Wilderer im Fokus: Alles, nur kein Kavaliersdelikt!
Der Begriff des Wilderers ist so alt wie die Jagd selbst.
Aber nicht immer war er so schlecht beleumundet wie heute. Eine Zeitreise:
WILDEREI
Es sind vor allem die Schlagzeilen auf diversen Chronikseiten, die uns wiederholt auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Spektakuläre Geschichten allemal, zum Beispiel hierzulande in Annaberg und Gmunden oder heuer im deutschen Kusel, wo Wilderer zwei Polizisten kaltblütig ermordet haben.
„Heute“, sagt Sylvia Scherhaufer, Geschäftsführerin des niederösterreichischen Jagdverbands, „gibt es unter Wilderern sehr viel kriminelle Energie. Wilderei ist kein Kavalierdelikt mehr, sondern wird inzwischen juristisch auch intensiv verfolgt. Bei schweren Delikten wartet eine Freiheitsstrafe zwischen drei und fünf Jahren auf den oder die Täterin.“ Und das ist auch gut so angesichts des Imagewandels, den der Begriff des Wilderers in den letzten Jahren durchlebt.
Das gottgegebene
Recht zur Jagd
Die Wilderei an sich, also das unberechtigte Jagen und Fangen von Wildtieren, hat eine jahrhundertealte Tradition. Bis ins 9. Jahrhundert hatte jeder freie Bauer nach germanischem Recht auch das Recht zu jagen.
Später wurde das Römische Recht übernommen, das den König zum Eigentümer des Waldes machte und damit dem Volk die Möglichkeit nahm, auf legalem Weg zu Wildfleisch & Co. zu kommen. Bei den großen Bauernkriegen war nun denn auch dieses Recht das oberste Begehr – und kostete den evangelischen Theologen und Revolutionär Thomas Müntzer das Leben. Als er anno 1525 öffentlich sagte, Gott hätte allen das Recht zur Jagd gegeben, wurde er hingerichtet.
Aufstand gegen die Obrigkeit
„Wilderei“, so Scherhaufer, „war früher in erster Linie ein Aufstand gegen die Obrigkeit.“
Wobei ein „guter“ Wilderer sich zumindest an Regeln gehalten hat.
Im Gegensatz zu damals, erklärt Scherhaufer weiter, „hat heute prinzipiell jeder Mensch die Möglichkeit zu jagen.“ Insofern sei die Wilderei von heute mit jener von einst nicht zu vergleichen, weil de facto „nicht notwendig“. Vielmehr sei es eine Straftat, weil sich augenscheinlich auch kein/e TäterIn um Regeln kümmert.
Scherhaufer: „Wilderer halten sich nicht an Schonzeiten und scheren sich auch nicht darum, das Wild artgerecht zu erlegen. Teilweise wird es nur angeschossen und es wird nicht nachgesucht, teilweise jagen sie mit Pfeil und Bogen.“
Soll heißen: Auch wenn der wirtschaftliche Schaden nicht in Zahlen zu fassen ist („Grenzverletzungen gibt es viele, aber die Dunkelziffer ist höher“), ist vor allem jener für die Tiere unermesslich.
„Es geht nicht um Trophäen“
Oftmals geht es dabei weder ums Fleisch noch um die Trophäe, an Letzterem hat sich im Laufe der Zeit auch nichts geändert, wie Professor Roland Girtler in einem Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“ betonte: „Die Trophäe konnte der Wildschütz sowieso nicht aufhängen, das wäre ja ein Beweis für seine Taten gewesen.“
Girtler, Soziologe und Universitätsprofessor, gilt als „Vater“ des einzigen österreichischen Wilderermuseums, das 1998 im oberösterreichischen St. Pankraz gegründet wurde und 2021 nach Molln – Tatort des Wildererdramas mit sechs Toten von 1919 – übersiedelt ist. Und einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Wilderei gibt.
Strafverfolgung
konsequent
„Wilderei“, da ist sich Sylvia Scherhaufer abschließend sicher, „wird es immer geben. Genauso wie das Schnellfahren. Wichtig wäre nur, dass die Strafverfolgung konsequent erfolgt und die Tat von der Staatsanwaltschaft nicht als geringfügig eingestellt wird. Das sollte vor allem für jene gelten, die Wilderei gewerbsmäßig betreiben.“
Jagdfakten.at bedankt sich für das Gespräch bei Sylvia Scherhaufer, Geschäftsführerin vom Jagdverband NÖ.
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Bildquellen für diesen Beitrag: iStock
Autorin für diesen Beitrag: U. Macher/Jagdfakten.at
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