Was tun, wenn der Bär kommt?
Was tun, wenn der Bär kommt?
Sein Bestand ist in Österreich so gut wie erloschen und auch in unseren Nachbarländern gibt es meist nur wenige Exemplare und dennoch ist immer wieder von Begegnungen, manchmal auch von Angriffen auf Menschen, durch ihn zu lesen.
jagdfakten.at hat die wesentlichen Fakten zusammengetragen, um Sie über das richtige Verhalten zu informieren, falls Sie einem Braunbären begegnen sollten. Eines aber gleich vorweg: Zusammentreffen finden äußerst selten statt, weil sich Bären in der Regel zurückziehen, wenn sie Menschen hören.
Wie wichtig das ist, hat erst vor wenigen Wochen ein 12-jähriger Bub namens Allesandro in Südtirol bewiesen, dessen Video um die Welt ging. Er ist einem Bären begegnet und hat genau das getan, was Campern in Canada geraten und was Nationalparkverwaltungen in Nordamerika als Verhaltensregeln ausgeben: er blieb ruhig und ist weggegangen.
Wie verhalte ich mich richtig?
Wer versucht, den Bären durch lautunterstützte Gestiken zu verscheuchen, macht genau das Falsche. Provozieren Sie den Bären nicht, sondern verhalten Sie sich ruhig. Bären greifen Menschen in der Regel nicht an. Zumeist fliehen sie sogar vor uns. Sie hören und riechen uns über Kilometer und treten zumeist den Rückzug an bevor wir überhaupt eine Chance haben, sie zu bemerken.
Sollte es doch zu einer Begegnung mit Bären kommen, dann bleiben sie ruhig und entfernen sie sich langsam – nicht hektisch und schnell – vom Bären. Versuchen Sie NICHT vor dem Bären wegzulaufen, dass könnte nur den Jagdtrieb des Bären auslösen. Bären erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von 50 km/h – Spitzensportler und Rekordläufer Usain Bolt schaffte im Vergleich „nur“ 44,7 km/h auf die 100-Meter-Distanz.
Für den Fall, dass Ihnen der Bär folgt und näherkommt, legen Sie sich mit dem Gesicht zum Boden hin, rollen sich zusammen und stellen Sie sich tot. Schützen Sie dabei Ihren Kopf und Nacken mit den Ihren Händen. Sollten Sie einen Rucksack tragen, nehmen Sie ihn nicht ab. Der Rucksack schützt Ihren Rücken vor den Krallen des Bären. Im Normalfall schnüffelt der Bär vielleicht ein wenig und zieht weiter.
Warum greifen Bären an?
In den meisten Fällen bei Angriffen von Bären verteidigen die Weibchen (Bärin) ihre Jungen. Wer ausschließlich auf ausgeschilderten Wegen bleibt, kann diese Gefahrensituation eigentlich ausschließen, weil sich die Tiere, wie bereits erwähnt, zurückziehen würden. Sollten Sie dennoch auf Jungbären treffen, drehen Sie um und verlassen Sie langsam die Situation.
Gefährliche Situationen können aber auch dann entstehen, wenn ein Bär verletzt ist, oder wenn sich Hunde frei – und damit nicht sachgemäß – bewegen. Das kann provozierend auf Bären wirken.
Aufrichten ist keine Drohgebärde!
In Filmen sieht man immer wieder, wie sich Bären aufrichten und laut brüllen. Eine filmisch inszenierte Darstellung, die Angst verbreiten soll. Ja, Bären richten sich ab und an auf und stellen sich auf ihre Hinterbeine. In der Regel machen sie das aber um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, weil sie neugierig sind. Also gilt auch hier: nicht in Panik verfallen und langsam und ruhig den Rückzug antreten.
Eine Ausnahme stellt hierbei die Begegnung von rivalisierenden Bären dar. Zwei kämpfende Bären richten sich im Gefecht auf, um dem Rivalen ihre Größe zu zeigen und um ihn auf den Boden zu drücken.
Was kann ich vorsorglich tun?
