt:
Der Jagd-Vorzeige-Philosoph wird in unzähligen Hubertusreden und -predigten bemüht. Er meinte, dass wir jagen, um uns zu zerstreuen.
Warum er damit nicht des Pudels Kern trifft? Ein Gastkommentar von Heiko Hornung, Chefredakteur WILD UND HUND:
MENSCH SEIN
JÄGER SEIN
Jägerinnen und Jäger sind nicht die frommsten Menschen. Trotzdem zieht es zur Hubertusmesse den einen oder die andere in die Kirche. Je größer die Kirche und je größer die Stadt, in der das Gotteshaus steht, desto größer ist die Chance, dass sich vor ihr Menschen mit Plakaten platzieren, die gegen die Ansammlung von „Mördern“ im Innern des Baues demonstrieren.
Die Auseinandersetzung mit diesen Menschen und auch mit dem Begriff „Mörder“ bereitet uns Unbehagen. In der Regel wird in der Gegenargumentation versucht, die Nützlich- und Nachhaltigkeit unseres Handelns zu erläutern. Dabei beschleicht mich oft das Gefühl, dass diese Argumente gegen die Tierethik der Jagdgegner zu kurz greifen.
Mord ist nicht dadurch gerechtfertigt, dass er nützlich ist. Er wird auch nicht dadurch besser, dass es genug zu morden bleibt. Mord ist eine Tötung aus niederen Motiven. Die Tierrechtler argumentieren, dass alles, was das Wohlergehen mehrt, moralisch gut ist. Ein Jäger mindert das Wohlergehen der Tiere, deshalb ist Jagd unmoralisch. Was haben wir dagegenzusetzen?
Philosoph
Ortega y Gasset
Der Jagd-Vorzeige-Philosoph, der auch in unzähligen Hubertusreden und -predigten bemüht wird, ist der Spanier Ortega y Gasset. Er meinte, dass wir jagen, um uns zu zerstreuen. Als ob man leidensfähiges Wild töten dürfe, um Ferien vom Menschsein zu machen. Das triebhafte, tierische Erbe des Menschen wird mit dem Verstand kontrolliert. Ortega trifft damit nicht des Pudels Kern, mit dem sich für uns überzeugend argumentieren ließe.
Wir brauchen bessere Antworten für den Normalbürger.
Aber wie soll das gelingen, wenn wir angesichts des Tiertodes Freude empfinden?
Die besten Argumente hat die Philosophie des christlichen Abendlandes selbst, meint der Philosoph Bernd Balke:
„Natur (Schöpfung) ist gut. Zur Natur gehören Situationen, die mit Wohlergehen im Sinne von Bequemlichkeit nichts zu tun haben. Dazu gehören Leid, Schmerzen, Krankheit, Altern und der Tod. Wer eine Welt nur gut finden kann, in der es das nicht gibt, lehnt die Natur ab. Gut ist, das zu sein, was man von der Natur aus ist.“
Und der Mensch gehört in diese Natur hinein. Er ist kein Alien, der auf diese Welt gekommen ist und natürlich von selbst geschaffenen Supermärkten lebt, sondern eine Jägernatur. Dieser Fleischesser kann seine Natur nicht annehmen und sich gleichzeitig zum Pflanzenfresser erklären. Er kann Tiere aber auf eine Weise behandeln, die ihn als Moralwesen ausweisen. Hier kommt unsere Waidgerechtigkeit ins Spiel, ohne dies jetzt hier weiter auszuführen. Wenn der Mensch jagt, entfalten sich in ihm Freiheit, Glück, Freude.
Viele Menschen spüren diese Wahrheit
Viele Menschen spüren diese Wahrheit und können Jagd vor diesem Hintergrund leichter als schräge Nützlichkeitsargumente akzeptieren, mit denen wir am Ende doch wieder nur Schädlingsbekämpfer sind, die wir nicht sein wollen.
Heiko Hornung
Chefredakteur WILD UND HUND
UNSERE
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Bildquellen für diesen Beitrag: © Heiko Hornung | © Pixabay
Autor für diesen Beitrag: Heiko Hornung
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