Warum der Mensch nicht der schlimmste Schwarzfischer ist

Schwarzfischerei schadet den Gewässern und damit der Biodiversität.
Was das alles mit der Jagd zu tun hat – und warum mehr unter Wasser geschieht, als uns lieb
ist – wir informieren:

SCHWARZ FISCHEN

Was hat Schwarzfischen mit der Jagd zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Denn: Jagen ist Jagen, und Fischen ist Fischen. Oder?

Nicht ganz. Schließlich hängt in der Natur alles irgendwie zusammen: die Baumspitzen mit dem Grundwasser, der Maulwurfshügel mit dem Vogelnest – oder eben die stillen Wasser mit dem bunten Treiben im Wald. Geht es unseren Gewässern schlecht, leiden also auch Pflanzen und Tiere, die sie umgeben. Die Gründe für marode Gewässer können vielfältig sein: Verschmutzung, Vernachlässigung, Trockenheit – oder eben das Schwarzfischen. Was heißt das genau? Wer fischt schwarz und warum? Und was kann man jenseits von Kontrollen und Straferhöhungen dagegen tun?

Korrekte Fischerei!
Beginnen wir mit der Definition des Schwarzfischens. Wer schwarzfischt, fischt unerlaubt. Das heißt, er oder sie fischt in einem fremden Gewässer ohne gültige Angelkarte. Diese ist, vereinfacht gesagt, die Lizenz, um in einem Gewässer zu fischen.

Achtung, eine Angelkarte ist etwas anderes als die amtliche Fischerkarte!
Diese nämlich ist so etwas wie der Führerschein der Fischerei und damit in der Regel die Voraussetzung, um überhaupt eine Angelkarte lösen zu können.
So weit, so klar. Wild-West-Manier: Nach dem 2. Weltkrieg haben Besatzungssoldaten, wie in Wild-West-Manier mit Sprengstoff bzw. Handgranaten gefischt. Heutzutage geht es weniger Explosiv zu, allerdings verkennen oft Zuwanderer die strengen und umfangreichen gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie etwa Fang- und Schonzeiten. Früh übt sich: Schwarz fischende Buben wurden und werden oft die fairsten Fischer.

Wussten Sie, dass

…für die Ausstellung der gesetzlichen Fischerkarte eine erfolgreich abgelegte Fischerprüfung notwendig ist?

Das heißt: Auch Menschen mit Fischerkarte fischen schwarz, wenn sie beim Eigentümer oder Pächter eines Gewässers keine gültige Angelkarte gelöst haben.

Sind bestimmte Tiere
das größte Problem?

Allerdings sind Menschen aus Fleisch und Blut – ob mit oder ohne Angelkarte, ob mit oder ohne Fischerkarte – nicht das einzige Problem. „Ich würde behaupten, dass der Ausfraß durch Tiere als „Schwarzfischer“ das heute größeres Problem ist, weil viele Salmonidengewässer leer gefressen sind, sagt einer, der es wissen muss:

Rudolf Gürtler ist nicht nur gerichtlich beeideter Sachverständiger für Jagd und Fischerei, sondern neben vielen anderen Aktivitäten in diesen Bereichen auch Herausgeber eines umfangreichen Fischerei- und Jagdgesetzkommentars. Welche Tiere meint er genau? Und warum?

Der Verrat
des Artengleichgewichts

Zunächst einmal: Natürlich gehört die Schwarzfischerei von Menschenhand ordentlich geahndet. Gürtler geht es vielmehr darum, die Perspektive auf dieses Thema zu erweitern – und zu vertiefen. „Spreche ich von schwarzfischenden Tieren, meine ich damit fischfressende Tiere, deren Bestand förmlich explodiert“, so Gürtler. „Also den Fischotter, den Kormoran, den Fischreiher, den ich bewusst nicht Graureiher nenne, weil er wirklich viele Fische frisst, und den Gänsesäger.

„Nur, Extrempopulationen all dieser Arten sind – de facto Schwarzfischer! Und sie alle zusammen verursachen im Summationseffekt mit der Denaturierung der Gewässer, eine massive Dezimierung der Gewässerlebewesen.“ Dass es überhaupt so weit kommen konnte, liegt laut Gürtler auch an einseitigen Perspektiven bestimmter Akteure und Akteurinnen.

„Als NGO ist es natürlich einfach, mit dem Bild eines herzigen Fischotters zu werben, um mit Spenden maximale Erträge zu sammeln. Aber zu viele Fischotter fressen eben auch zu viele Fische! Und was unter Wasser passiert, sehen viele Menschen nicht. Durch solche Aktionen wird das Artengleichgewicht geradezu verraten, weil NGOs mit Scheuklappen bestimmte Tiere als spendierträchtig definieren – und damit andere sträflich vernachlässigen.“ Kann dagegen überhaupt etwas getan werden? Und wenn ja, was?

Es braucht einen
Schulterschluss

„Seit das vormalige Recht zur Reduzierung fischfressender Arten von der Fischerei auf die Jagd übertragen wurde, „bedarf es in dieser Thematik eines größeren Schulterschlusses zwischen Jagd und Fischerei“, sagt Gürtler, der selbst leidenschaftlicher Jäger und Fischer ist. „Obwohl der Abschuss eines Kormorans oder die Entnahme eines Fischotters durch mittlerweile erlassene Verordnungen in einzelnen Bundesländern möglich ist, fragen sich Jägerinnen und Jäger verständlicherweise: ‚Warum soll ich mir damit Probleme, bis zu Morddrohungen einhandeln?‘“  

Gürtler betont: „Ich bin kein Feind dieser von nur im Übermaß ‚schwarzfischenden‘ Tieren, sondern ein Freund des Artengleichgewichtes. Aber so, wie momentan nur Spendentiere verteidigt werden, ist dieses Artengleichgewicht massiv gefährdet.“ Der Schulterschluss, von dem Gürtler spricht, könnte jedoch Bewegung in die Sache bringen: „Wir haben in Österreich 140.000 Jägerinnen und Jäger und gut 400.000 Fischerinnen und Fischer. Zusammen können die nachhaltig eingreifenden Naturnutzer – als Einzige, die für Naturnutzung bezahlen – vieles verändern, davon bin ich überzeugt.“ 

Ein analoger Schulterschluss der Jäger und Jägerinnen wird auch mit den, Nutztiere haltenden Bauern, als Pfleger der Offenlandschaften erforderlich sein, um explodierende -auch Begleithunde und Menschen gefährdende – Wolfsbestände zu reduzieren. 

Wieder ein Beweis, dass gesetzlich geregelte Jagd – wie die Pandemie bewiesen hat – notwendig und systemrelevant ist!

Von der Vegetarierin zur Jägerin

Rudolf Gürtler ist gerichtlich beeideter Sachverständiger für Jagd und Fischerei. Neben vielen anderen Aktivitäten in diesen Bereichen ist er auch Herausgeber eines umfangreichen Fischerei- und Jagdgesetzkommentars.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: Rudolf Gürtler, iStock
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at

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