Wildunfälle, Wildwechsel und Verkehrsunfall, toter Fuchs am Straßenrand - Jagdfakten Österreich

Wenn in der Dämmerung am Straßenrand zwei Augen aufblitzen,
bleibt das Herz eines jeden Autofahrers für kurze Zeit stehen:

Wer wurde nicht schon einmal von einem Reh überrascht, das plötzlich aus dem Wald über die Straße wechselte. Für die meisten geht die wilde Naherfahrung glimpflich aus. Bis zu 100.000 Österreicherinnen und Österreicher aber sind pro Jahr in Wildunfälle verwickelt und kollidieren zum Beispiel mit einem Reh, Hirsch oder Wildschwein.

WILDUNFÄLLE
auf Österreichs Straßen

Erfahren Sie in diesem Artikel:

  • Wie Sie im Falle eines Wildunfalles reagieren – und wie Swarovskisteine helfen sollen einen Wildunfall zu vermeiden.
  • Was treibt Wildtiere auf Österreichs Straßen?
  • Wie verhalten Sie sich, wenn Sie ein Wildtier auf der Straße sehen?
  • Was tun, wenn Sie einen Unfall mit einem Wildtier haben?
  • Welche Tipps gibt es zur Vermeidung von Wildunfällen?

Was ist ein Wildunfall?

Als Wildunfall im Straßenverkehr werden Unfälle mit Tieren gewertet die bejagt werden dürfen. In den Statistiken nicht berechnet wird das Überfahren von Haus- oder Nutztieren, also zum Beispiel Hühner, Katzen, Igel, manche Vogelarten oder auch Kühe oder Schafe.

Bis zu 100.000 Wildunfälle pro Jahr

In Österreich kommt es im Schnitt alle sechs bis zehn Minuten zu einem Unfall mit Wildtieren im Straßenverkehr. Die offiziellen Zahlen der letzten Jahre liegen laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) bei rund 80.000 Wildunfällen pro Jahr. Schätzungen des ÖAMTC gehen davon aus, dass bis zu 100.000 Wildtiere auf Österreichs Straßen verenden.

Aber auch für Menschen ist der unerwünschte Kontakt mit den Bewohnern der Wälder gefährlich – in manchen Fällen sogar lebensgefährlich. So verletzen sich laut KFV aktuell rund 350 Personen pro Jahr bei Verkehrsunfällen mit Wildtieren, zwei bis drei kommen sogar ums Leben.

Aus 20 Kilo
werden 2 Tonnen

Trifft man mit nur 50 km/h auf ein Reh das 20 Kilogramm wiegt, wirkt bereits eine halbe Tonne auf das Fahrzeug. Bei den auf Landstraßen erlaubten 100 km/h vervierfacht sich bei einem 20 Kilogramm schweren Reh die Wirkung auf dann unglaubliche zwei Tonnen, wie von Experten des ÖAMTC berechnet wurde. Zwei Tonnen wirken auch bereits bei 50 km/h wenn das Wildtier 80 Kilogramm wiegt, was bei Wildschweinen durchaus üblich ist.

Daher sind gerade die Lenkerinnen und Lenker von einspurigen Fahrzeuge besonders gefährdet, was auch die Unfallstatistiken bestätigen. Fast jede zweite durch Wildunfälle verletzte Person im Straßenverkehr hat kein mehrspuriges Fahrzeug gelenkt.

Mit welchen Wildtieren kommt es vermehrt zu Unfällen auf Österreichs Straßen?
Wie bereits erwähnt verenden rund 80.000 – 100.000 Wildtiere pro Jahr auf Österreichs Straßen. Rund die Hälfte sind Rehe, gefolgt von Hasen. Häufig verunfallte Tiere sind zudem Fasane, Füchse, aber auch Marder, Dachse und Wildschweine.

Wildunfall auf der Straße –
wann ist die Wahrscheinlichkeit am größten?

Die Landesjagdverbände, wie auch andere Experten, mahnen vor allem in den Übergangszeiten Frühling und Herbst, bzw. in den späten Abend– und frühen Nachtstunden erhöhte Aufmerksamkeit ein, da in diesen Zeiten vermehrt Wildunfälle auftreten. Eine weitere Faustregel besagt: Je weniger Straßenverkehr, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit auf ein Wildtier zu treffen. Daher muss auch mitten in der Nacht mit Wildwechsel gerechnet werden.

Was treibt Tiere auf die Straßen?

 

Wildtiere folgen meist ihren gewohnten Routen zu Äsungsplätzen (Nahrungsplätze), oder legen längere Strecken zwischen Ruheplätzen und Nahrungsplätzen zurück. Dabei nehmen sie instinktiv die kürzesten Wege zum Ziel und unterscheiden nicht ob sie Straßen oder Feldwege betreten.

Aber auch der Mensch ist nicht unbeteiligt am oft überraschenden Queren von Verkehrsflächen. Immer mehr Personen nutzen den Wald in ihrer Freizeit – als Jogger, mit dem Rad oder einfach für einen Spaziergang mit dem Hund. Die Wildtiere versuchen Begegnungen zu vermeiden und ändern daher ihr Mobilitätsverhalten. Besonders hoch ist der Stressfaktor für Wildtiere bei der Umstellung zur Sommerzeit, weil wir Menschen schlagartig abends länger unterwegs sind.

