Dr. Philipp Harmer CIC im Gespräch über vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen und was wir dagegen tun können - Jagdfakten.at informiert

Vom Aussterben bedroht: Was können wir dagegen tun?

Noch nie waren so viele Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht wie heute.
Was gegen das Artensterben getan wird – und welchen wertvollen Beitrag die Jägerschaft dabei leistet.
 

VOM AUSSTERBEN BEDROHT

In Zeiten wie diesen muss man kein Naturwissenschafter sein, um zu wissen: Die Artenvielfalt auf unserem Planeten schwindet in schwindelerregendem Ausmaß. Das sogenannte Artensterben betrifft eine verstörend hohe Zahl an Tieren und Pflanzen – und ist, man kann es nicht anders sagen, primär auf die Handlungen von uns Menschen zurückzuführen.

Vom Massensterben ist in unterschiedlichen Studien gar die Rede – allem Anschein nach zu Recht: Laut der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) befinden sich von den weltweit 147.500 erfassten Arten sage und schreibe 41.500 in Bedrohungskategorien. Das sind mehr als jemals zuvor. „Die Menschheit steht hier vor einem riesigen Problem – und natürlich ist das eines, das auch vor Österreich nicht Halt macht“, sagt Dr. Philipp Harmer.

Seit 2021 ist er Präsident des Internationalen Rats zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC), einem politisch unabhängigen, gemeinnützigen Beratungsorgan mit dem Ziel der Erhaltung des Wildes durch die Förderung der nachhaltigen Nutzung von natürlichen Ressourcen. 1928 gegründet, ist der Rat in 82 Ländern der Erde tätig und zählt rund 1.500 Mitglieder, darunter staatliche Institutionen, Universitäten, Firmen und auch Jagdverbände. Wenn jemand weiß, was gegen das Artensterben – sowohl international als auch national – getan wird, dann Philipp Harmer. Es verwundert also auch nicht weiter, dass der leidenschaftliche Jäger im Dezember 2022 im kanadischen Montreal war.

Weltweite Verträge,
die Wirkung zeigen

In Montreal wurde das historische „Globale Rahmenabkommen für Biodiversität“ beschlossen – und zwar von so gut wie allen UN-Mitgliedsstaaten, darunter auch Österreich. „Es besteht aus vier langfristigen Zielen bis 2050 und 23 Unterzielen bis 2030“, erklärt Harmer. Die langfristigen Ziele bestehen darin, die biologische Vielfalt wertzuschätzen, zu erhalten, wiederherzustellen und sinnvoll zu nutzen, wie es sinngemäß im Abschlusspapier geschrieben steht.

Konkretere Ziele bis 2030

 

Die 23 Unterziele hingegen sind etwas konkreter – und durchaus ehrgeizig:

So sollen bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Landes- und Meeresfläche unter Naturschutz gestellt, der Einsatz von Pestiziden und besonders gefährlichen Chemikalien halbiert und Subventionen, die nachweislich umweltschädlich sind, massiv abgebaut werden.

„Dieser völkerrechtliche Vertrag ist also so etwas wie der Weltrahmen, was den Handlungsspielraum gegen das Artensterben betrifft“, so Harmer. „Nach Europa fließen diese Verpflichtungen über die Gesetzgebung in Brüssel und aus Brüssel wiederum direkt nach Österreich. Es hat also konkrete Auswirkung auf unsere heimische Biodiversität.“

Berner Konvention

Harmer verweist auch auf die Berner Konvention, dem europaweiten Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere. Österreich ist seit 1983 Teil dieser Konvention – und damit auch zur Einhaltung der EU-Richtlinien verpflichtet, die auf Gesetzesebene die Inhalte dieser Konvention abdecken: nämlich der Flora-, Fauna- und Habitatsrichtlinien sowie der Vogelschutzrichtlinie.

„Wenn Österreich diese Gesetze nicht nachweislich umsetzt, dann gibt es Vertragsverletzungsverfahren. Diese gesetzlichen Instrumente wirken also“, betont Harmer. Und dass sie wirken, liegt auch an der wertvollen Arbeit der heimischen Jägerschaft.

Wertvolle Arbeit
der heimischen Jäger & Jägerinnen

„Die Arbeit der Jägerschaft für die Erhaltung der Biodiversität und damit auch gegen das Artensterben ist für viele Menschen nicht immer sichtbar“, so Harmer. „Viele wissen nicht, dass Jägerinnen und Jäger hunderttausende Stunden pro Jahr in die Anlage und Pflege von Teichen, Schilfgürtel, Wildäckern oder Hecken stecken. Dabei erbringen sie damit einen Service für die Natur, ohne den alle obengenannten Ziele nicht erreicht werden könnten.“

2017 bezifferte die Universität Linz in einer Studie den Wert, der die Arbeit der Jägerschaft für den Naturschutz ausmachte – und der vom Staat zu bezahlen wäre, wenn diese Arbeit entgolten würde – auf ganze 280 Millionen Euro. Laut dieser Studie beläuft sich der gemessene Beitrag zum österreichischen BIP auf über 731 Millionen Euro. Insgesamt erbringt die Jagd also eine Wirtschaftsleistung von gut einer Milliarde Euro, die zum allergrößten Teil dem Naturschutz dient.

„Die Jägerinnen und Jäger machen das alles aus Liebe zur Natur und aus Verständnis für die Natur – und natürlich, weil sie auch etwas jagen wollen“, so Harmer. Dass auch die Jagd an sich zum ökologischen Gleichgewicht beiträgt, indem sie den Wildtierbestand nachhaltig reguliert, zeigt: Die Jagd tut mehr gegen das Artensterben, als viele meinen. Und sie wird es auch Zukunft tun. Ganz einfach, weil sie im Kampf gegen das Artensterben gebraucht wird. Und das mehr denn je.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: © Dr. Philipp Harmer
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at

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