Warum der Wald die Jagd mehr denn je braucht:
In Zeiten des Klimawandels sind unsere Wälder erst recht auf nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden angewiesen.
Was heißt das genau? Und warum gehört die Motorsäge genauso dazu wie das Gewehr? Wir klären auf …
WILD WALD
BALANCE
Unberührte Natur. Eine Vorstellung, die uns Menschen seit jeher träumen lässt: Alles wächst und gedeiht ungestört vor sich hin, die Vöglein zwitschern, das Bächlein rauscht. Keine Hochbauten, keine Teerstraßen, kein Lärm, keine Abgase – nichts Menschengemachtes, das diese Idylle stören könnte. Klingt schön? Ist es auch. Nur: Unberührt ist da gar nichts. Im Gegenteil: Solche Idyllen gibt es nur, weil Menschen sie hegen und pflegen. Das gilt vor allem für unsere heimischen Wälder. Schließlich ist ein Wald kein anarchischer Raum, indem alles von allein funktioniert. Sondern ein hochsensibles Ökosystem, das mit Bedacht bewirtschaftet werden muss. Ein integraler Bestandteil dieser Bewirtschaftung betrifft den Umgang mit dem Wild. Aber was heißt das genau?
WILD & WALD
Lebensraum & Verbiss
„Die Leistungen, die die Wälder erbringen, sind vielfältig“, sagt Dr.in Elisabeth Schaschl vom Referat Forst und Energie der Landwirtschaftskammer Kärnten. „Wälder produzieren Holz, einen nachhaltigen Rohstoff, der in seiner Bedeutung immer weiter zunimmt. Sie versorgen uns mit Trinkwasser und sauberer Luft, filtern kleinste Partikel wie Abgase und Feinstaub aus der Luft. Als Kohlenstoffspeicher sind sie für uns Menschen unverzichtbar, sie schützen uns außerdem vor Steinschlag, Lawinen, Bodenerosion und Überschwemmungen. Und natürlich wird der Wald für erholungssuchende Menschen auch immer bedeutender.“
Und was genau hat das jetzt alles mit dem Wild zu tun? Nehmen wir das Beispiel des Schalenwilds, zu dem bekanntlich das Rot-, Gams- und Rehwild gehört. „Das Schalenwild hat immer schon den Wald als Lebensraum genutzt und dabei auch Einfluss auf die Verjüngung genommen“, sagt Schaschl. „Aber: Sein Bestand ist in vielen Gebieten für eine gesunde Entwicklung der Waldverjüngung einfach zu hoch.“
Das heißt: Gibt es zu viel Schalenwild, werden junge Waldbäume – und damit die Zukunft eines nachhaltigen Waldbestands – gefährdet. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Wildschäden“, im konkreten Fall von „Verbissschäden“.
Warum sind Mischwälder so wichtig?
„Der Klimawandel führt im Wald zu immer häufiger auftretenden Schadgebieten“, erklärt die Forst-Expertin. „Mischwälder können die Risiken für den Verlust von Waldfunktionen vermindern. In Mischung sind die meisten Baumarten weniger anfällig gegenüber Stress“, so Schaschl. „Fällt dennoch eine Baumart aus, gefährdet das nicht den gesamten Waldbestand, denn andere Baumarten können die entstehenden Lücken nutzen.
Auch Schädlinge, die meist auf einzelne Baumarten spezialisiert sind, haben es in Mischwäldern schwerer. Beispielsweise ist die Massenvermehrung und großflächige Ausbreitung von Fichtenborkenkäfern in Wäldern, in denen die Fichte in Mischung mit anderen Baumarten vorkommt, unwahrscheinlicher als in reinen Fichtenwäldern.“
Warum Verbissschäden so verhängnisvoll für unsere Wälder sein können?
Weil Wälder heute mehr denn ja auf Verjüngungsmaßnahmen angewiesen sind. Gerade, was die Gründung und Instandhaltung von Mischwäldern betrifft, kommt der Jägerschaft eine wichtige Rolle bei der Anpassung der Schalenwilddichte zu. Frei nach dem Motto: „Mit Motorsäge und Gewehr gehen Wald und Wild schadensfrei einher“, wie Schaschl eine von ihr mitverfasste Broschüre benannte, die über die Vorbeugung von Wildschäden informiert.
Ausgeglichene wald- und wildökologische Verhältnisse schaffen
„Die Jagd hilft uns dabei, die Schalenwildbestände auf ein Maß anzupassen, das für den jeweiligen Standort verträglich ist“, sagt Schaschl. Jägerinnen und Jäger können also durch die Jagd in Waldgebieten, in denen junge Baumarten von zu viel Schalenwild beschädigt würde, einen entscheidenden Beitrag zur Biodiversität leisten.
Nicht umsonst ruft daher Dr.in Elisabeth Schaschl die „Mariazeller Erklärung“ in Erinnerung. Diese gab 2012 gewissermaßen den Startschuss und formulierte Maßnahmen, um regional angespannte Forst-Wild Konflikte zu lösen und ausgeglichene wald- und wildökologische Verhältnisse zu schaffen.
Eine Botschaft an alle Hochsitze und Forstkanzleien
„Laut dieser Erklärung ist die Regulierung der Schalenwildbestände eine vordringliche Aufgabe der nahen Zukunft“, so Schaschl. „Dabei kommt der Jagd eine zentrale Bedeutung zu!“ Sie appelliert: „Vieles ist schon passiert, doch es muss unbedingt weiter an diesem vielversprechenden und für alle wichtigen Prozess gearbeitet werden. Die Botschaft der Mariazeller Erklärung muss bis zum letzten Hochsitz und zur letzten Forstkanzlei gelangen und umgesetzt werden!“
Abbildung links zeigt Verbiss-Schutz auf Fichten.
Abbildung rechts zeigt Dr.in Elisabeth Schaschl vom Referat Forst und Energie der Landwirtschaftskammer Kärnten.
UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG
Bildquellen für diesen Beitrag: © Elisabeth Schaschl | © Adobe Stock
Autor für diesen Beitrag: L. Palm / Jagdfakten.at
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