Was passiert im Wald unter der Erde?
Von Gängen mit Überholfunktion bis zu über 100-jährigen Etagen-Bauten: Wie leben Tiere in unseren Wäldern unter der Erde?
Wir geben ein paar beeindruckende Beispiele, was unter unseren Füßen lebt…
WILDTIERE
UNTER DER ERDE
Was haben Wälder und Hochhäuser gemeinsam? Auf den ersten Blick natürlich: nichts. Was, bitte, soll denn ein urbaner Betonbau im Großstadtdschungel mit dem blühenden Leben im grünen Wald zu tun haben? Zugegeben: nicht viel. Aber: Beide bestehen aus Stockwerken. Ja, auch der Wald. Zwar nicht wie ein Hochhaus über zehn, zwanzig oder dreißig. Aber vier Stockwerke, manchmal auch „Schichten“ genannt, sind es laut vielen WissenschaftlerInnen schon.
Von oben nach unten sind das folgende: Die Baumschicht ist gewissermaßen das Dachgeschoss, die Strauchschicht das zweite Stockwerk, die Krautschicht das erste, die Bodenschicht das Erdgeschoss – und die Wurzelschicht der Keller. Und genau um diesen Keller geht es hier. Oder anders gesagt: Um seine Bewohner. Denn im Kellergeschoss des Waldes ist mehr los, als viele von uns denken – und vor allem sehen.
Ausgeklügelte Baue
Am meisten los ist in einem sogenannten „Bau“. Darunter versteht man unterirdische Rückzugsräume von Tieren wie Wildkaninchen, Ottern, Zieseln oder Maulwürfen. Doch auch Füchse und Dachse halten sich, wenn sie Ruhe brauchen, wenn es kalt wird oder sie sich um den Nachwuchs kümmern, in eigens gefertigten Bauen auf. Und genau diese Baue gehören zum Faszinierendsten, was der Wald zu bieten hat. Nicht nur, weil sich dadurch manchmal merkwürdige Wohngemeinschaften bilden. Sondern auch und vor allem, weil diese Tiere Baue erschaffen, die erstaunlich groß und ausgeklügelt sind – und noch dazu jahrzehntelang genutzt werden können.
Wie leben Wildkaninchen in ihrem Bau?
Beginnen wir mit den Wildkaninchen. Ob auf Wiesen und Feldern in Waldnähe oder direkt im Wald: Sie leben prinzipiell in Kolonien und bauen Höhlensysteme, deren Größe sich an der der Kolonie orientieren. In diesem Bau verbringen sie den Großteil ihrer Zeit, lediglich in den Abend- und frühen Morgenstunden wagen sie sich hinaus, um auf Nahrungssuche zu gehen. Meist liegt ein solcher Bau rund zwei Meter tief, kann aber durchaus bis zu drei Meter in die Erde reichen.
Der Bau besteht aus einem Haupteingang und vielen kleineren Nebeneingängen. Beide Eingangsarten sind so schmal gehalten, dass keine natürlichen Feinde – wie etwa der Fuchs – eindringen könnte. Innen gibt es ein regelrechtes Tunnelsystem, stellenweise sogar mit Verbreiterungen der Gänge, damit sich die Wildkaninchen gegenseitig überholen können. Für den jungen Nachwuchs werden eigene Nestkammern angelegt, die – ihm Gegensatz zum Hauptraum der älteren Tiere – kleiner und wärmer sind.
Was macht den Dachsbau so besonders?
Ähnlich ausgeklügelt verhält es sich mit dem Dachsbau. Nur ist dieser oft um ein Vielfaches älter als jener der Wildkaninchen. Was man heute weiß: Dachsbaue werden von Generation zu Generation weitergegeben – und können mehrere hundert Jahre alt werden. Gerade deswegen sind sie oft so weitverzweigt, denn jede Generation baut diesen Bau weiter aus. Forscher haben auch schon Dachsbaue mit mehreren Stockwerken gefunden, darunter solche mit mehreren Dutzend Röhren, die bis zu 100 Meter lang sein können.
Besonders faszinierend: In so manchem Dachsbau macht es sich im Winter auch der Fuchs bequem. Warum genau, darin ist sich die Wissenschaft noch nicht wirklich einig. Vielleicht, weil Dachsbaue in einem geeigneten Waldstück bereits so viel Platz einnehmen? Fest steht: Der Fuchs haust dann meist in den Gängen und Höhlenteilen, die gerade leer sind, und kommt dem Dachs damit nicht allzu sehr in die Quere.
Worin unterscheiden sich
Fuchsbau und Dachsbau?
Aber vergessen wir nicht: In der Regel hat auch der Fuchs seinen eigenen Bau, auch wenn dieser kleiner ausfallen kann als der vom Dachs. Von außen lassen sich beide vor allem durch die die kleinen Vertiefungen unterscheiden, die der Dachs vor seinem Bau gräbt. Diese sogenannten „Dachsabtritte“ sind, wenn man so will, das Klo der reinlichen Dachse, die dort ihren Kot absetzen.
Wer selbst nach einem Dachsbau im Wald Ausschau halten möchte, sollte auf sanfte Walderhebungen mit alten Bäumen achten, allen voran Buchen, Eichen und Kiefern. Ob sich dort auch Füchse aufhalten, ist für uns Menschen von außen nicht erkennbar. Womit uns klar gemacht wird: Was da unter unseren Füßen im Wald passiert, bleibt das Geheimnis der Tiere. Manchmal über Generationen hinweg.
Abbildungen unten: Füchse vor ihrem Bau & Maulwurf
UNSERE
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Autor für diesen Beitrag: U. Macher / Jagdfakten.at
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