Für manche ist es ein natürliches Kleidungsstück, anderen ist es ein Dorn im Auge: Die Rede ist von Pelz als Kleidung. Mit der Kampagne „No more Croco for Coco“ ist der Modegigant „Chanel“ aus der Produktion mit Pelz, Krokodilleder und anderen exotischen Häuten letztes Jahr ausgestiegen. Die Entscheidung des Modehauses wurde damit begründet, dass es zunehmend schwieriger würde, Häute und Leder zu beziehen, die den ethischen und qualitativen Standards des Modehauses entsprechen.
In diesem Beitrag:
1. Stellen wir Ihnen zwei Initiativen vor die aufzeigen, wie man Pelz nachhaltig nutzen kann – ökologisch ohne Tierleid, im Rahmen der notwendigen Raubwildbejagung zum Wohle des Artenschutzes anderer sensibler Tierarten.
2. Und, wir beleuchten das Thema „Pelz in der Mode“ im Rahmen eines Interviews mit dem „Red Fox Austria“ Preisträger 2019:
Kürschnermeister Philip Sladky.
Pelz ist nicht gleich Pelz
Aus gutem Grund sind Pelzfarmen bereits 2004 in Österreich verboten worden. Auch in vielen anderen EU-Ländern sind Pelzfarmen bereits verboten oder werden in den nächsten Jahren abgeschafft. Die abstoßenden Zustände in diesen Betrieben haben in der gesamten Modebranche in den letzten Jahren zu einem Rückgang von Pelz als Kleidungsstücke oder Mode-Accessoires geführt.
Pelz nachhaltig nutzen: Die Fuchsjagd & das Vorurteil
Bei den Wörtern „Jagd“ und „Pelz“ ist auch die Debatte um die Fuchsjagd nicht weit entfernt. Jedes Jahr aufs Neue sehen sich Jägerinnen und Jäger Anfeindungen ausgesetzt, wenn die Bejagung des Fuchses thematisiert wird. Das die Bejagung des Fuchses gelebter Artenschutz ist, kommt in der Debatte meist zu kurz.
Ein Beispiel:
Füchse sind als Kulturfolger sehr anpassungsfähig und stellen an ihren Lebensraum keine großen Ansprüche. Sie sind in ganz Mitteleuropa in hoher Zahl vertreten. Allein im Wiener Stadtgebiet wurden 2017 rund 4.000 Füchse nachgewiesen. Eine Fuchs-Fähe kann im Jahr zwischen 3 und 6 Welpen großziehen.
Diese schlauen Raubtiere sind Nahrungsgeneralisten und haben ein sehr breites Nahrungsspektrum. Angefangen von Mäusen, Insekten, Vögeln und kleineren Wildtieren wie Feldhasen, Rehkitze oder Aas, nehmen Füchse den Weg des geringsten Aufwandes und können daher auch in dicht besiedelten Gebieten gut überleben.
Im Vergleich zum Fuchs ist der Feldhase ein Kulturflüchter, der hohe Anforderungen an seinen Lebensraum stellt. Zugleich ist er durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung vielen negativen Faktoren ausgesetzt.
Zum einen sind viele natürliche Verstecke wie Hecken und Gehölzstreifen, kaum mehr Teil des Kulturraums und sind landwirtschaftlichen Flächen gewichen. Zum anderen steigt der Druck auf diese sensible Wildart durch ein erhöhtes Aufkommen von Prädatoren wie Fuchs, Goldschakal, Greifvögel, Hauskatzen und wildernde Hunde.
Das noch gute Feldhasenpopulationen in einigen Gebieten Österreichs vorkommen und Feldhasen dort auch noch bejagt werden können, ist ein Resultat der harten Arbeit unserer Jägerschaft, wie das Anpflanzen von Hecken und Gehölzstreifen und der Bejagung von Beutegreifern wie den Fuchs.
Was denken die Modemacher?
Jagdfakten.at hat mit Kürschnermeister Philip Sladky aus Perchtoldsorf gesprochen:
Jagdfakten.at: Herr Sladky, als Kürschnermeister sind Sie direkt von den Entwicklungen der Modebranche betroffen. Wie stehen Sie zur Bejagung des Fuchses und Kunstpelz als Alternative zum Echtpelz?
Philipp Sladky: In Österreich hat der Rotfuchs keinen natürlichen Feind und muss daher, um eine Überpopulation und eine Übertragung von Krankheiten zu verhindern, bejagt werden. Jährlich werden daher ca. 60.000 Rotfüchse auf Grund der Raubwild- und Tollwutregulierung erlegt. (Nachzulesen im österreichischen Jagdalmanach) Aber nur von ca. 10.000 Rotfüchsen werden die Felle präpariert und zu Bekleidungsstücken verarbeitet. Gerade in der heutigen Zeit, wenn man sich Gedanken über die Umwelt macht, sollte man so einen nachhaltigen und natürlichen Rohstoff wie Pelz sinnvoll nutzen und verwerten!
Jagdfakten.at: Und wie stehen Sie zu Kunstpelz?