An dieser Stelle kommen wir wieder auf die Ratgeber von Nordamerika zurück. In deren Verhaltensregeln ist meistens zu lesen, dass man Geräusche und Lärm machen soll. Gemeint sind Geräusche, die Bären hören und die sie daher frühzeitig auf uns aufmerksam machen. Plaudern Sie miteinander oder singen Sie ein Lied. Manchmal ist auch der Tipp vom klappernden Blechgeschirr am Rucksack und von kleinen Schellen an den Wanderschuhen zu lesen.
Ein weiterer Tipp, der eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist, keine Essensreste zurückzulassen. Das lockt Bären in für sie unnatürliche Gebiete und animiert sie zu unnatürlichem Verhalten. Bedenken Sie stets, wir Menschen haben in den Lebensraum unserer Wildtiere eingegriffen. Wir sind es, die sich im Wohnzimmer der Wildtiere bewegen. Daher: kein Müll in der Natur und respektvollen Abstand einhalten: Das sollten wir in Zeiten von Corona ja können.
Wo gibt es überhaupt noch Bären?
In Österreich sind so gut wie keine Bären mehr heimisch.
Sehr selten gibt es Übertritte aus Nachbarländern, vor allem aus Slowenien, das die größte Bärenpopulation unserer Nachbarn verzeichnet. Aber auch im nördlichen Italien oder der Slowakei leben Bären in freier Natur. In Trentino-Südtirol leben mehrere Dutzend Braunbären in freier Wildbahn. Manchmal dringen sie in Wohngebiete ein und attackieren Nutztiere. Im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts war im Jahr 1999 ein Dutzend Bären aus Slowenien in die Region gebracht und ausgesetzt worden. Den mit Abstand größten Bestand an Bären in Europa hat Rumänien, wo mehrere tausend Tiere leben. Weitere Populationen findet man in Europa in Frankreich und Spanien, in Polen, Bulgarien und Griechenland, sowie am Westbalkan, in Skandinavien und am Baltikum. Außerhalb Europas sind die größten Bärenvorkommen in Russland und den USA, sowie Kanada. Generell kommen Braunbären nur auf der Nordhalbkugel vor. In Afrika nur im Atlasgebirge, ganz im Norden des Kontinents.
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Zum Zwischenfall in Südtirol
So richtig und eindrucksvoll das Verhalten des jungen Buben war, so kritisch kann man das Verhalten seines Vaters beurteilen. Seinen Sohn in dieser Situation zu filmen hat zu einem weltweiten medialen Hype und gleichzeitig zu vielen kontroversen Diskussionen geführt.
Tipp: Auch wenn es zu dem vielleicht aufregendsten gehört, was Sie jemals gesehen haben, lassen Sie das Handy in der Hosentasche. Provozieren Sie die Tiere nicht unnötig, versuchen Sie so rasch wie möglich die Situation zu verlassen.
Es gibt genügend Beispiele, in denen die Begegnung mit einem Bären nicht derart glimpflich ausgegangen sind. So sind im Juni diesen Jahres zwei Wanderer (Vater und Sohn) am Monte Peller in den Dolomiten von einem Bären angegriffen worden. Der Bär stürzte sich auf den 28-Jährigen und begrub ihn unter sich. Sein 58-Jähriger Vater wollten seinen Sohn zur Hilfe eilen und erlitt bei dem Versuch ihn zu befreien Knochenbrüche im Bein und mehrere tiefe Wunden. Der Sohn hingegen erlitt nur oberflächliche Verletzungen.
Die wichtigsten Verhaltensregeln für die
Begegnung mit Bären zusammengefasst:
- Bleiben Sie auf den ausgeschilderten Wegen.
- Respektieren Sie den Lebensraum der Wildtiere.
- Bären sind in der Regel keine Gefahr für Menschen.
- Machen Sie sich bemerkbar.
- Nehmen Sie Ihren Abfall wieder mit – auch Nahrungsmittel.
- Ziehen Sie Sich langsam zurück.
- Bei Angriff des Bären auf den Boden legen und totstellen.
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Bildquellen für diesen Beitrag:
Titelbild und weitere Bilder: Pixabay
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