8 Tipps zur Unfallvermeidung

 

 

Auch wenn die Empfehlungen der Wild- und Verkehrsexperten ident sind und jährlich wiederholt werden, kommt es immer wieder zu Verkehrsunfällen mit Wildtieren. Nur ein angepasstes, bzw. richtiges Verhalten von Fahrzeuglenkern kann die Zahl der Wildunfälle auf Österreichs Straßen reduzieren. Daher hier noch einmal die wichtigsten Tipps zur Unfallvermeidung:

1. Geschwindigkeit anpassen

2. Bremsbereit fahren

3. Besondere Aufmerksamkeit in der Dämmerung, im Wald und bei weitläufigen Feldern

4. Sicherheitsabstand zum vorderen Fahrzeug

5. Ist ein Tier sichtbar: bremsen, abblenden und mehrmals hupen

6. Ein Wildtier kommt selten allein – auf nachfolgende Tiere achten

7. Lenkrad nicht verreißen und bei Vollbremsung festhalten

8. Tiere kommen von beiden Seiten – 80 Prozent der Autolenker „scannen“ vorrangig den rechten Straßenrand

Wildunfall –
wie verhalten Sie sich?

 

 

 

Zuerst gilt es wie bei jedem Unfall die Gefahrenstelle abzusichern und eventuell verletzte Personen zu versorgen. Danach ist der Schaden und die beteiligte Wildart unbedingt zu melden. Das kann bei der Polizei oder dem örtlichen Aufsichtsjäger geschehen. Eine Nichtmeldung ist hingegen strafbar.

Was viele auch nicht wissen: Ein verunfalltes Wildtier darf nicht mitgenommen werden. Weder zum Tierarzt, noch zur Polizei oder zum Jäger. Der Grund dafür liegt zum einen darin, dass das Tier beim Transport mehr leiden würde als in der gewohnten Umgebung. Zum anderen wird die Mitnahme eines Wildtieres behördlich als Wilderei gewertet. In der Regel wird von der Polizei nach Meldung eines Verkehrsunfalls mit einem Wildtier sofort der zuständige Jagdaufseher hinzugezogen.

Die wichtigsten Schritte nach einem Wildunfall:

  • Unfallstelle absichern
  • Eventuell verletzte Personen erstversorgen
  • Sich dem Tier nicht nähern und nicht anfassen
  • Unfall unbedingt der Polizei melden, auch wenn das Tier „nur“ verletzt wird und flüchtet –
  • sonst gibt es keine Bescheinigung über den Unfall zur Schadensregulierung
  • Das verletzte oder tote Tier NICHT mitnehmen
  • Schaden bei der Versicherung melden

Welche Rolle fällt den Jägern zu?

 

 

 

Jäger können aufgrund ihrer Erfahrung die Situation und den Zustand des Wildtieres nach einem Unfall am Besten einschätzen. So sind z.B. Unfälle mit Wildschweinen nicht ganz ungefährlich, da verwundete Wildschweine sehr aggressiv und durch die scharfen Eckzähne äußerst wehrhaft sind. Mit Hilfe eines ausgebildeten Jagdhundes wird krankes und verletztes Wild nachgesucht, sollte es sich von der Unfallstelle entfernt haben.

Jäger kümmern sich somit um die Bergung des Unfallwildes und um die Nachsuche von verletztem Wild.

Außerdem sorgen Jäger für die ordnungsgemäße Entsorgung des Wildkörpers. Wildbret von verunfallten Tieren darf nicht verwerten werden und muss in dafür vorgesehenen Einrichtungen (TKV = Tierkörperverwertung) verbracht werden. Dort wird es schlussendlich fachgerecht entsorgt.

Welche Warnsysteme zur Vermeidung von Wildunfällen gibt es?

 

 

 

 

Wer kennt sie nicht, die Diskscheiben die in Fahrbahnnähe an Bäumen und Sträuchern hängen? Diese Wildwarnreflektoren sollen, genauso wie mit Alufolie umwickelte Baumstämme, das Scheinwerferlicht reflektieren und Tiere frühzeitig warnen. Aber auch auf technischer Seite wird laufend geforscht und Universitäten untersuchen regelmäßig die Wirksamkeit unterschiedlicher Wildwarnsysteme.

Swarovski-Kristalle zur Unfallvermeidung
Erst kürzlich wurde bekannt, dass in der italienischen Provinz Pavia (Lombardei) Swarovski-Kristalle für funkelnde Leitpfosten verwendet werden um Wildunfälle zu reduzieren. In einem ersten Test werden laut Medienberichten 50 Pfosten mit über 2.500 Kristallen und einem Gegenwert von 20.000 Euro aufgestellt.

UNSERE
LESE-EMPFEHLUNG

Bildquellen für diesen Beitrag: Jagdfakten.at/L. Molter

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