Philipp Sladky: Unser Planet versinkt immer mehr im Plastikmüll und es ist deshalb nur schwer verständlich, dass Kunstpelz als ökologische Alternative zum Naturprodukt Echtpelz dargestellt wird. Man sollte bedenken, dass die Tragedauer eines Echtpelzes zwischen 20 und 40 Jahren beträgt und in dieser Zeit oft vererbt und wieder modernisiert wird, um letztlich ohne Umweltbelastung in relativ kurzer Zeit zu verrottet. Im Vergleich dazu belastet der Kunstpelz bereits während seiner Herstellung die Umwelt, und wenn er nach einer durchschnittlichen Tragedauer von maximal 5 Jahren entsorgt wird, verrottet er sogar nach hunderten von Jahren nicht. Nimmt man dazu auch noch die Mikroplastikbelastung hinzu, die bei der Reinigung von Kunstfasern entsteht, muss man sich doch schon fragen, was am Kunstpelz ökologisch sein soll!
Jagdfakten.at: Sie haben gesagt, dass Kleidungsstücke aus bzw. mit Echtpelz oft vererbt werden. Die Modetrends ändern sich jedoch relativ oft, bedenkt man die von Ihnen erwähnte Spanne von 20 bis 40 Jahren. Kann man z.B. einen alten Pelzmantel ohne weiteres umändern lassen?
Philipp Sladky: Einen alten Pelz kann man, sofern er noch in gutem Zustand ist, sprich das Leder noch belastbar und strapazierfähig ist, sehr gut ändern, umarbeiten bzw. neugestalten.
Jagdfakten.at: Vielen Dank für die Auskunft Herr Sladky und viel Erfolg für den diesjährigen Red Fox Award!
Der „Red Fox“ Austria Award
zeigt, dass Pelz nachhaltig und ökologisch mit gutem Gewissen getragen werden kann.
Die im Jahr 2007 ins Leben gerufene Initiative der österreichischen Kürschner (Bundesinnung für Mode und Bekleidungstechnik) vergibt jedes Jahr auf der Messe „Die Hohe Jagd und Fischerei“ in Salzburg einen Preis für die kreativsten Pelz-Modelle aus der heimischen Jagd. Dabei werden Felle verwendet, die im Rahmen der notwendigen ökologischen Raubwildregulierung anfallen.
Die Initiative „Red Fox“ wendet sich vor allem an Naturmode-Liebhaber und auch gezielt an Jägerinnen und Jäger. So soll mehr Bewusstsein geschaffen werden, dass Pelz eine überaus wertvolle, natürliche Ressource ist und nicht ungenutzt bleiben soll. Wie bei der Lebensmittelproduktion, sollen auch die bei der Jagd anfallenden Häute, wie etwa Hirschleder für Lederhosen und die Pelze von Füchsen und Mardern im Sinne einer ganzheitlichen Verwertung, Verwendung finden.
Initiative „Fellwechsel“
Der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Landesjagdverband Baden-Württemberg haben 2017 gemeinsam die Fellwechsel GmbH gegründet. Das Unternehmen wirbt für eine nachhaltige Nutzung von Fellen, die im Zuge der Jagd auf Raubwild anfallen.
Die Jagd auf Raubwild wird zur Unterstützung zahlreicher Artenschutzprojekte durchgeführt. Anpassungsfähige Arten wie etwa der Rotfuchs oder auch gebietsfremde, invasive Arten wie Waschbär, Marderhund und Mink stellen eine große Gefahr für sensible Niederwildarten dar.
Zahlreiche Bodenbrüter und gefährdete Kleinsäuger sind auf diese Artenschutzprojekte angewiesen, da ihr Lebensraum in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark zurückgegangen ist. Weiters geraten Feldhase, Kiebitz und Co. durch das vermehrte Aufkommen der anpassungsfähigen Beutegreifer immer mehr unter Druck.
Die Fellwechsel GmbH nimmt das erlegte Raubwild im Ganzen an und gibt den Jägern eine, der Fell-Qualität entsprechende, Vergütung für die Abgabe. Jedes erlegte Tier wird gekennzeichnet, sodass es den weiterverarbeitenden Betrieben, wie z.B. Kürschnern, möglich ist, die genaue Herkunft des Fells aus der nachhaltigen, heimischen Jagd nachzuvollziehen.
Es geht auch nachhaltig
Diese beiden Initiativen „Red Fox“ und „Fellwechsel“ zeigen, dass Pelz auch nachhaltig und ökologisch ohne Tierleid im Rahmen der notwendigen Raubwildbejagung zum Wohle des Artenschutzes anderer sensibler Tierarten gewonnen werden kann.
Zahlreiche Jägerinnen und Jäger nutzen bereits privat die Möglichkeit die Felle der eigens erlegten Tiere zu gerben und weiterverarbeiten zu lassen. So können beispielsweise Jacken, Jackeninnenfutter, Decken, Mützen oder beispielsweise Handschuhe angefertigt werden.
Allerdings ist eine Decke oder ein Mantel aus Fuchsfell ein aufwendiges Projekt und die Sammlung der notwendigen Felle kann viele Jahre andauern. Für einen Fuchsmantel benötigt es durchschnittlich ca. 20 bis 25 Rotfüchse. Hinzu kommt, dass auch die Färbung der Felle harmonieren muss, damit ein Mantel angefertigt werden kann. Weiters ist zu beachten, dass sich vornehmlich Winterfelle eignen, da hier das Winterfell besonders dicht und warm ist. Eine einzelne Jägerin bzw. Jäger muss also über Jahre hinweg, Saison für Saison sammeln und genau dies macht Pelz so wertvoll.
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